>>Die Wahrheit verletzt tiefer als jede Beleidigung. <<
-Donatien A. F. Marquis de Sade-
Das Lächeln auf meinem Gesicht verblasste, als ich Carter erkannte. Nicht, weil ich mich nicht freute ihn zu sehen, sondern weil ich nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.
Ich trat von einem Fuß auf den anderen.
Meine Mutter, die noch im Türrahmen lehnte, wirkte ein wenig irritiert, merkte aber, dass etwas nicht stimmte und drehte sich um. Ich hörte wie sich ihre Schritte entfernten und blinzelte wieder zu Carter.
Ein zögerliches Lächeln schmückte seine Mundwinkel und er kam auf mich zu.
„Hey" murmelte er leise und senkte dabei den Kopf. Ich sah immer noch, dass er verletzt war, aber er studierte besorgt mein Gesicht, als wolle er prüfen, ob ich in Ordnung war. „Wie geht es dir?"
Ich nickte schwach „schon viel besser. Noch vor zwei Tagen, habe ich mich kaum aus dem Bett bewegen können." Meine Stimme klang genauso unsicher wie ich mich fühlte und ich glaubte zu erkennen, dass auch Carter es bemerkte.
Seine Brauen waren zusammengezogen und er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Ich hatte das Gefühl, dass das was ich getan hatte zwischen uns stand wie eine unsichtbare Barriere. Wir schwiegen uns eine Zeit lang einfach nur an, ehe ich mich schließlich räusperte.
„Wollen wir-" meine Stimme brach „wollen wir hochgehen?"
„Ja"
Ich ging ihm voraus die Treppe hoch, während ein Gedanke nach dem andern durch meinen Kopf raste. Ich malte mir jedes mögliche Szenario aus, dass sich gleich abspielen könnte.
Als wir in meinem Zimmer angelangt waren, ließ ich mich steif auf dem Bett nieder. Carter setzte sich an den Schreibtisch und innständig hoffte ich, dass Kyles Zettel dort nicht immer noch lag. Zwar hatte ich vor, Carter jetzt die Wahrheit zu erzählen, aber dennoch wollte ich nicht taktlos sein und es langsam angehen.
Unbehagliche Stille machte sich zum wiederholten Male zwischen uns breit. Sein Blick zuckte zwischen mir und dem Fenster hin und her. In Gedanken malte ich mir aus, wie schlimm es für Carter sein musste, dass ich ihn betrogen hatte. Mit seinem besten Freund. Der gleich nebenan wohnte. Eine Welle von Hass auf mich selbst erfasste mich. Wie konnte ich das tun? Wie konnte ich einen Menschen so sehr verletzen?
Ich wusste nicht was mit mir los war, wie konnte es sein, dass ich mich innerhalb so kurzer Zeit, so sehr verändert hatte? Oder war ich schon immer ein schlechter Mensch gewesen und mein wahres Wesen hatte sich eben erst jetzt offenbart?
Egal wie die Sachlage war, ich musste mich entschuldigen und ich musste Carter reinen Tisch machen, denn wenn ich an seiner Stelle wäre, dann würde ich mir wünschen, dass die Sache geklärt würde. Nur wusste ich nicht genau wie ich anfangen sollte. Wahrscheinlich wäre es besser das Pflaster schnell abzureißen. Damit wäre es vermutlich schmerzloser.
Ich setzte mich aufrechter hin und drückte die Schultern durch.
„Carter, ich glaube wir müssen reden." Fing ich vorsichtig an.
Sein Kopf schnellte hoch, in seinen blauen Augen lag eine Mischung aus schrecken, Panik, furcht aber auch Erleichterung. Er nickte nur und blickte mir erwartungsvoll in die Augen.
„Ich..." meine Stimme versagte wieder und ich setzte erneut an „Es tut mir leid." Tränen stiegen bereits in mir hoch. „Ich habe so einen Mist gebaut und ich verurteile mich selbst dafür. Ich verstehe, dass du sauer bist, aber ich schwöre dir, ich wollte das nicht. Es war nicht geplant!"
Ein bitteres Schnauben entwich Carters Mund und sein Gesicht verdunkelte sich „Warum hast du es mir nicht gesagt?" seine Stimme klang gefasster als ich erwartet hätte.
Langsam erhob ich mich, so als hätte ich Angst Carter durch eine ruckartige Bewegung zu verschrecken.
„Das wollte ich. Bevor du die Auseinandersetzung von mir und Kyle mitbekommen hast, hatte ich vor, dir alles zu sagen. Ich wollte nicht, dass du es auf diese Art erfährst." Jetzt kullerte mir eine Träne über die Wange.
Carter stand ebenfalls auf. Er kam jedoch nicht auf mich zu, sondern ging an mir vorbei zum Fenster. Seine Stimme klangen energisch auf den Holzdielen meines Zimmers. Ich konnte mir denken, dass er aus dem Fenster geradewegs zu Kyles Zimmer sah und hoffte einfach das dieser nicht da war oder bemerken würde, dass Carter mich besuchte.
„Warum er?" jetzt wurde seine Stimme lauter und ich konnte die Wut und Enttäuschung in seinen Augen sehen. „Ausgerechnet Kyle!"
„Ich weiß" eine weitere Träne bahnte sich stumm ihren Weg nach draußen. Mein Kopf begann wieder zu pochen und ich spürte auch erneute Hitzewallungen, abgelöst von Schüttelfrost.
Mein Atem ging etwas schwerer und ich setzte mich, weil ich mit einem Mal wieder total erschöpft war.
Carter kam zu mir „Aber das mit uns." Er zögerte „Das ist doch echt oder? Du magst mich."
„Ja ich mag dich und das zwischen und war echt." Bestätigte ich.
„War?"
Frustriert fuhr ich mir mit den Händen durch die haare „Naja, Carter, wir waren nur ein paar Tage zusammen, wir kennen uns gerade mal etwas über einen Monat. Ich mag dich, Sehr sogar, aber ich bin nicht sicher, ob es reicht um..." ich war mir sicher, aber ich wusste nicht wie ich es möglichst rücksichtsvoll ausdrücken sollte.
„Du bist nicht in mich verliebt." Stellte er nüchtern fest.
Ich nickte betreten.
Erneut schwang seine Stimmung um, aber diesmal schrie er fast und bei der einigen Wut in seiner Stimme zuckte ich unwillkürlich zusammen.
„Du willst mir sagen, du liebst mich nicht, aber IHN? Ausgerechnet du, die doch ach o schlau ist, fällt auf diese Masche rein!" er lacht gehässig. „glaubst du echt, dass er dich ernsthaft mag?"
Meine Auen werden groß, jetzt laufen mir die Tränen ungehemmt über die Wangen. „Was redest du da?" flüstere ich und sehe verschüchtert zu ihm auf.
„Was ich da rede? Ich erkläre dir gerade, dass er dich verarscht hat." Seine Stimme klingt bitter, fast schon gehässig.
Ein ungutes Gefühl macht sich in meiner Bauchgegend bemerkbar und ich fürchte mich vor dem, was ich als nächstes hören werde. „Was meinst du?" es fällt mir schwer zu sprechen.
„Kyle hat geglaubt, dass es ein leichtes wäre, dich rumzukriegen. Ich war dagegen. Du warst nur eine Herausforderung und das ist der einzige Grund, warum er sich für dich interessiert hat."
Mir wurde über. Ich hatte das Gefühl mich jeden Moment zu übergeben. „Nein." Sagte ich „das stimmt nicht." Die Tränen laufen jetzt durchgängig „du sagst das nur, weil du sauer bist." Ich versuche mich selbst zu überzeugen und rede mir ein, dass Carter einfach so verletzt ist, dass er mir nun ebenfalls wehtuen will.
„Es ist die Wahrheit Freya. Ich mochte dich echt und ich hätte dir das gerne erspart, aber du Verdienste es die Wahrheit zu erfahren. Schließlich sind wir ja jetzt ehrlich miteinander, nicht wahr?" spöttisch schnaubend, drehte er sich plötzlich um, entfernte sich vom Fenster und verließ dann on eine Verabschiedung mein Zimmer. Einfach so, und er ließ mich stumm weinend auf meinem Bett zurück.
Ich war versteinert und erst, als ich die Haustüre unten laut ins Schloss fallen hörte hob ich den Blick. Zuerst wanderte er zum Fenster, und ich versuchte in Kyles Zimmer zu sehen. Ich hatte sogar den Eindruck drüben eine Bewegung zu sehen, aber als ich erneut hinsah, war da nichts.
Ich weinte weiter, ohne etwas dagegen tun zu können. Was sollte ich jetzt tun?
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faking it
Ficção AdolescenteFreya und Kyle sind von grundauf verschieden. Sie ist fröhlich, brav und fleißig. Die Vorzeigetochter ihrer Mutter und mehr um das Wohl anderer als um das eigene bemüht. Er ist abweisend, gemein und überheblich. Er ist der Junge, den keine Mutter ge...