Kapitel 23 - Der Beginn

25.5K 720 95
                                    

>>Dein Herz, es ist ein Diamant,
Der edle Lichter sprühet.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Für den es liebend glühet.<<

-Heinrich Heine-

Wie angekündigt stand Kyle am nächsten Morgen vor meiner Haustür. Er hatte einen neutralen Gesichtsausdruck aufgesetzt, kam jedoch dicht an mich heran, als ich ihm die Tür öffnete.

„Wir müssen uns verhalten, als wären wir zusammen, ich bin mir sicher, dass meine Mom uns durchs Fenster beobachtet." Erklärte er und ich warf über seine Schulter hinweg einen Blick zu seinem Haus.

Ich nickte zur Bestätigung „du hast recht, sie hockt dort und lächelt seelig in sich hinein." Gab ich zurück und grinste ein wenig, weil es für sie wie ein Wunder wirken musste, dass Kyle eine Freundin hatte.

Um eine Zuneigung zwischen uns vorzugaukeln umarmten wir uns, aber so, dass seine Mom unsere Gesichter nicht sehen konnte, damit sie davon ausging, dass wir uns küssten, was wir in Echt natürlich nicht taten.

Ich spürte Kyles Hand auf meinem Rücken und seine Brust an meinem Ohr. Er strahlte eine angenehme Wärme aus und aus irgendeinem Grund fühlte es sich sogar fast schon angenehm an, dass er seine Arme um mich legte.

In Gedanken schnaubte ich bei dem Gedanken und wollte mich in genau dem Moment aus der Umarmung winden, als Kyle mich losließ. Er trat einen Schritt zurück und ich drehte mich um, um mir meine Jacke und Schuhe anzuziehen.

Während ich mir meine Schultasche über die Schulter hing, hoffte ich insgeheim, dass Kyle mich nicht mit dem Motorrad fahren würde, denn obwohl meine Mom nicht da war, um zu schimpfen hatte ich von mir selber aus keine Lust, mich erneut an Kyle klammern zu müssen, wie ein Schisser.

Gott schien meine Gedanken wohl erhört zu haben, denn tatsächlich führte Kyle mich nicht zu seinem Motorrad, sondern zu einem schicken Sportwagen. Ich vermutete, dass es der Wagen seines Vaters war, denn soweit ich das mitbekommen hatte, war dieser ein ziemlich hohes Tier in einer bekannten Firma innerhalb der Stadt.

„Ist das das Auto von deinem Dad?" fragte ich Kyle, als wir eingestiegen waren, um die Stille zu durchbrechen.

Kyle grummelte missmutig „Nein, das ist mein Wagen. Meine Mom hat darauf bestanden, dass ich dich mit dem Auto zur Schule fahre." Er wirkte genervt.

Ich runzelte die Stirn. „Du willst mir also sagen, dass du so einen teuren Sportwagen besitzt und trotzdem nur mit deinem Motorrad fährst?" fragte ich verwirrt, weil ich nicht verstand, wie man so einen schönen Wagen einfach in der Garage verrosten lassen konnte.

Kyle hob nur die Schultern und grinste mich dann schief von der Seite an. „Das Motorrad kommt bei Mädchen besser an."

Ich stöhnte und verdrehte die Augen. „Eine andere Antwort hätte ich wohl auch nicht erwarten können." Sagte ich trocken.

Er hob nur die Schultern und beugte sich zur Mittelkonsole, um das Radio anzumachen.

Ich zuckte beinahe zusammen, als laute Musik aus den Lautsprechern zu dröhnen begann, dessen Texte mir ziemlich fragwürdig vorkamen.

Ich verzog ein wenig das Gesicht, bevor ich mich ebenfalls zur Konsole beugte und zuerst den Lautstärkeregler bediente und anschließend auf einen anderen Sender schaltete.

Kyle warf mir einen genervten Blick zu, bevor er wieder auf die Straße sah, sagte oder tat jedoch nichts.

Zufrieden lehnte ich mich im Sitz zurück und sah aus dem Fenster. Leise summte ich das Lied mit, welches gerade lief.

faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt