>>Ich brauche sehr viel Liebe –
ich will geliebt werden und Liebe schenken.
Liebe ängstigt mich nicht,
aber ihr Verlust schon<<-Audrey Hepburn-
Ich hatte keine Ahnung wo ich hinging, aber nach etwa zehn Minuten war ich am Park und setzte mich auf eine Bank. Eine einzelne Träne kullerte mir über die Wange aber ich wischte sie weg. Es war nicht richtig von mir gewesen, so mit meiner Mom zu reden. Ich wusste, dass sie meinen Dad immer noch vermisste. Das tat ich schließlich auch. Und sie machte sich ja nur sorgen um mich, sie wollte mich eben beschützen.
Ich nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und mein Kopf ruckte in die Höhe. Plötzlich wurde mir bewusst, dass es schon dunkel war und ich mich alleine in einer Gegend aufhielt, in der wenig los war. Ich tastete in meiner Jackentasche nach einem spitzen Gegenstand und ergriff meinen Schlüssel.
Ich stand auf und kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, wer die Person war und als diese sich aus dem Schatten löste und in das Licht einer Laterne trat, wich ich einen Schritt zurück ehe ich sie erkannte.
Ich stieß erleichtert die Luft aus und ließ den Schlüssel in meiner Tasche los.
„Verdammt, erschreck mich doch nicht so." sagte ich mürrisch und setzte mich wieder.
Kyle kam zu mir und ließ sich neben mir nieder. „Sorry."
Ich nickte „Schon ok. Was machst du denn überhaupt hier?"
Er räusperte sich „Ich habe gesehen, wie du das Haus verlassen hast und dann bin ich dir gefolgt."
„Warum?"
„Weil es schon spät und dunkel ist und du als Mädchen nicht alleine draußen rum rennen solltest." Es klang als würde er ein Geständnis ablegen.
Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel ein wenig hoben. „Machst du dir etwa sorgen um mich? Und ich dachte es ist dir egal, was mit mir ist."
Er hob die Schultern und ich sah ihn an. Er erwiderte den Blick einen Moment lang. Seine Züge waren entspannt und sanft.
„Bilde dir bloß nicht zu viel ein, ich dachte nur ich wäre dir das schuldig nach dem was du für mich gemacht hast." Er brach den Blickkontakt ab und ich spürte wie meine Mundwinkel wieder nach unten wanderten.
„Charmant." Stieß ich hervor.
Er grinste ein wenig „Wieso? Hattest du auf eine andere Antwort gehofft?"
„Nein."
Wir schwiegen eine Weile.
„Möchtest du darüber reden, warum du hier bist?" fragte Kyle schließlich ungewöhnlich sanft.
Verwundert sah ich ihn an. Er hatte die Stirn ein wenig besorgt in Falten gelegt und betrachtete mich.
„Hast du mir gerade angeboten mich zu trösten?" ein leisen Kichern konnte ich mir nicht verkneifen.
Fast schon etwas verlegen hob er die Schultern. „Wenn du das möchtest."
Ich kicherte erneut und hob meinen Blick zum Himmel.
Er war wolkenlos und die Sterne und der Mond funkelten lichtspendend zu uns hinunter. Es sah traumhaft schön.
„Wenn du das Licht von der Laterne etwas abschirmst kannst du sogar die Milchstraße ein wenig sehen." meinte Kyle.
Ich hob eine Hand so, dass sie das Licht abhielten und tatsächlich erkannte ich einen weißen Schimmer, der sich über den Himmel wand.
Ich musste an meinen Dad denken. Ich fragte mich, ob er wohl in diesem Moment von dort oben auf mich herabsah. Erneut löste sich eine Träne aus meinem Augenwinkel.
Ich spürte wie Kyle neben mir nach meiner Hand griff und sie mit seiner umschloss.
„Woran denkst du?" fragte er leise.
„Ich denke an meinen Dad."
„Er ist tot oder?"
Ich nickte und ein Schluchzer entwich mir „Ja."
„Wann?"
„Vor zwei Jahren an Krebs."
Er schwieg kurz.
„Das tut mir leid." Seine Stimme klang aufrichtig. „Weinst du wegen ihm?"
Ich nickte „Und weil ich meiner Mom Dinge an den Kopf geworfen habe, die ich nicht so meine." Ich schluchzte erneut „Ich wollte ihr einfach nur sagen, dass sie mich nicht so bemuttern soll."
Kyle nickte. „Fey, egal was du gesagt hast, sie weiß dass du sie liebst. Und irgendwann musstest du ihr das sagen. Jeder braucht seine Freiheit und deine Mutter muss einsehen, dass sie dich nicht ewig bei sich behalten kann."
„Ich weiß" stieß ich hervor. „Aber sie will ich nicht verlieren, sie vermisst meinen Dad doch so unglaublich." Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und schlug mir die Hände vors Gesicht. „Und ich- ich vermisse ihn doch auch so unglaublich." Plötzlich kam alles in mir hoch, was ich die letzten Tage verdrängt hatte. Die Dämme brachen und ich fing an haltlos zu weinen.
Kyle legte unglaublich zartfühlend einen Arm um mich und zog mich an seine Brust, an der ich mich ausheulte. Ich weinte und weinte, bis ich Schluckauf bekam und Kyles Atem beruhigte mich. Bis ich irgendwann einfach nur noch müde an ihn gelehnt war und leise Hickser von mir gab.
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faking it
Teen FictionFreya und Kyle sind von grundauf verschieden. Sie ist fröhlich, brav und fleißig. Die Vorzeigetochter ihrer Mutter und mehr um das Wohl anderer als um das eigene bemüht. Er ist abweisend, gemein und überheblich. Er ist der Junge, den keine Mutter ge...