Kapitel 26 - du solltest nicht zu der Party gehen

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>>Im ersten Ehejahr strebt ein Mann die Vorherrschaft an.
Im zweiten kämpft er um die Gleichberechtigung.
Ab dem dritten ringt er um die nackte Existenz.<<

-George Bernard Shaw-

Andrew und Landon wollten am folgenden Tag alles wissen, was gestern vorgefallen war. Jeden Gesprächsfetzen analysierten sie bis ins letzte Detail, um herauszufinden, ob sich irgendwo eine echte Zuneigung versteckte und während sich Landon unsicher war, schien Andrew fest davon überzeugt, dass Kyle mich zumindest nicht in dem Ausmaß hasste, wie ich es glaubte.

Ich hatte keine Ahnung, was mir diese Erkenntnis bringen sollte, schwieg jedoch.

Wir waren gerade in der Cafeteria angekommen und setzten uns an unseren Stammtisch, recht zentral in dem großen Raum, als ich Carter auf uns zukommen sah.

Ich wurde ein wenig nervös, besonders weil meine Freunde anfingen wissend zu grinsen und Carter übertrieben freundlich ansahen. Kurz bevor er uns erreichte flüsterte mir Andrew ins Ohr: „Der ist ja schon eine heiße Schnitte."

Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und hustete. Landon und Andrew grinsten nur noch mehr und ersterer klopfte mir auf die Schulter.

„Hey." Begrüßte uns plötzlich Carter und ich sah immer noch hüstelnd und mit hochrotem Kopf auf. Mein Mund öffnete sich, aber ich brachte keinen Ton heraus und musste erneut anfangen zu husten.

Carter wirkte ein wenig irritiert und sah von Andrew zu Landon. „ist mit ihr alles okay?"

Andrew kicherte und Landon nickte grinsend „sie hat sich nur verschluckt." Erneut klopfte er mir auf den Rücken „nicht wahr Freya?"

Ich nickte würgend „ja."

Carter lächelte mich an. „Ich wollte eigentlich nur nochmal fragen, ob du jetzt zu der Party morgen kommen möchtest." Er klang etwas verlegen und seine Stimme hatte einen hoffnungsvollen Unterton.

Ich räusperte mich und wollte zum Sprechen ansetzen, aber Andrew war schneller.

„Natürlich kommt sie, die ganze Zeit redet sie von nichts anderem."

Ich fuhr zu ihm herum und funkelte ihn böse an. Als ich mich wieder zu Carter umdrehte, sah ich die Freude in seinem Blick. Seine Augen leuchteten mich dankbar an und auch wenn ich Andrews Aussage eigentlich hatte verneinen wollen, konnte ich mich nun nicht mehr dazu durchringen. Ich wollte ihm diese Freude nicht wieder kaputt machen, also nickte ich ihm nur mit gezwungenem Lächeln zu.

„Super." Sagte er zu mir „soll ich dich dann vielleicht bei dir zuhause abholen?"

Ich winkte ab. „Oh nein das brauchst du nicht, Landon oder Andrew können mich bestimmt fahren." Ich lächelte und trat Landon auf den Fuß, damit er mir nicht in den Rücken fiel.

„Oder Kyle" fügte Andrew dann auch noch leise stichelnd hinzu, sodass ich wenn möglich noch röter wurde.

Carter sah ein wenig irritiert zwischen uns allen hin und her und ich war mich nicht sicher, ob er verstanden hatte, was Andrew gesagt hatte, allerdings wollte ich es auch nicht heraus finden.
„Also dann..." fing ich an und machte einen Schritt Richtung Essensverteilung, um zu zeigen, dass ich Hunger hatte.

Carter schüttelte den Kopf „Oh ähm ja klar, bis dann." Er fuhr sich über den Nacken und ging dann zu seinen Freunden zurück.

Andrew fing an zu kichern und Landon stieß mir grinsend in die Seite.

„Ihr haltet die klappe." Fauchte ich und warf ihnen einen mörderischen Blick zu, ehe ich mich in der Schlage der Essensausgabe einreihte.

Ich stand bereits seit zehn Minuten in der Schlange und war fast dran, als ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir sagen hörte: „Ich muss da mal durch."

Ich drehte mich um und sah gerade wie Kyle sich an einer Gruppe Mädchen vorbeischob, die ihn alle anhimmelten. Er zwinkerte einer hübschen Blondine zu und sie war so verzückt, dass ich befürchtete, sie würde gleich zu sabbern anfangen. Ich verdrehte die Augen und wollte mich abwenden, aber dann bemerkte ich, dass Kyle vor mir stehen blieb.

Er sah auf mich hinab und ich hob gespielt entschuldigend die Arme hoch „Sorry, ich lasse dich nicht vor." Sagte ich, weil ich glaubte, dass es seine Absicht war, sich vorzudrängen.

Er hoch die Schultern „Das wollte ich auch gar nicht."

Ich hob die Brauen. „Na das sah für mich aber anders aus."

Er ignorierte meinen Einwurf und sah mich ernst an „Du solltest nicht zu der Party morgen gehen." Sagte er direkt und ich fühlte mich kurz aus der Bahn geworfen.

„Was?" versicherte ich mich, dass ich ihn auch richtig verstanden hatte.

„Du solltest nicht zu der Party gehen."

„Warum nicht?" verwirrt sah ich ihn an.

er deutete auf die Essensausgabe, hinter der mich die Frau genervt ansah. Schnell bestellte ich mir mein Essen und während die Frau meine Sachen ausgab, sah ich wieder Kyle an.

„Warum?"

Er antwortete nicht direkt, reichte der Frau hinter der Ausgabe ein paar Münzen und schob mich weiter. Jetzt war ich wirklich verwirrt. Hat er gerade mein Essen bezahlt?

Ich wühlte in meinen Taschen und wollte ihm das Geld zurückgeben, aber er winkte ab.

„Wenn wir getrennt dahingehen, dann fällt meinen Eltern doch auf, dass das ganze nur verarsche ist." Fing er an und ich verstand sein Problem trotzdem nicht.

„Dann fahren wir eben zusammen hin." Gab ich schulterzuckend zurück, auch wenn ich nicht begeistert von der Idee war.

Kyle fuhr sich durch die Haare „Du verstehst das nicht. Das ist nicht ganz deine Liga."

Jetzt verstand ich langsam. „Ach so du meinst, ich gehöre da nicht hin. Ich bin nicht cool genug." Meine Stimme klang ein wenig giftig, weil ich mich ein wenig angegriffen fühlte.

Kyle seufzte „Ich habe einfach keine Lust ständig nach dir schauen und auf dich aufpassen zu müssen."

Ich schnaubte „Schön, das musst du auch nicht, weil es nicht deine Aufgabe ist. Ich lasse mir nicht von dir verbieten auf eine Party zu gehen." Finster und entschlossen sah ich ihn an.

Er öffnete den Mund und wollte noch etwas sagen, aber ich drehte mich mit meinem Tablett in der Hand um.

Auch wenn ich eigentlich nicht vorgehabt hatte zu der Party zu gehen, war ich nun fest entschlossen, es erst recht zu tun.


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