182. Die Zeit bis zur Fahrt

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-Samu's Sicht-

Nachdem wir zu Abend gegessen hatten kamen Liisa und Mikko zu uns. Sie wunderten sich warum Eve bei uns ist und dachten zuerst mit Mara wäre was, doch wir konnten es schnell aufklären.

Liisa gab Eve noch eine kleine Übung mit an die Hand welche sie problemlos im Sitzen machen konnte, damit würde sie ihrem Körper helfen schnell die Entzündung los zu werden. Eve bedankte sich und verabschiedete sich ins Bett. Sie wollte uns nicht stören und ging in Maras Zimmer wo wir sie kurzfristig einquartiert hatten. Allerdings sah man ihr auch an, dass sie Schmerzen hatte. Mina hatte zuerst überlegt nochmal die Entzündung auszustreichen, doch als sie Eves schmerzverzerrtes Gesicht sah ließ sie es und bat mich eine Wärmflasche für meine Mum zu machen.

Danach unterhielt sich Lisa mit Mina und riet ihr mit Atemübungen den ersten Stress der Attacken zu bewältigen. Das Köpfchenwirrwarr, so wie ich es gerne nenne, bekommt man zwar leider nicht weg. Man kann nur gegen die Gefühle was machen, denn Mina kann ja nicht jedes Mal weglaufen. Was mache ich, wenn wir irgendwo fremd sind, dann gehe ich sie suchen und kenne mich selber nicht aus. Die Übung sah lustig aus, aber ganz ehrlich mir half sie auch mich zu beruhigen. Ich werde es das nächste Mal ausprobieren. An dem Abend mit Robin hätte ich sie gut gebrauchen können. Wir unterhielten uns noch über alles Mögliche und hatten einen schönen Abend zusammen. Mikko sah sich Mina's Vertrag für die Uni an und war begeistert. Zudem war er auch beeindruckt, was Mina in der kurzen Zeit in Helsinki auf die Beine gestellt hat. Sie hat alles alleine geschafft und das ohne Vitamin B, denn bei ihren Sachen kann ich ihr leider nicht helfen. Ich bin mega stolz auf sie, wäre gut wenn ich ihr das zeigen würde. Die beiden verabschiedeten sich und meine Süße wollte ins Bett. Sie fragte: „Schatz kannst du die alte Frau tragen, sonst schlaf ich gleich hier ein. Ich bin zu müde um mich zu Erheben.“ Ich könnte jetzt fies sein und sie liegen lassen, doch mein Problem wäre es später auch noch. Mina lag auf meinem Schoß. So kann ich definitiv nicht einschlafen, also muss der große Finne ihr den Gefallen tun. „Prinsessa, bist du für alles zu müde?“ Ich zwinkerte sie an. Mina grinste frech zurück und sagte: „Musst du ausprobieren, kann ich dir nicht sagen. An was hast du denn gedacht? Wolltest du mir noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen?“ Ich knuffte sie in die Seite und streckte ihr die Zunge raus. „Ja, sowas in der Art, schwebte mir vor.“ Mina stand dann doch selber auf und lief so schnell sie konnte mit ihren Krücken ins Schlafzimmer. Ich sprang auf und rannte hinterher. Gut das Rennen war jetzt verdammt unfair, denn ich war ja schneller. Aus diesem Grunde gewährte ich ihr einen kleinen Vorsprung. An der Schlafzimmertür bekam ich sie zu packen und hob sie hoch. Um mich mit ihr, paar Meter weiter auf unser Bett fallen zu lassen. Sie quiekte vergnügt. Hielt sich aber gleichzeitig die Hand vor den Mund. „Samu, deine Mum.“ Stimmt, die war ja auch noch da. „Süße, dann musst du halt leiser sein“, sagte ich zu ihr und grinste schelmisch. Mina boxte mich in die Rippen und wir hatten noch viel Spaß zusammen. Ich glaube wir holen jetzt das nach, was in der Zeit ihres Komas nicht möglich war. Denke ich wohl jetzt jedes Mal.

Die nächsten Tage war Packen und Wäsche waschen angesagt. Kaisa kam vorbei um sich um beide Frauen zu kümmern und mit Mina ging ich jeden Tag eine Stunde im Park spazieren. Es funktionierte alles viel besser.

Am Tag vor der Abreise hatten wir nochmal einen Termin in der Praxis von Kimi. Zuerst schaute er sich die Hüfte meiner Mum an. Als wir dran waren erzählte er Mina, dass die Entzündung in der Hüfte meiner Mum schon abgenommen hat und dass sie sich in 1-2 Wochen wieder normal verhalten könnte.

Er schaute sich Minas Muskulatur an und riet ihr langsam mit der Gangschulung anzufangen, denn sie könnte bald auf die Krücken verzichten. Sie sollte es aber noch nicht übertreiben. Auf den Rollstuhl sollte sie jetzt schon verzichten. Das Übertreiben, sagt er genau der Richtigen, dachte ich mir. Meine Prinsessa muss ich dann mal wieder stoppen. Sie meint ja immer es geht noch was. Kimi wandte sich an mich und sagte: „Samu, du passt mir bitte auf Mina auf, die überstürzt gerne alles und das wäre jetzt fatal. Das könnte ein großer Schritt zurück bedeuten. Sie darf maximal eine halbe Stunde ohne Krücken die nächsten paar Tage laufen. Sollte es mehr werden oder sie noch zu unsicher sein, dann stopp sie. Ich sage, dass jetzt nicht als Rat, sondern als Befehl. Zu Not musst du ihr nochmal ins Gewissen reden. Sie darf, wenn ihr im Hotel ein Fitnessraum habt, locker auf dem Trimm-Rad fahren. So max. 2 x eine halbe Stunde, aber in lockerem Tempo.“ Mina nickte bei allem, so nach dem Motto redet ihr bloß ich zieh mein eigenes Programm durch. Kimi durchschaute Mina und schaute sie bitterböse an. „Mina ich meine das sehr ernst. Du versaust dir alles, du schadest nur dir selber. Ich weiß, dass dir das jetzt nicht gefällt, dass ich dir gerade einen Einlauf verpasse. Genauso weiß ich, dass du mich gleich hassen wirst und heulend hieraus gehst, wenn ich jetzt in dem Ton mit dir weiterrede. Samu, keine Angst, ich kenne deine Verlobte und manchmal muss ich mit ihr so reden. Sie hätte sich sonst schon mal ihren Traum versaut. Das mit der Dozentenstelle wollte sie erst gar nicht machen, denn sie hatte Angst vor dir. Dadurch hätte sie ja dann noch weniger Zeit für Dich, deshalb hätte sie lieber darauf verzichtet, damit du nicht sauer auf sie bist. Sie geht aber darin auf. Du hättest mal sehen sollen, wie glücklich sie aussah beim Lehren und beim Näherbringen ihrer Erfahrungen. Vor mir brauchst du übrigens keine Angst zu haben, auch wenn ich dann mehr mit Mina zusammenarbeite. Sie ist zwar eine hübsche Lady und ich nehme sie gerne mal für Univeranstaltungen mit, die sind da noch etwas prüde eingestellt, doch mein Herz gehört einem Mann.“ Krass wie der mit Mina redet. Hatte Mina Angst, dass sie dann zu erfolgreich für mich wäre? Sie hatte bis vor paar Tagen nie von einer Dozentenstelle an der Uni erzählt. Mina saß da wie ein Häufchen Elend. Die Ansage von Kimi setzte ihr zu. Recht hatte er ja. Ich gab ihr ein Taschentuch und fragte: „Prinsessa hat Kimi recht, dass du Angst hattest es mir zu sagen. Warum?“ Mina schluchzte und sagte: „Ich wollte nicht, dass du denkst jetzt ist die erfolgreich und ich such mir wieder so ein Dummchen, die alles für mich macht. Ganz ehrlich, ich dachte, wenn ich die 3 Jobs und den Haushalt und noch Mara nicht unter einen Hut bekomme, dann verlässt du mich, weil du daheim gewöhnt bist dich ins gemachte Nest zu setzen. Ich hatte Angst, dass mir alles zu viel wird. Spontane Termine von dir oder SA wären einfach nicht mehr drin gewesen. Alles hätte getaktet und geplant werden müssen. Ich liebe dich und hätte es nicht übers Herz gebracht, deshalb meine Beziehung aufs Spiel zu setzen und dann kam die Eileiterschwangerschaft dazu und ich habe mich gefragt, ob ich es wirklich will. Wie wäre es nochmal ein Kind mit dir zu bekommen? Diesen Wunsch habe ich definitiv immer noch. Allerdings hat mir der Unfall gezeigt, dass ich jetzt lebe und sollte ich von dir irgendwann schwanger sein, dann kann man zu dem Zeitpunkt darüber nachdenken und nicht jetzt. Ich liebe dich und wir werden das Andere auch schaffen. Ich kann nicht gegen meine Gefühle agieren, mir liegt alles am Herzen. Doch an erster Stelle, gut den musst du dir teilen, in meinem Herzen sind Mara und du. Danach kommen die anderen Dinge. Kimi, danke für den Einlauf ich habe ihn echt gebraucht. Ich weiß wie du es meinst und bin dir deshalb nicht böse, mir macht die Situation nicht mehr alles zu können echt zu schaffen. Aus diesem Grunde weiß ich jetzt was es heißt, wenn man einfach aufgeben will, weil nichts mehr klappt.“ Ich nahm Mina in den Arm und hielt sie einfach nur fest. Kimi streichelte ihr über den Arm. Sie beruhigte sich langsam ein wenig. „Prinsessa, wir lieben uns und für alles gibt es einen Weg. Wenn du die Dozentenstelle möchtest mach es, mir ist wichtig dass zu onnelinnen bist, dann sind wir es auch. Ich habe keinen Grund auf Kimi eifersüchtig zu sein, ich vertraue dir. Alles andere schaffen wir schon. Kimi danke, dass du uns die Augen geöffnet hast. Ich leihe dir gerne für solche Events meine Verlobte aus, Bedingung ist nur dass du sie wieder heil zurück bringst. Wenn du Bock hast, dann gehen wir zwei Mal ein Olut zusammen trinken, mit dir kann man echt gut reden.“ Wir machten uns auf den Weg.

Am nächsten Tag kam Robin und brachte Mara zurück und Sanna kam mit den 2 Mäusen um meine Mum abzuholen. Sanna unterhielt sich noch kurz mit Mina, ob sie bei Mum was beachten soll und meine Nichten fragten ganz laut: „Könnt ihr uns den Auftritt von Black Sunrise schicken, wir wollen Mara mal auf einem Konzert sehen.“ Mina versprach den beiden sie würde sämtliche Auftritte filmen und sollte ich mich wieder mit der Gitarre verletzen, würde sie noch ein dramatisches Video mit Zombie-Onkel dazufügen. Alle lachten, bis auf mich. So viele Frauen auf einem Haufen, das gefällt mir in dem Fall gar nicht, die halten alle irgendwie zusammen. Auch schmollen meinerseits half nicht, die Mäuse machten sich noch mehr lustig über mich. Hapa Augen auf bei der Frauenwahl!!!!

Sommer ohne Wiederkehr - Mina und Samu (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt