Heaven and Hell (Marten) | Gewinner Wattys 2020

3. Miss Undercover

Aaah ihr Süßis, vielen Dank für die Rückmeldung!

Immer noch kein Marten, aber wir kommen der Sache näher ;-) Wie stellt ihr ihn euch eigentlich vor in dieser Story? Was erwartet ihr? Ich habe so ein ungefähres Feeling, bin aber gespannt, ob ich das letztenendes auch so rüberbringen kann :D

Fühlt euch alle gedrückt!

<3

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"At least the foreigners can copy our morality - They can visit but they cannot stay - Only precious few can garner our prosperity - It makes us walk with renewed confidence"

Bad Religion – American Jesus

Es war genau drei Wochen später, und ich stand vor dem Spiegel im Bad eines kleinen Zweizimmerapartments und erkannte mich selbst nicht wieder.

„Hilfe!", jammerte ich und drehte mich von links nach rechts.

Meine ehemals aschblonden Haare waren dunkelbraun gefärbt, ich trug einen Ring durch die Nasenscheidewand, meine Fingernägel waren aufgeklebt und schwarz, ich war geschminkt und angezogen, wie eine Bordsteinschwalbe. Die letzten Tage hatte ich endlos lang geübt, in hohen Schuhen zu laufen, um mich nicht vollständig zu blamieren. Mittlerweile war ich mir allerdings ziemlich sicher, dass diese Idee, dieser Auftrag, ein kompletter Reinfall werden würde.

Gott, ich konnte schießen und verhören, im Dreck kriechen und alkoholisierte Penner neben mir auf der Rückbank eines Polizeiwagens ertragen, aber mit Lockenwicklern, Lippenstift und Nagellack tat ich mich schwer. Das war einfach nicht meine Welt. Ich trank lieber Bier als Sekt und Motocross fand ich um einiges cooler als Cheerleading oder so einen Scheiß. Und jetzt? Jetzt bestand mein Auftrag darin, eine sexy Kellnerin abzugeben, die den Männern den Kopf verdrehte. Ich war so verdammt ungeeignet für diesen Undercover-Unsinn!

Ich hatte innerhalb weniger Tage eine komplett neue Identität bekommen. Ich zog aus meiner kleinen Wohnung in Langhorn in ein Apartment in Altona, laut meines neuen Ausweises war mein Name Karena Wertmann und ich stammte aus Frankfurt. Und da ich laut den offiziell geänderten Statistiken eine Schulabbrecherin war, mit 17 von zu Hause abgehauen und nun auf der Suche nach einem Job, der meine Miete bezahlte, passte mein Aussehen wohl wie die Faust aufs Auge. Ich begann, die Spezialausbildung der geschulten Undercover Cops zu schätzen zu wissen. Momentan fühlte ich mich fremd in mir selbst, kein schöner Zustand.

Ich war nun schon drei Wochen von der Bildfläche verschwunden. Offiziell hatte ich mich auf den Weg nach Duisburg gemacht, inoffiziell hatte ich die Tage mit Schmitters verbracht, der meinen Lebenslauf detailliert ausgearbeitet hatte. Abends hatte ich in der Klitsche, die meine neue Wohnung war, gesessen, und mir Listen von Namen, Orten, Daten eingeprägt. Familie, Freunde, Heimatstadt, Bars und Clubs in dieser. Lieblingslehrer, Hassfächer. Hatte ich ein Haustier gehabt? Geschwister? Wo lebten meine inexistenten Großeltern? Wie war ich von Frankfurt nach Hamburg gekommen, wer hatte mir die Wohnung verschafft? Mein Instagram-Profil war gelöscht worden, ich hatte ein neues Facebookprofil bekommen, sogar ein Karton mit Kinderfotos, die definitiv nicht mich zeigten, und gefälschten Geburtstagskarten stand nun in meinem Kleiderschrank.

Schmitter hatte seine Kontakte spielen lassen und so war Karena Wertmann nun auf allen Meldelisten – Schule, Stadt, Krankenhaus - ,sie war versichert und in Frankfurt einmal wegen Besitzes einer kleinen Menge Koks festgenommen worden. Morgen stand der Termin für meine neuen Passbilder an, damit ich so schnell wie möglich an neue Papiere kam, denn Freitag war D-Day. Am Freitag war ein Casting im Club Void, gesucht wurden neue Kellnerinnen, und das war meine Chance, in die Szene einzusteigen. Die Chance, den Maulwurf zu finden, die Devils Angels Bosse hinter Gitter zu bringen und dann befördert zu werden.