4. Von Damen und Bossen

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Einen wunderschönen Sonntagvormittag, meine Lieben!

Da es gestern was neues von Bonez gab, gibt es heute ein weiteres Marten-Kapitel - in dem er das erste Mal einen kleinen Gastauftritt hat ;-)

Freut euch, ab jetzt gehts richtig los mit ihm - was haltet ihr eigentlich von so vielen Tattoos, wie unser Protagonist sie hat? Euer Ding, oder eher nicht so?

<3

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"Now the dark begins to rise - Save your breath, it's far from over - Leave the lost and dead behind - Now's your chance to run for cover"

Breaking Benjamin – I will not bow


„Hier und hier unterschreiben. Sollten wir Drogenprobleme oder sowas bei dir bemerken, fliegst du. Wenn du die Kunden hier fickst und dafür Geld nimmst, fliegst du auch. Kapiert?"

Boxer funkelte mich grimmig an, während ich in einem Hinterzimmer saß, die Beine überschlagen, meinen Arbeitsvertrag auf dem Schreibtisch vor mir.

„Kapiert", gab ich zurück.

Ich hatte nicht vor, mir weder das eine, noch das andere zu Schulden kommen zu lassen. Gott bewahre. Ich setzte mein Kürzel auf die dafür vorgesehene Linie und kam mir auf einmal vor, als hätte ich einen Pakt mit dem Teufel unterschrieben.

Ich wurde ohne einen Gruß, nur mit einem Kopfnicken, verabschiedet und atmete tief durch, als ich endlich meine Wohnungstür hinter mir schloss. Mir war schlecht. Ich ging in die Küche und nahm die SIM-Karte aus der Knoblauchpresse, in der sich sie versteckt hatte, steckte sie in mein Handy und tippte ein ‚Ok' an Polizeirat Schmitter. Kontakt und Informationsgehalt sollte so gering wie möglich gehalten werden, zum Schutz der Operation. Und zu meinem. Ich wechselte die SIM-Karte wieder aus, schälte mich aus meiner engen Hose und beglückwünschte mich selbst dazu, den ersten Schritt meines Auftrages gemeistert zu haben. Ob und wann ich nun die Devils Angels Chefs treffen würde, stand in den Sternen.


„Tisch elf dahinten, in der Ecke, bekommt eine Flasche Whiskey und fünf Gläser, vorbereitet mit jeweils zwei Eiswürfeln. Dann den Rest des Abends nicht mehr stören, verstanden?"

Keine Zeit zum Einarbeiten, kein Kennenlernen der Räumlichkeiten. Als ich um acht Uhr eingetroffen war, hatte Gina mir meine Arbeitskleidung in die Hand gedrückt und mir fünf Minuten zum Umziehen gegeben. Ein Rock, der gerade mal vollständig meinen Slip bedeckte, ein langärmeliges, aber bauchfreies schwarzes Oberteil, auf dessen weit ausgeschnittenem Brustteil der mir bekannte Totenkopf mit Engelsflügeln prangte und schwarze Stiefel. Es hätte schlimmer kommen können. Die Nippelpatches der Blonden vom Casting waren mir in reger Erinnerung geblieben.

Ich hatte Chris, den Barkeeper, kennen gelernt und mir außerdem einschärfen lassen, keine Freigetränke zu verteilen. Bei Problemen sollte ich mich sofort an die Securities wenden, die an ihren schwarzen Lederjacken mit dem aufgedruckten Deadhead zu erkennen waren. Es gab viele von ihnen.

Außer mir arbeiteten noch fünf weitere Frauen hier, Gina, die blasse Rastafrau vom Casting, außerdem Michelle und Valerie, die Zwillingsschwestern waren und Riri, deren wirklichen Namen ich nicht kannte.

Die ersten Gäste kamen gegen zehn, die Musik wurde lauter gestellt, die halbnackten Tänzerinnen kletterten in ihre Käfige. In der Dunkelheit war nur wenig zu erkennen. Ich brachte also die Gläser und die Whiskeyflasche an Tisch Nummer elf. Ich näherte mich der dunklen Nische, einzelnen Besuchern ausweichend und versuchte, mein Tablett irgendwie davon abzuhalten, in Schräglage zu kommen.

Heaven and Hell (Marten) | Gewinner Wattys 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt