39. Schuld

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Hier sind wir nun :)

Das längste Kapitel der ganzen Story, und auch der Höhepunkt der Geschichte. Ihr habt sehr tapfer bis hier her ausgehalten und mitgefiebert, ich bin also sehr gespannt, wie ihr das Kapitel findet.

Ich sage jetzt schon mal sorry - ihr werdet merken, wofür.

<3

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"I walk among the children of my fathers - The broken wings, betrayal's cost - They call to me but never touch my heart, now - I am too far - I'm too lost"

The White Buffalo & The Forest Rangers – Come join the murder


Ich erwarte Sie vor Ort, sichern Sie Beweise. Wir benötigen Fotos. Wenn nur VP1 und VP2 vor Ort sind, ist das Risiko gering. Liefern Sie die Informationen, die ich benötige, um die Führungsriege dranzukriegen. Dann erhalten Sie Ihre Identität zurück und einen weiteren Stern in Stuttgart. Der Vertrag liegt bereit.

Ich war ruhig, wie immer vor Einsätzen. Kontrollierte meinen Puls, meine Atmung, mein Herz. Die Hände am Lenkrad, das Handy in seiner Halterung. Ich trug dunkle Stretch-Jeans, Sneaker, ein schwarzes Top mit einem schwarzen Zipper darüber, um im Dunklen unauffällig zu bleiben. Ich war ausgeruht, hatte genug gegessen und getrunken. Ich trug keine Papiere bei mir, zur Sicherheit, nur Bargeld. Meine Schlüssel würde ich im Auto lassen. Unter dem Zipper trug ich das erste Mal seit Monaten mein Holster, meine Waffe geladen und gesichert griffbereit. Eine schusssichere Weste hatte ich nicht, sie hätte mich aber auch in meiner Bewegungsfreiheit behindert. Mein Messer steckte in seiner Halterungen an meinem Oberschenkel. Meine Taschenlampe im Hosenbund. Ich war ausgerüstet wie für jeden Einsatz, doch das hier war nicht wie jeder Einsatz.

Ich wartete auf das erste Alarmsignal, dass Martens Mercedes bewegt wurde. Sie würden mit mehreren Wagen fahren, das wusste ich, Maxwells SUV und Martens Auto. Den Peilsender hatte ich schon gestern Abend unauffällig unter Martens Wagen angebracht, dank dem magnetischen Clip war das kein Problem gewesen. Nach dem Aussteigen so tun, als hätte sich mein Schnürsenkel gelöst, einmal bücken und das Teil war befestigt. Und nun wartete ich. 23 Uhr, hatte Marten gesagt, würden sie sich treffen. Jetzt war es halb elf. Sie waren noch nicht losgefahren, also musste das Ziel direkt in oder um Hamburg liegen. Jonas wartete mit einer zweiten Riege im Angels Place, würde etwas unvorhergesehenes passieren, würden sie ausschwärmen und auch bei mir vorbeikommen, um mich mitzunehmen. Doch ich würde nicht da sein. Ich entspannte meine Finger. Ruhig atmen.

Ich checkte meine Uhr. 22:34. Waren sie etwa doch mit einem anderen Auto gefahren? Ich hatte keine Chance gehabt, eine Tracking-App auf Martens Handy zu installieren, oder ihm einen Tracker in die Tasche zu schmuggeln, er musste einfach – die App blinkte auf. Ich öffnete sie, Martens Auto bewegte sich. Vom Clubhaus weg. Ich startete den Motor. Es war so weit.

Ich folgte dem Punkt auf der digitalen Straßenkarte, der sich in gemächlichem Tempo vorwärtsbewegte. Ich hatte keine Eile. Es ging in Richtung Flughafen und daran vorbei. Wir passierten die Stadtgrenze – ein kluger Schachzug, das Bundesland zu wechseln. Je mehr Behörden zusammenarbeiten mussten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass Verfahrensfehler begangen wurden, die eine Revision zuließen. Ich nickte zu mir selbst. Sie hatten gut geplant und mitgedacht. Nun waren sie in Schleswig-Holstein, fuhren allerdings nur ein kurzes Stück über eine Landstraße und bogen dann ab. Ich wartete noch einen Moment – sie parkten irgendwo im Nirgendwo. Ich scrollte an der Karte heran und gab die Koordinaten bei Google ein. Das Gelände einer Sägerei. Ideal für Versteckspiele. Sie waren verdammt gut.

Heaven and Hell (Marten) | Gewinner Wattys 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt