40. Vom Nichts ins Etwas

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Happy weekend, my dears :)

Ich weiß, der Cut war mies - aber ihr müsst zugeben, er hat schon gut gepasst ;) Wer hat wen wie getroffen, wer hat überlebt, was ist passiert? Das wird sich in den nächsten Kapitel aufdröseln. Ich bin gespannt, was ihr sagen werdet.

Übrigens habe ich jetzt zwei wunderbare Wochen Urlaub und damit genug Zeit, an anderen Geschichten zu schreiben...wollt ihr raten, was für welche es werden? Diese hier neigt sich ja langsam dem Ende zu...

<3

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„If we could take the time - To lay it on the line - I could rest my head - Just knowin' that you were mine - All mine - So if you want to love me - Then darlin' don't refrain - Or I'll just end up walkin' - In the cold November rain"

Guns N' Roses - November Rain


Ich spürte mich nicht mehr. Ich war da, aber auch...nicht. Ich war...irgendwo. Nirgendwo. Körperlos, emotionslos, als bestünde ich aus nichts als grauer Watte. Schlieren drangen an die Ränder meines Bewusstseins, doch nicht greifbar, also zog ich mich zurück ins Nichts, in die Ruhe, den Frieden, den ich so lange Zeit nicht mehr gespürt hatte, dass ich beinahe vergessen hatte, wie er sich anfühlte.

Doch etwas zog, zog mit einer unbändigen und unnachgiebigen Kraft an mir, zerrte mich aus dem wohligen Gefühl der Ohnmacht und schließlich durchbrach ich die Bewusstseinsgrenze wie eine Wasseroberfläche, nahm bewusst den ersten Atemzug, der wie Messer in meine Lungen schnitt.

Ich wehrte mich, wollte zurück, zurück an den Ort, der mich nichts mehr spüren, nicht denken ließ, doch er war verloren und fort.

Und auf einmal spürte ich mich wieder, einen einzigen, großen Schmerz, der sein brennendes Zentrum irgendwo in meinem Bauch fand, und eine Welle der Übelkeit stieg in mir auf. Ich hatte nicht die Kraft, meine Augen zu öffnen, doch irgendetwas, irgendjemand war da, irgendjemand ging, irgendjemand kam. Es dauerte Tage und Sekunden und ich war immer noch gefangen in dieser Zwischenwelt aus tiefster Ohnmacht und dem schrecklichen Bewusstsein, das ich nicht wiedererlangen wollte.

Die Schmerzen kamen und gingen und kamen wieder, und wie ein Schleier begann ich, nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Umgebung wahrzunehmen. Spürte Stoff, spürte Wärme, spürte Schläuche und das unangenehme Kratzen von Klebestreifen in meinem Nacken. Nach einer weiteren Weile hörte ich, erst nur ein Rauschen, dann Fetzen von Tönen, aber schließlich Stimmen, die redeten, doch ich verstand sie nicht, noch nicht. Und zuletzt, zuallerletzt, Licht. Helligkeit, die durch meine Augenlider drang und mich schmerzhaft aufstöhnen ließ, als ich das erst Mal seit langer, langer Zeit die Kraft hatte, sie zu öffnen.

Ich war wieder da.

Ein Krankenhausbett. Intensivstation, wie es schien. Nacht. Ein regelmäßiges Piepen. Der unangenehme Geruch nach Desinfektionsmittel und Krankheit. Lange Minuten lag ich nur da und blinzelte, versuchte, mich zu sortieren und wieder zu mir zu finden. Fühlte ich mich noch? Ja. Ein dumpfer Schmerz, glatte Laken unter meinen Fingerspitzen. Was war passiert? Ich spürte mein Herz, seit einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder, wie es pumpte und begann, schneller und schneller zu schlagen. Das regelmäßige Piepen neben mir wurde lauter, greller. Wo war Marten? Was war mit John geschehen? Mit...Schmitters? Lebten sie noch? Waren sie im Gefängnis? Hatte ich irgendetwas ausrichten können? Was war mit mir geschehen?

„Frau Wertmann? Wie schön, dass Sie wieder bei uns sind. Können Sie mich verstehen? Blinzeln Sie bitte zwei Mal, wenn Sie mich verstehen können."

Heaven and Hell (Marten) | Gewinner Wattys 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt