30. Wenn ich mich fürchte...

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Hallo meine Lieben,

im 30. Kapitel gibt es Zucker für euch. Wurde ja auch mal Zeit, dass was fürs Herz passiert ;)

@mohnfleur hat den Anfang dieses Kapitels übrigens schon erraten, deshalb widme ich dieses Jubiläumskapitel also wieder einmal ihr!

Weiß übrigens jemand von euch, was es mit diesen Wettbewerben auf Wattpad auf sich hat? Was ist das, was bringt das, habt ihr da schon einmal mitgemacht? Sehe die Hashtags des Öfteren, aber hatte noch nicht die Muße, mich näher damit zu beschäftigen...bitte erleuchtet mich, wenn ihr könnt :D

<3

P.S.: Daaaamn, wir haben die 40k geknackt. Damit hätte ich bei dieser Story vorher nie gerechnet. Ich danke euch allen :)

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„"Someday you'll understand." - Well, I'm here to tell you now each and ev'ry mother's son - You better learn it fast; you better learn it young - 'Cause, "Someday" Never Comes."

Billy Valentine & The Forest Rangers - Someday never comes


Ich entfernte das leere Magazin, nahm den Ohrenschutz ab und drehte mich um.

„Diggah was?!", sagte Maxwell ungläubig, und ich brauchte einen Moment, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Etwas abgelenkt sah ich zu dem dunkelhäutigen Mann hinüber, als ich die Ehrfurcht in seiner Stimme heraushörte. John und Marten warfen sich einen langen Blick zu, und ich tat, als wäre ich nun doch schwer mit der Waffe beschäftigt.

Ich konnte ihre Gesichter lesen. Ich warf Fragen auf, jetzt noch mehr als vorher. Ich sah auf die Pistole, schwarz, schwer, vertraut. Es ist schwer, jemandem das Gefühl zu beschreiben, das einen überkommt, wenn man eine scharfe Waffe in der Hand hält. So anders als ein Messer oder ein Schlagstock. Eine Waffe erforderte so viel weniger Kraft und so viel weniger Mut in ihrer Anwendung, und schaffte doch so viel brutalere Ergebnisse. Die Leute wunderten sich oft, wenn sie das erste Mal auf jemanden einstachen: Wie schwer es ist, wie genau man zielen muss, um nicht nur unwichtiges Muskelgewebe anzuritzen oder an einem Knochen abzurutschen, überrascht darüber, wie zäh Haut tatsächlich ist, wie viel Kraftaufwand es bedeutet, vor allem, wenn man kein zweischneidiges Messer in der Hand hält. Wie einen der geringe Abstand doch hemmt, wie zögerlich man wird, wenn man so nah an seinem Opfer steht, das lebt und atmet und Wärme ausstrahlt.

Aus der Entfernung abzudrücken ist so viel einfacher. Ich atmete aus, überrascht davon, wie viel ruhiger ich mich fühlte. Als wäre eine schwere Last von mir abgefallen – oder wenigstens ein Teil davon. Ich hatte länger nicht mehr geschossen, ich hatte es vermisst. Doch ich konnte es noch. Ich hatte keinen Handgriff verlernt, war immer noch treffsicher und absolut konzentriert in dem Moment des Schusses.

„Beeindruckend.", sagte John schließlich, legte den Kopf ein wenig schief und musterte mich.

„Die nehm ich wieder.", sagte dann Marten und nahm mir mit sanftem Nachdruck die Waffe aus der Hand. „Du bist mir entschieden zu treffsicher."

„Das solltest du auch sein, du trägst deine ja immer mit dir rum.", gab ich zurück und sah ihm in die Augen. Sein Blick war wachsam, ich sah Fragen, aber – ich hielt kurz inne – auch eine Spur von...Stolz?

„Das ist auch sein Job.", erwiderte John für seinen Vize und ich wandte mich etwas zerstreut wieder dem President zu. „Du dagegen solltest nur Tabletts tragen."

„Was ich trage, ist meine Sache."

Mein Ton war freundlich, aber deutlich. Ich hatte noch immer keinen Plan, ich wusste nicht, welcher Weg nun der richtige war, aber eines war sicher: Ich war auf mich alleine gestellt. Für mich gab es keinen Platz mehr in diesem Spiel, und doch musste ich weiter machen. Und weiter machen bedeutete, meine eigene Haut retten. Und wenn ich eine Sache in den letzten Monaten gelernt hatte, dann, dass es half, wenn sie einen fürchteten. Die Devils Angels hatten keine Angst vor mir, natürlich nicht, aber manchmal ersparte die pure Vorstellung dessen, was eine Person zu tun in der Lage war, einem einige Unannehmlichkeiten. Es war das erste Mal, dass ich wirklich und aus tiefstem Herzen begriff, weswegen den Jungs das finstere Auftreten so in Fleisch und Blut übergegangen war. Am Ende ersparte es allen Beteiligten etwas von der sowieso omnipräsenten Gewalt.

Heaven and Hell (Marten) | Gewinner Wattys 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt