18.

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Am nächsten Morgen war Nathan schon früh raus. Ich wollte ihn wecken, da ich die Nacht lieber bei mir Schlafen wollte. Sein Wunsch war, dass ich wieder bei ihn bleibe, aber ich lehnte ab. 
Er ist anders als früher. Wenn ich nicht da bin, wir uns nicht sehen, kommt keinerlei Reaktionen mehr. Sind wir im gleichen Raum, will er mich gar nicht mehr loslassen. Ein Wunder das er Nachts nicht rüberkam, oder mich morgens förmlich besprang.
Ich blieb im Flur stehen. Ich lauschte der Stille im Haus, die mich manchmal etwas traurig machte. Ein kurzes schluchzen halte durch den Flur, dass leider von mir selbst kam. Wieder musste ich an Josh denken, was er wohl macht? Leise lief ich die Treppe runter, da ich Geräusche vernahm. Ich schaute um die Ecke von der Treppe, von der ich in die Küche gucken konnte. Nathan schien immer noch aufgebracht. Eine kaputte Tasse lag auf dem Tressen die er gerade wegräumen wollte.

"Scheiße!" Nachdem er lauthals fluchte, ging ich doch runter. Ich machte mir Sorgen, da ziemlich viel Blut auf den Boden tropfte.

"Nathan, alles ok. Zeig mal ..." Dann nahm ich seine Hand und schaute mir die Verletzung an. Ein tiefer Schnitt, der Seitlich vom Zeigefinger bis zum Handballen ging.

"Das muss genäht werden." Ich zog ihn ans Waschbecken. Wie in Trance folgte er und schaute mich unentwegt an. Er sah aber zufrieden aus. Ganz plötzlich. Als ich ihn die Hand abwusch und ein Handtuch draufdrückte, was ich frisch aus dem Schrank nahm. Ich konnte leider kein Auto fahren und wollte zum Haustelefon, um ein Notarzt zu rufen. Er zog mich aber wieder an sich ran. Sein Blick. Warm und so beruhigend. Es war, als stünde in diesem Augenblick die Zeit stehen.

"Danke." Hauchte er mir entgegen. Wofür? Warum bedankte er sich auf einmal?

"Es tut mir leid. Das ich weg war. Mach dir keine Sorgen, wenn ich mich nicht melde. Bitte."

"Ich kann aber nicht anders. Du bist alles was mir bleibt. Auch wenn Josh da wäre, wäre es nicht das gleiche ohne dich." Er erfasste sanft mein Gesicht mit der freien Hand und berührte mit seiner Nase meine. Lächelnd legte er dann seine Stirn gegen die meine und schloss die Augen. Ich tat das gleiche.

"Deine Hand. Bitte ..."
Sagte ich leise. Es war kaum hörbar und meine Stimme versagte leicht, als ich dies aussprach. Er löste sich, auch wenn es so aussah, das er dies nicht wirklich wollte. Er hat eine andere Art an sich. Ein zweites Gesicht, was ich noch nicht kannte. Einmal der freche, aufgeweckte und lustige Typ und dann der ruhige, sinnliche und mystische. Das zweite kannte ich noch nicht. Er war eigentlich immer der Vollidiot, der mich gern ärgert. Aber ein Liebenswerter Idiot. Mit seiner jetzigen Art macht er mich total wuschig. Und obwohl ich ihn aus dem Weg gehen wollte, bin ich ihm gerne nah. Ich schaffte es nicht im fern zu bleiben. Schon gar nicht, wenn er ist wie in dem Moment.
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Ich habe ihn sogenannte Wundnahtstreifen über die Wunde geklebt und ein Druckverband gemacht. Ich hoffte das würde reichen. Er hat stark geblutet und dadurch viel verloren. Ich wollte das er zum Arzt geht, er wiederum wollte nicht hören. Ich brachte ihn zur Couch und gab ihn Wasser.

"Trink wenigstens viel!" Und dies kam eher wie ein Befehl, anstatt als bitte rüber.

"Ja Mum." Grinste er. Amüsant fand ich das nicht wirklich und verschrenkte die Arme. Er lockerte diese aber und zog mich auf die Couch. Wieder war der lustige Nathan da.

"Du musst wohl Zuhause bleiben und auf mich aufpassen."

"Vergiss es. Die zwei Tage kommst du wohl noch klar. Ohne das du dich umbringst bitte." Er schien nicht begeistert über mein Nein. Wollte aber Darrin nicht hängen lassen, nur weil er nicht damit klar kommt, das ich arbeiten will.

"Kann ich leider nicht versprechen." Scherzte er. Ich boxte ihn gegen den Arm und rief empört seinen Namen. Aber irgendwie musste ich mir dann dann Grinsen verkneifen, da er mich mit seinem treudoofen Blick anschaute.

"Ich bin ja NUR dein bester Freund. Da geht Arbeit halt vor." Er versuchte mich wohl auf eine gemeine Art zu Ärgern. Ich fand das dann überhaupt nicht mehr lustig, sondern echt mies, dass er das in dem Kontext aussprechen musste.
Er sah, das es wohl doch etwas zu weit ging. Denn, ich würde nichts ihm Vorziehen. Er ist mir verdammt wichtig, aber möchte nicht mein Lebenlang von ihn oder Josh abhängig sein.

"Ich versuche nur was im Leben zu erreichen! Wenn du mich wirklich lieb hättest, würdest du mich unterstützen anstatt mir die Arbeit madig zu reden!"
Ich traf ihn wohl mit meinen Worten, genau so wie er mich mit seinen. Er wurde dann ganz still und sein Lächeln verschwand komplett. Sein Blick wurde betrübt und senkte sich zu Boden.
Ich reagierte nicht weiter auf ihn und ging mich fertig machen für die Arbeit.
Nathan blieb einfach sitzen und starrte auf den Boden. Ich flitzte ins Bad und zog mich dann an. Trank noch in der Küche ein Glas Orangensaft und nahm mir einen kleinen Müsliriegel. Für ein richtiges Frühstück hatte ich keine Zeit mehr. Aber als ich ihn so dasitzen sah, konnte ich es nicht ignorieren. Ich versuchte es aber und lief zu Tür.
Ich blieb vor dieser stehen und überlegte in Sekunden was ich tun soll. Ich wollte ihn so nicht zurück lassen.
Er schaute kurz zu mir. Er stand auf und wollte gerade nach hinten, in den Flur zur Terrase laufen. Ich lief dann doch hinter her. Er hörte meine Schritte und drehte sich um. Ich fiel ihm buchstäblich in die Arme, da ich über einen kleinen Treppenabsatz flog der den kleinen Flur abgrenzte. Dort war eine Stufe, und über diese stolperte ich.

"So würde ich auch gern begrüßt ..."
Ich ließ ihn nicht aussprechen und küsste ihn. Nur kurz. Mit einer Spur härte.

"Halt die Klappe." Wir mussten uns beide das Lachen verkneifen. Ich legte die Arme um ihn. Sanft drückte er mich näher an sich. Ein atmen der Erleichterung war von ihm zu vernehmen. Das mir auch etwas Erleichterung brachte. Ich hätte es nie übers Herz gebracht einfach zu gehen. Ich habe immer die Angst, dass dies unsere Letzten Worte waren, die wir miteinander austauschten. Ich will das nicht noch mal erleben. Den Schmerz, das ich das nie wieder richtig stellen kann. Denn so erging es mir bei Dad. Er starb, ohne das ich mich entschuldigen konnte, für das was ich ihn an den Kopf warf.

The Nanny - Daddys kleines Spielzeug Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt