95.

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"Kat?" Kam es leise aus meinem Walky Talky.

"Lucy? Es ist alles ok. Lass nur die Tür geschlossen. Ich melde mich. Over and Out"

"Ok."
Ich lauschte an der Tür, aber nichts war zu hören. Ich wartete kurz ab und versuchte mich zu beruhigen. Dann überlegte ich nach geschlagenen zwanzig Minuten aus dem Fenster zu steigen. Es war schon ziemlich hoch, aber ich wusste nicht, ob Nathan unten noch wartet. Ich kletterte über die Fensterbank und versuchte mich etwas Richtung Nebenfenster zu hangeln, da dort eine dicke Regenrinne langführte, wo ich hätte mich festhalten können. Als ich das Rohr zum fassen bekam und mich ranziehen wollte zu dem Rohr, brach es ab als ich die Fensterbank loslassen wollte. Es hielt mein Gewicht nicht aus. Es schepperte und der Krach schien Nathan in Aufruhr gebracht zu haben.

Ich sammelte mich und unter Adrenalin spürte ich kaum schmerz und rannte davon. Ich hörte nur noch Nathan fluchen, der vor dem Kaputten Rohr stand. Ich beobachtete ihn von einem Gebüsch aus der Ferne, wohin ich schnell flüchtete. Dann rannte er kurz ins Haus. Ich holte erstmal tief Luft. Dann funkte ich Lucy an. Sie solle aus dem Haus verschwinden, so schnell es geht, aber unauffällig. Ich sah dann, dass sie wohl vorgesorgt hat. Sie muss in der halben Stunde schon dran gedacht haben. Eine Leiter aus Bettlaken rackte plötzlich aus dem Fenster. Ich wollte sie gerade zu mir her winken, als sie unten ankam. Aber dann sah ich Nathan wütend am Fenster stehen und blieb versteckt. Er musste ihre Tür aufgebrochen haben. Ich funkte sie wieder an, das sie abhauen sollte, am besten erstmal hinters Haus. Nathan war auf einmal verschwunden. Er kam auch nicht raus. Ich fragte sie, ob es ihr gut geht. Keine Antwort. Dann sah ich sie rennen und dann fiel sie. Nathan hinter ihr. Er packte sie und schmiss sie sich über die Schulter. Als ich aus dem Gebüsch rannte, sah sie mich und wank ab. Ich sollte da bleiben wo ich bin. Zum Glück sah er mich nicht. Aber ich wollte ihr unbedingt helfen.
Dann klingelte mein Handy. Hoffentlich hört das keiner dachte ich und nahm schnell ab ohne zu gucken, wer da anruft.

"Ich würde wiederkommen. Oder wie willst du erklären, dass du seine Tochter auf dem Gewissen hast?" Nathan legte dann einfach auf. Als ich abermals aus dem Gebüsch rennen wollte, packten mich zwei Hände. Eine hielt mich am Mund fest, eine legte sich um meinen Körper.

"Sei still!" Diese Stimme. Darrin! Als er merkte, dass ich mich beruhigte, ließ er los. Weinend fiel ich ihn in die Arme. Ich küsste ihn sogar, was ihn verwunderte.

"Gott! Dir geht es gut. Ich ... ich bin so froh das du da bist." Er erfasste mein Gesicht. Er versuchte kurz zu lächeln. Dann schaute er zum Haus.

"Ich war immer in der Nähe. Ich konnte dich nicht komplett alleine lassen. Ich wusste, irgendwann verrät er sich."

"Verrät er sich?" Wiederholte ich und schaute ihn erst verwirrt an.

"Du meinst ... Nathan ist der Komplize? Aber ich dachte ihr habt zusammen gearbeitet und Nathan ausgenutzt? Ich versteh das alles nicht mehr!"

"Nicht ganz ... ich erkläre es dir Prinzessin, aber erst müssen wir Lucy da raus holen."

"Ich soll wieder zurück, er meint sonst würde er ihr was antun."

"Nein! Ich liefere dich nicht ..." dann umarmte er mich und hielt kurz inne.

"Das habe ich eigentlich schon getan. Es tut mir so leid. Auch, dass ich dich so hart anpackte. Dafür habe ich mich auch noch nicht entschuldigt. Ich war dumm. Ein Narr, ich hätte von Anfang an mit offenen Karten spielen sollen."

"Es ist jetzt alles egal. Jetzt bist du ja hier."

"Aber nicht früh genug. Ich hätte euch beide schützen können." Er strich mir über die Wange und schaute mich mit reue im Blick an. Aber eine Frage hatte ich, die mir einfach nicht aus dem Kopf wollte.

"Was war im Studio nun wirklich los? Und was meinst du damals, er hat dich mit reingezogen."

"Können wir nicht ..."

"Nein! Jetzt!" Er wollte ablenken, aber das musste ich noch wissen.

"Gut. Ja, ich habe damals versucht Frauen abzuschleppen im Studio. Aber als ich deine Bewerbung bekam und dich das erste mal sah, wurde alles anders. Und ich wollte nichts mehr damit zu tun haben. Aber Leo überredete mich, weiter zu machen und zog mich tiefer in die Angelegenheiten. Nathan hat sich bestimmt als Opfer dagestellt, stimmts? Als leicht manipulierbarer Mensch, der nichts dafür kann. Aber er ist gut, dass gebe ich zu. Er tut nämlich nur so. Er weiß genau was er macht. Jeder Schritt ist genau überlegt. Er ist unberechenbar. Aber war für mich leicht zu durchschauen ... Wenn er sich, wie er bestimmt behauptet hat, ausnutzen lässt, dann macht er es freiwillig. Da er sich dadurch Vorteile verschafft. Er kann dadurch sachen bekommen und sich leicht rausreden und als Opfer dastellen. Jeder ... einzelne ... Schritt ... ist geplant!" Das heißt, auch Josh hat ihn nicht kontrolliert, sondern Nathan hat Josh kontrolliert? Und zwar so, dass es aussah, das er ein dämlicher, manipulierbarer Kerl wäre. Einer dem man nie sowas zutrauen würde. Ich konnte nicht glauben was ich hörte. Und verstand nicht warum.

"Und wie ist es nun gewesen im Studio?"
Er wusste genau was ich meinte und war genervt. Aber setzte doch zum Antworten an.

"Kurze Erklärung. Wir drei steckten Anfangs zusammen. Dann zerstritt ich mich mit Nathan wegen Victoria und war da eigentlich nicht mehr gern gesehen. Nathan hat mich nur Geduldet, da Leo drum bad. Und nur damit sie ein blöden haben, den sie immer was anhängen konnten. Dann kamst du, ich hab mich verliebt und ab da an versuchte Leo, mir alles anzuhängen was ging, da ich Nathan los werden wollte, aber er nicht wollte das Nathan verschwindet. Und Nathan wollte mich los werden, weil er merkte, dass du dich wohl nie komplett von mir distanzieren könntest."

"Also ... jeder gegen jeden? Und ihr habt mich damit reingezogen?"
Er nickte nur. Er wusste wohl keine Antwort darauf.

"Ihr habt beide versucht euch gegenseitig loszuwerden, aber Leo wollte euch beide nicht gehen lassen, da ihr beide einen nutzen hattet. Verstehst du? Ihr wurdet beide verarscht! Und wieder ist Leo der größte Drecksack von euch dreien."

Aber ich verstand immer noch nicht, warum Nathan sich so gab. War er schon inmer so? Und hat mir Jahrelang nur was vorgespielt? Oder ist er erst so geworden durch die Story um Studio? Ich wusste langsam nicht mehr zu wem ich halten sollte. Waren beide Opfer? Oder beide Täter? Oder wurden beide vom Täter zum Opfer? Denn, Darrin war auch kein Unschuldslam, hat sich aber anscheinend komplett geändert. Aber dafür ist Nathan jetzt zum Täter geworden. Aber in wie fern bin ich Schuld daran? Was hätte ich tun können? Was vermeiden? Ich wäre am liebsten weggelaufen. Alles hinter mir gelassen. Mir platzte vor Fragen fast der Kopf.
Ich hätte bei Darrin bleiben sollen. Dann wäre Nathan noch bei Leo und hätte sein Ding ohne mich durchgezogen, alles andere hätte mir egal sein sollen. Aber wie immer konnte ich es nicht sein lassen und wollte es allen recht machen. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich trotz der Liebe zu Nathan, so an Darrin hänge und ihn einfach nicht vergessen konnte. Ich hätte mich einfach entscheiden müssen. Es kann halt leidee nur einer von beiden in meinem Leben ein Platz finden. Und das sollte sich den Abend entscheiden!

The Nanny - Daddys kleines Spielzeug Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt