🌴Myles(89)🌴

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Im Keller angekommen laufe ich im Flur auf und ab.
Ich wusste ja, das Glenn oder Magnus oder wie auch immer er heißt ein wahnsinniges Vertrauen zu Steven hat und es stört mich nicht, wirklich es stört mich nicht. Doch die Tatsache das Glenn so lange geschwiegen hat, was seine Vergangenheit angeht, macht mich etwas traurig.
Als ihn dieser Paul entführt hatte, stand ich bei Glenns Mutter vor dem Haus und hätte auf sie treffen können, wäre sie nicht im Urlaub gewesen.
Glenn wusste das ich dort war, warum hat er nicht später das Gespräch mit mir gesucht und mir erklärt, wo er eigentlich her kommt, was er alles erlebt hat, dass er einen Bruder hat und dass seine Schwester sich das Leben genommen hat.

Ich gehe in mein Büro, setze mich auf den Schreibtischstuhl und denke über all das nach.
Jetzt gerade bin ich froh, dass ich Glenns Mum damals nicht angetroffen habe, wer weiß wie sie reagiert hätte.
Er ist allein, mein Kätzchen ist allein. Vom Vater verlassen, die Schwester tot. Seine Mutter interessiert sich nicht für ihn und sein Bruder? Was ist mit seinem Bruder?
Ob Glenn wissen will, wie es ihm geht, wo er ist, was er macht?

Ich starte meinen Laptop und überlege, während er hochfährt weiter.
Jeder hat seine Vergangenheit und sicherlich hat Glenn recht, dass man alles über die Zeit voneinander erfährt. Ich kann ihm nicht böse sein, dass er so lange geschwiegen hat, schließlich sollte es ja immer sein Geheimnis bleiben.
Eigentlich sollte ich froh sein, dass ich mit zu den Menschen gehöre denen Glenn sich anvertraut.

Der Rechner ist hochgefahren, doch ich stehe auf, ich muss zu Glenn zurück.
Ich kann ihn da oben jetzt nicht allein lassen und ihm damit das Gefühl geben, als wäre er ein schlechter Mensch.
Das will ich nicht.

Ich laufe die Kellertreppe hinauf und gehe zurück ins Wohnzimmer.
Dort liegt der Blonde auf der Couch und ich höre dass er weint.
"Kätzchen.", hauche ich und hocke mich vor das Sofa.
Er blickt mich an und ich packe ihn, setze mich auf das Sofa und ziehe ihn rittlings auf meinen Schoss.
Er weint weiter, und ich streiche ihm über seinen Rücken, als ich sage: "Es tut mir leid, dass ich eben gegangen bin, ich musste kurz nachdenken. Bitte hör auf zu weinen. Das was du mir gerade über dich erzählt hast, ändert nichts an der Beziehung die wir zueinander haben."

"Wirklich nicht?", schnieft er und schaut mich an.
"Wirklich nicht.", wiederhole ich und wische ihm seine Tränen aus dem Gesicht als ich weiter rede: "Das du solch eine Vergangenheit hast tut mir Leid und das du es mir anvertraut hast zeigt mir, wie sehr du mir vertraust. Glenn, also ich kann dich doch weiter Glenn nennen?"
Er nickt und ich sage weiter: "Hast du mal darüber nachgedacht deinen Bruder zu finden?"

"Ja schon, aber ich weiß nicht so richtig wo ich anfangen soll. Ich hab ihn mal im Internet gesucht, aber bin nicht fündig geworden. Auf die Schule die er damals ging, bevor er ins Heim kam, ging er dann auch nicht mehr. Und die Schule selbst, durfte mir keinerlei Auskunft geben wo er dann hin kam.", meint Glenn und ich frage: "Wie alt ist dein Bruder jetzt eigentlich?"
"Paxton ist jetzt 25.", antwortet mir Glenn.
"Und wie hieß das Heim in welches er dann damals kam?", frage ich weiter und er zuckt mit den Schultern, bevor er sagt: "Das weiß ich nicht. Irgendwas für schwer erziehbare."
"Komm mit.", äußere ich und der Blonde steht von meinem Schoss auf.
"Wo willst du hin.", fragt er mich und ich nehme seine Hand als ich antworte: "In den Keller."
"Jetzt?", fragt er weiter und bleibt stehen.

"Kätzchen.", meine ich und lache leicht, bevor ich fortfahre: "In mein Büro, wir versuchen jetzt deinen Bruder zu finden."
Nun lächelt auch Glenn leicht und meint dann, während wir in den Keller gehen: "Aber wieso sollten ausgerechnet wir ihn finden?"
"Weil ich es kann.", meine ich nur und lache über mich selbst, denn das klingt schon ziemlich hochmütig.

Im Keller angekommen, setze ich mich auf den Schreibtischstuhl, während sich Glenn auf meinen Schoss setzt.
Beide schauen wir auf den Bildschirm als ich beginne nach Heimen für schwer erziehbare in Denver zu suchen.
Etwas Glück haben wir schon dabei, denn es werden mir nur zwei angezeigt.

"Schau mal Glenn. Zwei Heime gibt es. Bad Town und Look forward.", sage ich und er blickt mich an, als er sagt: "Und wie hilft uns das weiter?"
"Ich brauche nur ein wenig Informationen.
Ich klicke auf die Internetseite des ersten Heimes und öffne die Galerie.
Viele Fotos werden gezeigt, welche nach Jahren sortiert sind.
Ich scrolle zu einem Jahr zurück, wo Glenn etwa vierzehn gewesen ist und öffne den Ordner.
Auf der Seite tauchen Fotos auf, von Ausflügen die unternommen wurden und ich klicke sie nacheinander an.
"Da... das ist er.", meint Glenn plötzlich ganz aufgeregt und deutet auf einen Jungen mit einer Mütze.
"Sicher?", frage ich und vergrößere das Foto etwas.

Es zeigt den Jungen bei einem Zirkusausflug vor einem Käfig.
"Ja ganz sicher. Diese Augen würde ich überall erkennen.", sagt Glenn und starrt wie gebannt auf das Bild.

Ich notiere mir auf einem Block: Paxton Walsh, Bad Town, Denver jetzt 25.
Glenn nimmt mir den Stift ab und schreibt mir das Geburtsdatum seines Bruders auf den Zettel.

Wieder schaut er auf den Rechner und fragt dann: "Kann ich mir das ausdrucken? Ich würde es gern Steven zeigen."
"Na klar Kätzchen.", antworte ich und drucke das Bild aus.
"Ich telefoniere mal kurz.", meine ich dann und wähle schon eine Nummer als Glenn mich fragt: "Mit wem?"
"Mit Conner. Er ist Polizist und kann uns sicherlich weiterhelfen.", antworte ich und schiebe Glenn von meinem Schoss.
"Conner ist Polizist?", fragt er und schaut mich aus großen Augen an.
Ich nicke nur und grinse dabei.

Er setzt sich, nachdem ich aufgestanden bin auf den Stuhl und ich sehe dass er weiter durch die Fotos scrollt, als ich dann das Büro verlasse, wo ich eine Stimme höre: "Oh Gott Myles, das du mich mal wieder anrufst. Ich hab mich echt nicht getraut mich bei dir zu melden. Glenn hat sich auch komplett zurück gezogen."
"Hey Conner. Ja ich weiß. Bei uns war es in letzter Zeit ziemlich turbulent.", antworte ich knapp und höre wie er sagt: "Das habe ich wohl mitgekriegt. Ich war im Urlaub als das mit der Körperverletzung passiert ist."
"Okay. Conner warum ich anrufe hat keinen sexuellen Hintergrund. Ich brauche deine Hilfe als Polizist.", sage ich ehrlich und er antwortet: "Alles klar. Ist auch ganz gut so, denn ich bendel da gerade mit jemandem an, der es ernst zu meinen scheint."
"Das freut mich für dich. Wirklich."
"Ja du kennst ihn. Sein Name ist Michael Keller. Ich habe in kennengelernt als er nochmal bei uns auf dem Department war. Sein Bruder hatte irgendwas vergessen. Man, als der da rein kam, Myles... Alter... .", erklärt er und ich lache in das Telefon.
"Schon gut Conner. Vielleicht klappt es ja zwischen euch. Ich würde es dir gönnen."

"Danke, aber warum rufst du denn jetzt eigentlich an?", fragt er und ich antworte: "Ich muss jemanden finden. Frag mich bitte nicht warum und wieso, ich könnte es dir nicht beantworten Conner, aber er ist wichtig für mich. Kannst du mir helfen?"
"Wen suchst du?", fragt er schlicht und ich bin ihm dankbar dass er keinerlei Fragen stellt.

"Paxton Walsh.", beginne ich und erzähle ihm dann was ich alles auf dem Zettel stehen habe.
"Alles klar.", sagt er und ich höre es tippen.
"Bist du bei auf der Arbeit?", frage ich und er brummt nur kurz ins Telefon.
"Ich ruf dich gleich zurück. Ich versuche mal jemanden anzurufen.", sagt Conner und legt auf, ohne auf meine Antwort zu warten.

Wenige Minuten vergehen und mein Handy klingelt.
"Das ging schnell.", sage ich zu Conner und er antwortet: "Das war jetzt echt einfach."

"Ich hab einen Freund beim Denver PD angerufen und er konnte mir zumindest die Adresse von Paxton geben.", macht er weiter und ich unterbreche Conner: "Also lebt er noch?",
"Ja er lebt noch. Hast du was zu schreiben? Ich geb dir seine Adresse.", meint Conner und ich notiere mir einen Moment später das was Conner mir sagt.

Einen Augenblick später legen wir auf und ich gehe in mein Büro zurück.
Glenn sitzt dort, hat das ausgedruckte Bild seines Bruders in der Hand und schaut zu mir hinauf, als ich vor ihm stehe.
Ich halte ihm den Zettel hin und sage: "Dein Bruder lebt noch Kätzchen. Hier ist seine Adresse."

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