Kapitel 2

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Nico

Verdammt. Wütend klappe ich den Deckel des Klaviers zu und raufe mir, leicht verzweifelt die Haare. Keine Ahnung warum, aber dieses Stück will mir einfach nicht gelingen. Dabei ist es nicht mein erstes Einaudi Stück. Und auch bei weitem nicht das Schwierigste.

Der Anfang ist leicht, die ersten Seiten kann ich mittlerweile im Schlaf, aber der schnelle Teil, auf Seite 4 will mir einfach nicht gelingen.
Ständig stolpern meine Finger und meine Bewegungen sind einfach viel zu langsam. Vielleicht ist das Stück doch noch zu schwierig für mich. Oder es liegt einfach daran, dass ich im Moment so müde bin.

Ein kurzer Blick auf mein Handy verrät mir, dass ich schon länger hier bin, als beabsichtigt.
Seufzend schliesse ich das offene Fenster und verursache damit einen Windstoss, welcher die vielen Notenblätter vom Klavier fegt.
Nice, danke dafür.

Stöhnend werfe ich mich auf die Knie, um die umherflatternden Notenblätter  einzusammeln. Provozierend strahlt mir das kleine Wort Fly auf der 1. Seite entgegen.

Fliegen.

Wenn's doch nur so einfach wäre.

„Du bist ja immer noch hier, Mann!", höre ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir und zucke leicht erschrocken zusammen.

„Ey musst du dich immer so anpirschen?", fauche ich Beni leicht gereizt an, doch bereue es schon im nächsten Moment.
Er hat mir schliesslich nichts getan. Im Gegenteil, er hatte schon sehr viel für mich getan. Ich habe also kein Recht dazu, ihn jetzt mit meiner schlechten Laune anzustecken.

„Sorry, bin müde" entschuldige ich mich auch gleich und Beni nickt verständnisvoll.
Seine Brille sitzt etwas schief auf seiner Nase und wie immer trägt er die graue Mütze, so dass nur ein Teil seiner braunen Haarsträhnen zu sehen sind.
Benjamin Kohler ist mein bester Freund seit der Grundschule. Er wohnt in der Nachbarschaft und wir haben als Kinder immer draussen gespielt.
Er war ungefähr gleich scheisse in Fussball wie ich, während mein Bruder  immer der Star auf dem Feld war.
Und das ist heute nicht anders. Leon bekommt Ruhm und Ehre, während ich mit Beni abhänge.
Ich will damit ja nicht sagen, dass Beni ein Freak ist, aber irgendwie ist er das halt schon.
Aber ich selbst würde mich ja auch nicht zu den Beliebtesten der Schule zählen.

„Also kommst du jetzt, oder was ist?", fragt Beni jetzt ungeduldig und reisst mich damit aus meinen Gedanken.

„Hmm", meine ich und meinte damit „ja", während ich meine Notenblätter unachtsam in den Rucksack stopfe. Ich habe eigentlich nicht wirklich Lust nach Hause zu gehen, aber ich kann mich ja auch schlecht den ganzen Abend über hier verkriechen. Auch wenn dieses Aussicht äusserst verlockend klingt.

Aber ich werde morgen wieder kommen. Und nicht aufgeben bis ich dieses verdammte Stück kann.

Bis ich endlich fliegen kann.


*angefügt: Nico Brand/ Aesthetic

Heyyy

... willkommen in „Zwei Sterne am Nachthimmel". Ich freue mich sehr, dass du bis hier her gelesen hast und hoffe, du verfolgst die Story auch weiterhin.
So, die Hauptcharaktere sind jetzt vorgestellt. Ich werde dieses Buch immer abwechselnd aus Nicos und Noras Sicht schreiben. :)

Was haltet ihr von Nora und den Brand Brüdern bis jetzt? Freue mich über euer Feedback.

xoxo theworldadventurer <3

Zwei Sterne am NachthimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt