Kapitel 4.

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Nico

Nicht ganz so leise lasse ich die Zimmertür hinter mir ins Schloss fallen. Genervt stosse ich einen Stapel Bücher mit dem Fuss um und ignoriere das restliche Chaos, das sich mein Zimmer nennt.

Nora, also. Von allen Kandidatinnen hat er gerade sie ausgewählt.
Mir ist bewusst, dass er jemanden braucht, um Jessica eifersüchtig zu machen. Um sie wieder zu kriegen. Diese Masche hatte bis jetzt ja immer geklappt.
Aber Nora? Sie passt so gar nicht in sein sonstiges Beuteschema.
Warum hat er ausgerechnet Nora genommen?

Verwirrt schüttle ich den Kopf und werfe mich auf das ungemachte Bett.
Aber um ehrlich zu sein, habe ich im Moment andere Probleme und eigentlich ist es mir wirklich egal, was mein Bruder mit wem abzieht.
Nora hat einige Unterrichtslektionen bei der selben Lehrperson wie ich, aber wirklich ein Wort gewechselt haben wir noch nie.
Sie ist schüchtern, eher unauffällig, das weiss ich. Sie scheint aber freundlich zu sein, die Lehrer mögen sie und den meisten aus der Klasse scheint es nicht anders zu gehen.
Deswegen erstaunt es mich jetzt umso mehr, dass mein Bruder sich für sie interessiert.

Ja. Zugegeben, Nora ist schon hübsch. Sehr hübsch sogar, aber auf eine natürliche Weise. Ganz anders als Jessica.

Und schon wieder zerbreche ich mir den Kopf über Dinge die mich nichts angehen. Und die mich nicht interessieren sollten.
Ich bin schliesslich eh nicht mehr lange hier. Was geht es mich also an. Es ist Leons Sache.

Genervt von mir selbst verdrehe ich die Augen und kuschle mich zurück in die weissen Kissen.

Ich hatte vor gehabt vor dem Abendessen noch eine Runde zu schlafen. Aber jetzt drehen sich tausend Gedanken in meinem Kopf und halten mich trotz meiner Müdigkeit wach. So sehr ich auch versuche meine Gedanken auszublenden, es klappt nicht.
Manchmal wünsche ich mir echt, es gäbe einen Knopf mit dem man alle Gedanken aufschalten könnte. Einfach mal Ruhe im Kopf haben.
Aber meine Gedanken sind echt laut. Ich würde sie niemals ausschalten können. Jedenfalls nicht ohne Hilfe.

Seufzend drehe ich mich zur Seite und mustere die kleine weisse Verpackung auf meinem Nachttisch. Die Buchstaben sind zu klein,0 um sie aus dieser Entfernung entziffern zu können. Sie verschwimmen vor meinen Augen.

Aber auch ohne sie zu lesen, weiss ich ganz genau was dort drauf steht.
Ich habe sie genug oft gelesen, genug oft ignoriert.

Obwohl ich weiss, was ich mir selbst damit antue, greife ich ohne zu zögern nach der Verpackung.

Zwei Sterne am NachthimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt