Kapitel 12.

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Nora

„Komm schon Billy...es ist verdammt kalt!", drängle ich den Vierbeiner, welcher mir jedoch nur einen gleichgültigen Blick zu wirft.

Der Knirps lässt sich heute aber auch wirklich alle Zeit der Welt.

„Ja, fein...", lobe ich ihn, als er sein Geschäft endlich erledigt hat und ziehe ihn an der Leine weiter.

Zitternd verstaue ich meine freie Hand in der Jackentasche.
Wie schnell es auf einmal kalt geworden ist.
Definitiv zu kalt für ein Kleid.

Deswegen trage ich heute Jeans und vermisse den Sommer schon jetzt.
Die Bäume haben schon längst keine Blätter mehr und der permanente Nebel taucht die Welt in ein graues Licht. Ein eisiger Frost liegt über der Stadt und lässt mich nur noch mehr frösteln. November-Stimmung, eben.

Jetzt ist es Billy, der mich stur zum Haus zieht. Auch ihm scheint es heute zu kalt zu sein.

„Rein mit dir, Kleiner", murmle ich und öffne die Haustür. Ich beuge mich zu dem Parson Russel Terrier runter, um die Leine zu lösen.

Sofort springt der Hund ins Haus und sucht sich ein gemütliches Plätzchen, um ein Nickerchen zu machen.
Am liebsten hätte ich das Selbe getan,
für mich geht es jedoch noch nicht an die Wärme. Stattdessen habe ich vor, Leon zu besuchen.
Ein Überraschungsbesuch quasi.

Heute ist sein 19. Geburtstag.
Ich habe Leon zwar schon in der Schule gratuliert, aber er würde sich bestimmt freuen, wenn ich den Nachmittag mit ihm verbringe.

Ohne die Schuhe auszuziehen, latsche ich in die Küche, um die grosse Erdbeertorte zu holen, die ich gestern gebacken habe.

Katie hat darauf bestanden, dass es eine Erdbeertorte werden soll. Und an meiner Stelle würde sie Leon die Torte auch direkt ins Gesicht knallen, denn sie hat ihm offensichtlich immer noch nicht verziehen, auch wenn sein Ausbruch mittlerweile drei Tage her ist.

Ich jedoch kann meinem Freund nicht lange böse sein.
Es ist scheisse, wie er mit mir geredet hat, ja, aber er hat sich entschuldigt.
Ich bin keine allzu nachtragende Person und ich weiss, dass Nico immer ein heikles Thema für Leon bleiben wird.
Das kann ich nun mal nicht ändern.

Zufrieden mustere ich mein selbst gebackenes Meisterwerk und trage es  sorgfältig aus dem Haus. Der Kuchen besteht aus zwei Biskuits, welche den Boden und den Deckel bilden. Gefüllt ist er mit einer luftigen Vanille-Creme und Erdbeerstücken, die ich auch sorgfältig am Rand rund um die Torte aufgereiht habe. Verziert habe ich Leons Geburtstagsgebäck mit weisser, flüssiger Schokolade, weil er die am liebsten mag und einer Unmengen von Erdbeeren, die wir noch in der Gefriertruhe hatten.

Backen ist eine meiner Spezialitäten und diese Torte ist mir wirklich überaus gelungen. Das soll jetzt nicht eingebildet  klingen, aber die Torte sieht wirklich himmlisch aus.

Bevor ich die Haustür hinter mir zuziehe, drehe ich mich noch einmal kurz um.

„Chiau, Billy du Süsser, bin bald zurück...oder auch später!"

Ja, es ist vielleicht komisch aber ich rede nun mal gerne mit meinem Vierbeiner.
Und er versteht mich auch, denn als Antwort bekomme ich ein zufriedenes Bellen aus der Küche.
Lächelnd ziehe ich die Tür ins Schloss und versuche nicht auf dem glatten Gehweg auszurutschen.

Zwei Sterne am NachthimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt