Nico
„Hier wohn ich", erklärt mir Nora, als wir in das nächste Quartier einbiegen und zeigt auf ein kleines, aber neu aussehendes Einfamilienhaus.
Ich parke und warte bis Nora aussteigt. Wir waren nicht mehr lange beim Strandkorb gewesen. Nach meiner etwas zu direkten Aussage, dass sie jemanden besseren verdient hätte, sind wir in ein Schweigen verfallen, bis ich schliesslich vorschlug, zurück zu gehen.
Auch auf der Fahrt wechselten wir kein Wort mehr, aber ich hab' dies nicht wirklich als unangenehm empfunden. Schliesslich kennen wir uns nicht wirklich und in der Schule ist es ja schliesslich auch nicht anders.
Ich bin es mir gewohnt, selten offen und ehrlich mit Leuten zu reden. Benni ist eine Ausnahme, vermutlich die Einzige. Ich weiss, dass ich ihm vertrauen kann und er hört mir zu. Im Gegensatz zu meiner Familie.Inzwischen ist es dunkel geworden, die Nacht ist hereingebrochen und kalte Winterluft strömt jetzt in das Innere des Wagens, als Nora die Beifahrertür öffnet.
„Okay, dann...war's das wohl", meint Nora lächelnd und steigt aus.
Bevor sie die Tür jedoch ganz zuschlägt, dreht sie sich nochmals zu mir um.
„Nico... danke. Das war nicht selbstverständlich, ich meine...dass du mich einfach mitgenommen hast. Ich danke dir."Mit diesen Worten schliesst sie leise die Tür und huscht davon.
Ich beobachte noch, wie sie den schmalen Gartenpfad passiert und dann in der Dunkelheit der Nacht verschwindet.Seufzend lege ich meine Stirn gegen das Lenkrad. Ich sollte auch nach Hause gehen. Es ist bereits nach elf Uhr und morgen ist wieder Schule. Aber ich weiss leider ganz genau, was mich zu Hause erwartet.
Und weil ich es weiss, bin ich nicht gerade erpicht darauf, nach Hause zu gehen.
Emily ist bestimmt noch wach und wenn nicht, wäre sie es spätestens dann, wenn ich mit dem Auto in die Einfahrt biege. Die Frau hat ein Gehör wie ... keine Ahnung, wie halt etwas mit einem verdammt guten Gehör.
Ich schalte Musik ein und drehe sie etwas lauter, um meine Gedanken zu übertönen. Eine neue Nachricht von Beni erscheint auf meinem Handy.
Du hattest recht. :0
Der kleine Satz leuchtet auf und entlockt mir ein gewinnsicheres Grinsen. Dann hatte sich sein Lerntreffen mit Kayla wohl doch etwas anders entwickelt, als er mir prophezeit hatte.
Ich gönne es ihm wirklich.
Nur hoffe ich, dass sie trotzdem schon nach Hause gegangen ist, denn wo soll ich heute sonst pennen?
natürliich hab ich recht. Is sie weg?
Hastig tippe ich die Worte auf der Tastatur und drücke, ohne auf Rechtschreibfehler zu achten, auf senden.
Es dauert keine Zehn Sekunden bis Beni antwortet.
Klugscheisser.
Und ja sie ist weg. Kannst kommen.
Sofort starte ich den Wagen und mache mich auf den Weg zu Beni. Er weiss natürlich schon, warum ich gefragt habe. Es ist nicht das erste mal, dass ich mich spontan bei ihm einquartiere.
Ich penne immer bei ihm auf dem Fussboden, wenn ich einem Streit mit Emily ausweichen will. Oder allgemein Emily ausweichen will. Obwohl die Wörter Emily und Streit meiner Meinung nach Synonyme sind.
Inzwischen hat Beni sogar eine Matratze angeschaffen, damit ich mir nicht irgendwann mal den Rücken breche.
~
Mit einem fetten Grinsen im Gesicht öffnet mir Beni die Tür.
„Ich will ja nicht angeben oder so... aber ich hab's dir gleich gesagt", kommentier ich nur gleichgültig. Doch dies verscheucht Beni's Grinsen keineswegs, er verdreht nur kurz die Augen und folgt mir dann grinsend die Treppe hoch.
Ich würde mich gerne offensichtlicher für ihn freuen, denn das tue ich wirklich, aber die heutigen Ereignisse liegen mir noch schwer im Magen.Frustriert lasse ich mich gleich darauf auf die alte Matratze auf dem Boden falle und verschränke die Arme über dem Gesicht.
„Emily?" fragt Beni ernst und ich gebe nur ein mehr oder weniger zustimmendes Brummen von mir.
Beni ist eine echte Quasselstrippe, aber er weiss, wann ich meine Ruhe brauche und das schätze ich wirklich an ihm.
Ich höre, wie er seinen Eltern noch etwas runter ruft. Dann knipst er das Licht aus und wirft sich mit einem mörderisch klingenden Sprung auf sein Bett.
„Das wird's schon wieder", höre ich ihn noch leise sagen, bevor ich meine Augen schliesse.
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Zwei Sterne am Nachthimmel
RomanceEs gibt Menschen, die glänzen und funkeln wie Sterne. Sie leuchten heller als alle anderen an diesem dunkeln Nachthimmel und übertrumpfen den Rest. Man kann nicht anders, als fasziniert hinzustarren, nicht fähig seinen Blick abzuwenden. Doch manchm...