Nico
„Du hättest das echt nicht tun müssen", kommentiere ich, während Nora geschickt den Wagen auf die Hauptstrasse lenkt.
Ich überlasse ihr das Fahren, in meinem Zustand hätte ich sehr wahrscheinlich einen Unfall gebaut. Die Tabletten zeigen immer noch ihre Wirkung. Mein ganzer Körper fühlt sich träge an und ich wäre am liebsten auf der Stelle wieder eingeschlafen. Aber Noras Gegenwart lässt mich wach bleiben.„Warum hab' ich das Gefühl, dass das nicht stimmt", meint Sie jetzt trocken und ich bemerke im Augenwinkel, wie sie die Nase leicht schnippisch hochzieht.
Sie hat recht. Ich weiss nicht wie lange ich dort sonst noch so geschlafen hätte. Oder was geschehen wäre, wenn sie nicht gekommen wäre.
„Danke", gebe ich schliesslich von mir. Etwas besseres fällt mir nicht ein. Ich wende meinen Blick ab und kraule das Fell von Noras Hund, der sich zu meinen Füssen auf meinem Pullover zusammengerollt hat.
"Was... was wolltest du eigentlich dort?", fragt Nora nach einer Weile. Ich zucke mit den Schultern, bemerke dann aber, dass sie das nicht sehen kann. Schliesslich muss sie sich auf die dunkle Strasse konzentrieren.
„Keine Ahnung... nachdenken... oder vielleicht einfach nur etwas schlafen. Ich bin schon den ganzen Tag voll müde...", erkläre ich vorsichtig.
„Und warum musstest du dafür so weit weg? Normale Menschen legen sich in ihr Bett um zu schlafen. Und du hast niemandem gesagt wo du bist. Deine Familie hat sich Sorgen gemacht, dass ist ... ziemlich egoistisch und leichtsinnig von dir", sagt Nora dann und ich bin überrascht wie direkt ihre Worte sind. Ihre Stimme klingt wütend und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir die Aktion von heute Mittag noch nicht verzeihen hat. Warum sollte sie auch. Ich habe mich benommen wie ein Spast.
„Die machen sich nie Sorgen."
Zu meinem Bedauern klingt dieser Satz schmollend und ich hätte ihn am liebsten wieder zurück genommen. Ich will mit Nora nicht über mein kaputtes Familienverhältnis reden. Und streiten will ich schon gar nicht mit ihr. Nicht jetzt, nach dem sie mir geholfen hat. Aber es ist bereits zu spät.„Auch wenn sie nicht deine Mutter ist, heisst das nicht, dass sie sich keine Sorgen um dich macht", zischt sie jetzt beinahe und ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen. Ich verstand nicht, was Emily jetzt mit der ganzen Situation zu tun haben sollte.
„Ich finde es übrigens unmöglich, wie du dich ihr gegenüber benimmst", fügt Nora hinzu und dieser Satz trifft mich wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
Mein Mund klappt auf und ich brauche einen Moment um mich zu sammeln. Mein Herz hämmert heftig gegen meinen Brustkorb, als ich stockend nach Worten ringe.„Was? Wie... verflucht noch mal benehme ich mich denn?", platzt es schliesslich aus mir heraus. Ich bin nicht wirklich wütend, dafür bin ich im Moment zu müde, aber Enttäuschung breitet sich dennoch in mir aus. Ich hätte nicht gedacht, dass Nora so von mir denkt.
„Du... könntest versuchen sie wenigstens etwas zu akzeptieren. Ich kann verstehen, wenn du sie nicht „Mom" nennen willst, sie ist schliesslich nicht deine echte Mutter. Aber sie hat trotzdem viel für dich getan und das solltest du schätzen", sagt Nora jetzt. Sie scheint sich etwas beruhigt zu haben, ihre Stimme hat wieder eine normale Lautstärke angenommen.
„Was hat sie denn für mich getan?", frage ich jetzt, mir ist gerade echt egal, wie angepisst meine Stimme klingt. Aber meine Stiefmutter war noch nie ein Gesprächsthema, bei welchem ich besonders freundlich bleiben konnte.
„Sie hat dich grossgezogen, oder etwa nicht?", meint Nora jetzt, mit einem ironischen Tonfall.
„Ich weiss nicht ob man das so nennen kann", gebe ich zurück und verschränke die Arme.
Nora blickt schmollend auf die Strassse und biegt in das Viertel der beschissenen Villa meines Vaters.„Du kannst mit dem Wagen nach Hause fahren, ich hol ihn dann morgen", meine ich und Nora nickt dankend. Sie ist trotzdem noch wütend. Das erkenne ich an ihren Augen, die heute nicht so funkeln wie sonst. Ihre Aussage über meine Beziehung zu Emily hat mich zwar verletzt, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Leon ihr möglicherweise viel Scheiss darüber erzählt hat. Schliesslich war Nora mit ihm zusammen.
„Danke nochmals", sage ich, als Nora in der Auffahrt hält und steige aus dem Wagen.
Bevor ich die Tür aber schliesse, wende ich mich nochmals zu ihr um.
„Ich weiss nicht was Leon dir erzählt hat, okay?Aber ich nenne Emily nicht demonstrativ bei ihrem Vornamen, sondern weil sie es selbst so will. Glaub was du willst."
Hey hey Freunde!
Puuh *wischt sich erschöpft über die Stirn*
Dieses Kapitel war ganz schön hart zu schreiben. Eigentlich wollte ich diese Szene aus Noras Sicht schildern, was dann aber leider mit den Kapiteln nicht mehr auf ging :/Ich musste also ziemlich lange herum „werkeln" um mit der erzeugten Stimmung zufrieden zu sein. Das Kapitel ist jetzt zwar total anders als ich es geplant habe, aber naja ...Hoffe es gefällt euch trotzdem :)
Und was mich noch interessieren würde: Wie hättet ihr an Noras Stelle reagiert? Findet ihr ihren Ausbruch für angebracht?
Danke für eure Unterstützung!
🤍 eure theworldadventurer
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Zwei Sterne am Nachthimmel
RomanceEs gibt Menschen, die glänzen und funkeln wie Sterne. Sie leuchten heller als alle anderen an diesem dunkeln Nachthimmel und übertrumpfen den Rest. Man kann nicht anders, als fasziniert hinzustarren, nicht fähig seinen Blick abzuwenden. Doch manchm...