Kapitel 3.

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Nora

Nervös zupfe ich die Ärmel meines Kleides zurecht und blicke auf zu dem grossen Haus vor mir.

Obwohl, Villa trifft es wohl besser.

Leon Brand wohnt tatsächlich in einer Villa.

Neu ist das für mich allerdings nicht.
Die Brands kommen aus gutem Haus, bestimmt auch einer der vielen Faktoren, der dazu führt, dass sie so beliebt sind.

Naja, zumindest ist Leon beliebt.

Ehrlich gesagt, ich weiss nicht einmal, ob Nico überhaupt Freunde hat.
Er fällt nie besonders auf im Unterricht, ausser natürlich, wenn er wieder einmal zu spät kommt oder während einer Matheprüfung einschläft.
Ja, das ist tatsächlich schon einige Male vorgekommen.

Ich will mir jetzt aber nicht über Leons Bruder den Kopf zerbrechen, der mir wie die Schattenseite meines Schwarms vorkommt.
Denn ich habe gleich ein Date, auf das ich mich einfach freuen will.

In zwei Minuten um genauer zu sein.

Und ja, ich habe mich damit abgefunden, es Date zu nennen.

In meinen Ohren klingt das schon ganz schön.

Ich überwinde mutig die letzten Treppenstufen und drücke mit zitternden Fingern auf die goldverzierte Klingel.
Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren.
Einfach lächeln und hübsch aussehen.

Ich streiche mir eine hellbraune Strähne hinters Ohr und lächele dämlich der Tür entgegen, die sich jetzt schwungvoll öffnet.

Mein Lächeln erlischt aber augenblicklich wieder, als ich sehe, wer vor mir steht.
Ganz sicher nicht das, was ich erwartet habe.

Warum zum Henker öffnet Nico mir die Tür? Hat Leon vergessen, dass wir uns heute verabredet haben?

Man muss mir meine Enttäuschung ansehen, denn Nico hat eine beinahe entschuldigende Miene aufgesetzt.
Etwas betreten macht er einen Schritt zur Seite, damit ich herein kommen kann.
Ich mustere ihn abschätzig.
Seine dunkelblonden Wellen stehen ihm völlig wirr vom Kopf ab, als ob er gerade aufgestanden wäre. Die graue Jogginghose hängt gefährlich tief in seiner Hüfte und die Ärmel des schwarzen Shirts hat er bis zu den Ellbogen nach hinten gekrempelt.

„Bist du hier wegen Leon?", fragt er jetzt. Seine Stimme klingt rau, aber leise. Als ob er nicht sicher ist, was er eigentlich sagen will.

„Wegen wem auch sonst?", zicke ich ihn an.
Keine Ahnung warum ich meine Frustration gerade an ihm aus lasse, eigentlich ist das nicht meine Art. Vielleicht hat es mich verletzt, dass Leon unser Date vergessen zu haben scheint. Aber wie ich gleich merke, kann Nico auch ganz gut austeilen.

„Ob du's glaubst oder nicht, Leon wohnt hier nicht alleine."

Sichtlich genervt von mir verdreht der Junge die Augen und macht Anstalten davon zu schlurfen.

Ich wittere aber gleich die Gefahr. Er kann mich doch nicht einfach hier stehen lassen!

„Hey warte! Wo ist Leon?", rufe ich ihm etwas hysterisch nach.
„Such ihn doch", meint Nico nur giftig und im nächsten Moment ist er im Nebenraum verschwunden.
Was für ein Idiot!

Zwei Sterne am NachthimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt