Kapitel 2

324 8 1
                                    

Carolines Sicht:
Leni zieht mich aufgeregt durch die halbe Schule, bis sie einen geeigneten Platz zum Reden gefunden hat.
„Hast du seine Blicke gesehen? Care, der steht auf dich", haut sie direkt raus.
„Du spinnst, der kennt mich doch gar nicht", erwider ich kopfschüttelnd.
„Aber du stehst auf ihn!", schreit Leni völlig aufgedreht.
„Sch, schrei doch nicht so. Ich kenn ihn genauso wenig wie er mich."
„Mach mir nichts vor, du hättest dich am liebsten vor seinen Füßen auf die Knie gewo...", Leni bricht ab und schaut abgelenkt an mir vorbei.
„Was ist? Hast du einen Geist gesehen?", ich dreh mich um und entdecke die Person, die von Lenis verträumten Blick fixiert wird.
Grinsend drehe ich mich wieder zu Leni, die nun selbst am liebsten losrennen und sich einem Jungen an den Hals werfen würde.
„Wie war das mit dem auf die Knie werfen?", stichel ich sie.
„Wer ist das?", fragt Leni jedoch bloß in Gedanken versunken.
Ich drehe mich nochmal zu dem Fremden um und zucke mit den Schultern: „Weiß nicht, aber er sieht Roman ähnlich. Vielleicht ist das ja sein Bruder..."
„Stimmt, das ist mein Zwillingsbruder, Heiko. Er geht in die Parallelklasse", werde ich unterbrochen.
Erschrocken drehe ich mich zu der Stimme hinter mir. Auch Leni wacht so langsam aus ihrer Trance auf und dreht sich zu Roman um. Wo kommt der denn her? Ich sehe meiner besten Freundin an, dass sie sich gerade genau dasselbe fragt.
„Hat er eine Freundin?", fragt sie Roman dann aber direkt.
„Nein, er will auch keine. Er hat gerade erst mit seiner Ex Schluss gemacht", antwortet dieser ehrlich.
„Das werden wir ja sehen. Bis später Peter."
Und schon ist Leni bei Heiko.
Wie kann man so viel Selbstvertrauen haben? Warum kann ich nicht so sein?
„Ich heiße aber Roman!", ruft besagter verpeilt.
Ich schüttel darauf bloß lachend den Kopf. So ein Trottel. Die folgende Stille wirkt unangenehm...
„Ich bin da übrigens anderer Meinung wie mein Bruder", bemerkt Roman plötzlich und offensiv.
„Als", erwider ich trocken.
„Was?", man sieht ihm das Fragezeichen förmlich ins Gesicht geschrieben.
„Es heißt ›als‹ und nicht ›wie‹", erkläre ich.
„Mhm", er nickt bloß. „Magst du mir die Schule zeigen?"
Das Lächeln, das Roman mir dann schenkt, verschlägt mir die Sprache. Da kannst du nicht nein sagen. Ich nicke also ein wenig überfordert und gehe vor. Von den Spinden über die Kantine bis zum Pausenhof, ich zeige Roman jeden Ort, den ich kenne.
„Und wo kann man hingehen, um mal allein zu sein? Solche Plätze kennst du doch bestimmt auch", Roman kommt mir näher und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Die Röte steigt mir in die Wangen. Bevor ich jedoch antworten kann, rettet die Schulklingel mich.
„Wir sollten in den Unterricht zurück", murmel ich und haue schnell ab.
Was, zum Teufel nochmal, war das gerade?!

The Destiny in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt