Kapitel 35

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Romans Sicht:
Ich stehe mit dem Blumenstrauß mitten auf dem Gang im Krankenhaus und je länger Caroline mich bloß stumm mustert, desto nervöser werde ich. Die Blumen waren Steffis Idee. Vielleicht waren sie doch etwas übertrieben...
Ich beobachte, wie Helene Caroline etwas zuflüstert und diese dann ein wenig unsicher vortritt. Ich gehe langsam auf sie zu und gehe gleichzeitig im Kopf nochmal durch, was ich sagen will.
„Ich hab dir Blumen mitgebracht", nervös fahre ich mir mit der Hand über den Nacken und reiche Caroline den Strauß. Sie sagt nichts und schaut mich nur abwägend an.
„Es tut mir leid, Caroline. Ich weiß, dass du mich heute morgen mit ihr gesehen hast. Steffi hat es mir erzählt. Aber es ist wirklich nicht das, wonach es aussah", beginne ich und würde mir am liebsten gleich selbst eine klatschen. Was war das denn bitte für ein klischeehafter Satz?!
„Du meintest, du seist krank", murmelt Caroline und zieht ihre Augenbrauen zusammen.
„Ich weiß, das war eine Notlüge.. Aber-", will ich weiter erklären.
„Lass uns das woanders klären", Caroline deutet unauffällig auf ihre Eltern, die hinter ihr stehen, im Krankenhausgang.
Ich nicke und gehe dann an ihr vorbei, um ihren Eltern die Hand zu reichen.
„Tut mir leid, dass ich einfach so hier auftauche. Ich würde nur gerne kurz mit Ihrer Tochter reden", sage ich schließlich und drehe mich wieder um, um mir Carolines Hand zu schnappen und sie aus dem Krankenhaus zu führen.
„Das war aber nicht sehr höflich", meckert Caroline, sobald wir das Gelände verlassen haben.
„Leni wird das schon regeln", widerspreche ich und bleibe bei einer Parkbank stehen.
Ich setze mich und forder dann auch Caroline auf, sich zu setzen. Eine Weile schweigen wir bloß und beobachten die Menschen, die durch den Park spazieren.
„Roman, ich bin dir nicht böse, dass du mich angelogen hast. Aber ich würde es gerne verstehen", flüstert Caroline nach einiger Zeit und schaut mich ernst an. „Liegt es an mir?"
Ich schüttel hastig den Kopf: „Nein. Niemals. Hör zu, das Mädchen, das du heute morgen gesehen hast, das war Heikos Freundin - Steffi. Sie waren zusammen, als wir noch in Frankfurt lebten."
„Aber wieso warst du denn plötzlich weg? Das versteh ich nicht."
„Es ist so, dass Steffi vorerst nur solange bleibt, bis unsere Eltern aus dem Urlaub zurück sind. Allerdings ist sie quasi unerlaubt hier - fast niemand weiß davon. Heute morgen ist sie uns unerlaubter Weise zur Schule gefolgt. Niemand darf sie sehen, aber sie nimmt das nicht so ernst und deshalb hab ich sie zurechtgewiesen. Das war es, was du gesehen hast. Steffi ist etwas eigen, sie setzt ihren Willen gern durch und interessiert sich nicht wirklich für andere Meinungen. Sie wollte nicht ohne Heiko nach Hause, also hab ich Heiko eben geholt und wir sind gemeinsam zurückgegangen, um klare Regeln festzulegen", erkläre ich weiter.
„Und warum darf niemand sie sehen? Eure Eltern sind doch nicht da", fragt Caroline immer noch nicht ganz überzeugt.
„Auch wenn sie nicht da sind, würden sie es rausfinden. Sie haben genug Kontakte, die Steffi eventuell gesehen haben könnten. Deshalb konnte ich dir heute morgen auch nicht die Wahrheit sagen. Ich musste das nämlich erst noch mit Heiko absprechen..."

The Destiny in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt