Kapitel 18

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Romans Sicht:
Ich schaue Caroline hinterher, wie sie wütend aus dem Raum stürmt. Langsam richte ich meinen Blick auf die Mütze, die sie mir gerade in die Hand gedrückt hat. Meine Mütze. Meine Mütze, die ich ihr gestern aufgesetzt habe... In meinem Kopf spielen sich die Bilder des gestrigen Tages erneut ab. Wie wir zusammen im Kino gelacht haben, wie jede kleinste Berührung von ihr auf meiner Haut ein angenehmes Prickeln ausgelöst hat. Wie wir gemeinsam auf der Bank vor dem Weihnachtsmarkt saßen und einfach geredet haben. Sie war so anders als sonst, gar nicht zickig... Ich spüre noch immer wie sie in meinen Armen lag und ich sehe vor mir die ansteigende Röte in ihrem Gesicht, als ich ihr die Mütze aufgesetzt habe. Ihr Blick, der mich vollkommen verzaubert hat. All diese kleinen Momente, die mein Herz höher schlagen ließen. Und die es auch heute noch höher schlagen lassen... Ich wollte nicht, dass das Ganze so eskaliert. Aber Caroline ist so temperamentvoll! Ich weiß einfach nie genau, woran ich bei ihr bin... 'Ich war einmal nicht das Mädchen mit Krebs... Ich mag dich wirklich...ich wollte dir die Wahl lassen, ob du an meiner Seite sein willst oder nicht... Ich wollte dich vor mir selbst beschützen.' Wie ein Echo wiederholen sich Carolines Worte in meinem Kopf und ich erwische mich dabei, wie ich an der Mütze rieche, die Carolines Shampooduft aufgenommen hat. 'Ich brauche keinen Freund, der Mitleid mit mir hat.' Den braucht sie wirklich nicht...
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Carolines Sicht:
Immer noch kochend vor Wut komme ich zuhause an und laufe in mein Zimmer. Vor meinem inneren Auge sehe ich nur noch Romans mitleidigen Blick. Tränen der Wut und Enttäuschung sammeln sich in meinen Augen. War ja klar, dass der Krebs mal wieder mein Leben bestimmt. Natürlich hätte ich den Blick einfach ignorieren können, aber es fühlte sich so falsch an in dem Moment. Alles fühlte sich auf einmal so falsch an. Ich fühlte mich nicht mehr sicher und geborgen, ich habe nur noch den Schmerz gespürt. Den Schmerz, den die Gedanken an meinen letzten Tag immer wieder auslösen. Romans Mitleid ist reines Mitgefühl und das wird sich viel zu schnell in ihm ausbreiten. Er wird sich schuldig fühlen und alles für mich tun, nur wegen dem Krebs. Und dann, wenn ich sterbe, kann er nicht an meinem Bett sitzen und meine Hand halten. Er kann nicht auf die Art und Weise für mich da sein, wie Leni es ist. Das muss er auch nicht...

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