Kapitel 3

274 8 1
                                    

Carolines Sicht:
Ich lasse mich neben Leni auf meinen Platz fallen: „Und wie war's mit Heiko?"
„Ich glaub, das wird wirklich nichts. Er hängt wohl noch ziemlich an seiner Ex. Wären die beiden nicht her gezogen, hätte er wohl auch nie mit ihr Schluss gemacht.."
„Hm, das tut mir leid", murmel ich abwesend, während Roman in die Klasse kommt.
„Das war eh mehr körperliche Anziehung zu Heiko. Aber was lief zwischen Roman und dir?", fragt Leni interessiert.
Ich schüttel den Kopf. Roman setzt sich neben mich und Herr Kräh, unser Lateinlehrer, beginnt den Unterricht.
„Wir reden später", flüster ich Leni zu.
So gerne ich mich auch auf den Text konzentrieren würde, den wir übersetzen sollen, ich kann es einfach nicht. Die ganze Zeit muss ich zu Roman aufs Blatt schielen, das mit Kritzeleien gefüllt wird. Mein Blick wandert zu Leni, die die Vokabeln raussucht, während ihre Partnerin sich auf Satzkonstruktionen konzentriert. Die ganze Klasse arbeitet in Partnerarbeit, um den Text so schnell wie möglich zu übersetzen...
Seufzend drehe ich mich zu Roman: „Kann ich dir helfen?"
Er dreht seinen Kopf überrascht zu mir. „Ich dachte schon, du würdest nicht mehr mit mir reden."
„Wieso? Ist doch nichts passiert. Außerdem kann ich mir das nicht mehr mit ansehen, wie du dein Blatt vollkritzelst", erwider ich.
Warum bin ich so abgehoben?
„Aha.. Wenn das so ist, brauch ich deine Hilfe nicht", murmelt Roman.
Ich richte meinen Blick wieder auf meinen Zettel und versuche mich endlich auf die Worte zu konzentrieren, während ich Romans Blick zu mir im Augenwinkel wahrnehme. Sobald er sich von mir abwendet, stupst Leni mich an.
„Warum bist du denn so zickig zu ihm?", flüstert sie mir zu.
„Ich sagte doch, wir reden später", erwider ich harsch. Zu harsch.
Ich melde mich: „Darf ich auf Klo gehen?"
Herr Kräh nickt und lässt mich gehen. Überfordert laufe ich durch die Gänge und suche meine Nische. Ich brauche eine Auszeit. In Romans Nähe bin ich nicht ich selbst. Ich würde ihm am liebsten in die Arme fallen, ja das will ich wirklich. Und das obwohl ich ihn heute erst kennengelernt habe und noch nichts über ihn weiß. Genau deshalb will ich es auch nicht, ihm in die Arme fallen... Aber es ist verdammt anstrengend gegen mein Verlangen anzukämpfen. Es kommt so leicht rüber, ihn anzuzicken, aber das ist es nicht. Ganz und gar nicht.. Es kostet mich sehr viel Kraft.
„Care?"
Ich schaue hoch und erblicke Leni. Sie setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm.
„Was ist denn los?", fragt sie.
Ihr kann ich nunmal nichts vormachen, sie ist meine beste Freundin, wir kennen uns seit 13 Jahren.
„Du hast Recht. Roman gefällt mir. Aber ich kann ihn nicht an mich ran lassen. Du weißt, warum... Ich will ihn nicht verletzen", spreche ich meine tiefsten Gedanken aus und gestehe mir somit selbst die Wahrheit ein.

The Destiny in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt