Kapitel 25

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Romans Sicht:
Eine unangenehme Stille tritt ein, nachdem Caroline ihren baldigen Tot angedeutet hat. Wahrscheinlich war das nicht mal ihre Absicht, aber die Worte ziehen in meinen Gedanken ihre Kreise... Wie viel Zeit bleibt ihr wirklich noch? Werde ich damit umgehen können, wenn es soweit ist? Ich schüttel die Gedanken weg und schaue Caroline wieder an. Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen bei ihrem Anblick. Kein Wunder, dass es so still ist. Sie ist eingeschlafen... Ich stehe vorsichtig auf und lege - darauf bedacht, dass sie nicht aufwacht - eine Decke über ihren Körper. Genauso vorsichtig nehme ich ihr den Mundschutz ab. Sanft streiche ich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und gebe ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Schlaf schön", flüster ich, ehe ich mir meine Gitarre schnappe und das Zimmer verlasse.
Ich verabschiede mich von Carolines Eltern und schließe die Haustür hinter mir. Während ich nach Hause laufe - ich wohne nur eine Straße weiter, das weiß Caroline aber noch nicht - geht mir ihr letzter Satz nicht aus dem Kopf. „Du hast mehr erlebt, als ich es je könnte", wiederholt ihre Stimme sich immer und immer wieder in meinen Gedanken. Sie hat ihr Leben aufgegeben, sie hat wirklich jegliche Hoffnungen auf ein erfülltes Leben aufgegeben... Das kann ich so nicht stehen lassen. Ich werde alles mögliche dafür tun, dass ihre letzte Lebenszeit so aufregend und schön wie möglich wird! Dafür brauche ich nur etwas Unterstützung von Helene, sie kennt Caroline doch am besten...
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Carolines Sicht:
Zwei Wochen sind vergangen, bis ich endlich wieder gesund war und zur Schule durfte. In den zwei Wochen kam Leni fast täglich vorbei und hat mir das Schulmaterial gebracht. Ab und zu erzählte sie mir auch, dass mal wieder sämtliche Gerüchte rumgingen über mich. Die einen meinten, ich sei nur wegen Roman nicht in der Schule - lächerlich - und die anderen waren tatsächlich der Meinung, ich sei tot... Wie ich diese Schule und all die Menschen, die so eine Scheiße in die Welt setzen, doch hasste. Nichtmal nachdenken oder sich wenigstens informieren können sie... An den wenigen Tagen, wo Leni mich nicht besucht hat, kam Roman und hat mir weiter Gitarrenunterricht gegeben. Jetzt kann ich sogar schon unseren Song auf Gitarre spielen, darauf bin ich ehrlich ein wenig stolz - wenn man mal die ersten Versuche bedenkt. Roman hat mir aber nicht nur das Gitarrespielen beigebracht - nein, er hat mir auch jedes Mal eine Kleinigkeit mitgebracht. Sei es eine Rose oder eine Tafel Schokolade, er kam nie mit leeren Händen und das war wirklich süß...
Mittlerweile haben wir schon den ersten Dezember und ich lasse mich ein wenig widerwillig von meiner Mutter in die Schule bringen. Bis zur Bushaltestelle zu laufen und dann auch noch in einen Bus „voller Krankheitserreger" zu steigen, ist mir nach meinem Schnupfen und zu dieser Jahreszeit nicht mehr gestattet. Ich sitze also im Auto, klopfe nervös mit den Fingern auf meine Tasche und hypnotisiere die Tüte, die im Fußraum steht. Roman war die letzten Wochen so süß zu mir, dass ich ihm ein Geschenk machen wollte. Ich hoffe nur, es gefällt ihm auch...

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