Kapitel 34

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Carolines Sicht:
Den ganzen Weg zum Krankenhaus hin musste ich an Roman denken. Es macht mich einfach nur verrückt, dass er mich anlügt. Was hat er für einen Grund dazu? Ich hab mir sogar schon Gedanken gemacht, ob ich ihm zu anstrengend als Freundin bin. Oder ob ich vielleicht zu wenig für ihn tue... Ob ich mich nicht genug anstrenge und einfach nicht dafür gemacht bin, die Freundin von irgendwem zu sein. Ja, darüber hab ich nachgedacht, nur wegen dieser Situation heute Morgen.
Aber jetzt hab ich ganz andere Sorgen. Sobald ich das Krankenhaus betrete, schlägt mir der reine Geruch von Desinfektionsmittel entgegen. In meinem Kopf werden sämtliche Erinnerungen hervor gerufen. Erinnerungen von dem Tag, an dem ich zum ersten Mal hier eingeliefert wurde und sie den beschissenen Krebs festgestellt haben... In meinem Kopf ist kein Platz für andere Gedanken. Die Nervosität breitet sich in meinem ganzen Körper aus, je näher wir dem Behandlungszimmer kommen. Meine Eltern gehen vor, Leni läuft neben mir und drückt meine Hand. Ich weiß, sie hat noch Hoffnung, dass ich den Krebs loswerde, aber das wird leider nie passieren... Heute ist einer meiner Routinetermine, wo gecheckt wird, ob der Tumor weiter gestreut hat. Das ist alles, was die Ärzte noch für mich tun können. Darauf achten, dass der Tumor nicht weiter streut und ich wenigstens noch ein paar Jahre zu leben habe. Ich hasse diese Termine, weil sie nur eine Vorstufe von dem sind, was mir noch bevorstehen wird. Wenn es soweit ist, dass der Krebs auch die letzten Aspekte meines Lebens bestimmt und ich nur noch mit Maschinen atmen kann, dann ist alles vorbei. Ich hab es meinen Eltern noch nicht erzählt - ich hab es noch nicht einmal Leni erzählt - aber, wenn es wirklich soweit ist, dann will ich sofort sterben. Ich will meine letzten Tage nicht damit verbringen, im Krankenhausbett zu gammeln und mit Sauerstoff versorgt zu werden...
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Nach knapp zwei Stunden verlassen wir das Behandlungszimmer endlich und somit verlässt mich auch dieses bedrückende Gefühl. Es ist wirklich jedes Mal wie eine Last, die von mir fällt, wenn ich einen dieser Termine überstanden habe. Auch wenn ich weiß, dass diese Termine wichtig sind und je mehr ich davon habe, desto länger lebe ich, sie fühlen sich doch jedes Mal einfach nur belastend an. Ich laufe hinter Leni und unterhalte mich mit meinen Eltern, als sie plötzlich stehen bleibt und ich gegen sie laufe. Auch meine Eltern bleiben nun verwirrt stehen.
„Warum bleibst du denn stehen?!", mecker ich Leni an und folge ihrem Blick...

The Destiny in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt