Carolines Sicht:
Ich muss dringend das Thema wechseln.
„Lass uns nochmal über den Markt gehen", schlage ich Roman also vor.
Dieser nickt einverstanden und folgt mir zurück in die Menschenmenge. Ich vergrabe mein Gesicht so gut es geht im Schal und bahne mir vorsichtig meinen Weg durchs Gedränge.
„Ist dir kalt?", fragt Roman fürsorglich.
Es ist das erste mal nach Monaten, dass mich das jemand nicht aus Angst und Sorge wegen meiner Krankheit fragt, sondern nur um meinetwillen...
„Ein bisschen", nuschel ich und schiele zu Roman, der seine Mütze vom Kopf zieht.
„Bleib mal stehen", er hält mich sanft am Arm fest. Ihm ist egal, dass wir mitten im Tumult stehen. Er setzt mir seine Mütze auf und hält den Daumen lächelnd hoch. „Steht dir perfekt."
Ich werde automatisch rot und lächel verlegen. Ich bin wirklich froh, dass er das nicht so gut sehen kann.
„Danke", murmel ich.
Wir gehen weiter, bis ich die Eisbahn entdecke.
„Lass uns dahin!", forder ich Roman sofort begeistert auf.
„Dann komm", Roman nimmt meine Hand und führt mich durch die Menschenreihen bis ganz nach vorne zur Bahn.
Auf dem Eis tanzt gerade ein Paar wie im Märchen. Solche Eiskunstläufer kenne ich sonst nur aus dem Fernsehen. Es ist mir neu, dass sie auch hier auf unserer Eisbahn tanzen. Vielleicht ist das ja der Grund für die Menschenmenge... Irgendwo hab ich die beiden schonmal gesehen, sie sind definitiv nicht unbekannt. Es sieht so schön und elegant aus wie sie übers Eis gleiten, wow.
Am Ende ihrer Vorstellung applaudieren alle und die Bahn wird für jeden freigegeben.
„Möchtest du Schlittschuhlaufen?", Roman schaut mich fragend an.
Ich sollte es nicht wagen. Aber ich war lang nicht mehr auf dem Eis und als Kind habe ich es geliebt...
„Wenn du auch willst", antworte ich schließlich. Eine Runde kann ja nicht schaden.
„Sonst würde ich nicht fragen", erwidert Roman und geht zwei Paar Schlittschuhe besorgen.
Fünf Minuten später stehe ich mit wackelnden Beinen auf dem Eis. Ich wusste nicht, dass man Schlittschuhlaufen so schnell verlernen kann... Ich halte mich an der Bande fest und warte darauf, dass Roman sich seinen zweiten Schlittschuh angezogen hat und ebenfalls auf die Bahn kommt. Doch anders als erwartet, kann Roman ziemlich gut auf den Dingen laufen. Er gleitet übers Eis und hält bei mir mit einer kunstvollen Bremsung an.
„Kann ich helfen, Fräulein?", er hält mir seine Hand entgegen.
Ich schaue von seiner Hand in sein - wie immer - lächelndes Gesicht und zurück zu seiner Hand. Schließlich nehme ich sie an und lasse mich übers Eis führen. Ich klammer mich ein wenig an Romans Arm fest.
„Eine gerade Haltung wäre vorteilhaft", flüstert er mir zwinkernd zu.
Ich versuche mich also aufzurichten und mit geradem Rücken Roman übers Eis zu folgen. Noch immer halte ich seine Hand und traue mich auch nicht loszulassen.
„Wenn ich ehrlich bin, war ich zuletzt als ich ein Kind war auf einer Eisbahn. Ich habe nicht gewusst, dass das so schwer ist", gebe ich nach einer Weile zu.
„Also mich stört das nicht", Roman grinst ein wenig anzüglich. Trottel.
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The Destiny in your eyes
FanfictionCaroline ist ein fröhliches Mädchen. Sie lacht viel, denn lachen ist gesund. Aber sobald sie allein ist, verschwindet ihr schönes Lachen. Denn selbst Lachen hilft nicht mehr gegen ihre Krankheit. Lungenkrebs war die Diagnose, Lungenkrebs im zweiten...