Kapitel 1

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Erzähler
Es war ein ganz normaler Tag wie sonst auch. Die Familie Kiriko saß in ihrem Garten. Yuna und ihr jüngerer Bruder Kazuya spielten Volleyball während sie warteten, dass sie endlich losfuhren. Wohin fragt ihr euch? Die Familie Kiriko wollte heute einen Ausflug machen. Leider wohnte ihr Vater Meiyo in der Hyōgo Präfektur, da er einen großen Konzern leitete. Aber er versuchte so oft wie möglich zu ihnen zu kommen. „Hey ihr Beiden! Wollen wir los?" rief die Mutter der Zwei und lächelte. „Hai!" riefen die Geschwister synchron und liefen rein um sich anzuziehen. Schnell Schuhe und Jacke angezogen und schon liefen sie zum Auto. Endlich fuhren sie los. Doch der Tag, der so schön begonnen hatte, lief ganz anders aus.

Yuna's Sicht
Ich spaßte gerade mit meinem Bruder herum als Mum plötzlich aufgebracht schrie. Ich schaute nach vorne. Ein LKW raste auf uns zu. Schnell nahm ich die Hand meines Bruder, zog ihn zu mir und schaute zu Mum. Das letzte an das ich mich erinnerte war der geschockte Blick von ihr, dann wurde alles schwarz.

Ich öffnete die Augen. Viel zu hell! Ich kniff sie etwas zusammen und erkannte langsam eine weiße Decke. Ich setzte mich auf. Fataler Fehler! Sofort schrie ich auf vor Schmerzen. Eine Krankenschwester kam durch die Tür gelaufen und beugte sich zu mir runter. „Bitte leg dich wieder hin. Du darfst dich nicht viel bewegen!" Ich schaute sie fragend an und sah an mir runter. An meinem Arm hatte ich einen Zugang und eine durchsichtige Flüssigkeit floss durch den Schlauch. Um meine beiden Arme waren Verbände und an meinem einen Knie trug ich eine Schiene. Ich fing an zu zittern als mir die Bilder von vorhin in den Sinn kamen. Panisch sprang ich auf. „Wo ist mein Bruder! Wo ist meine Mutter?!" Die Krankenschwester drückte mich wieder runter ins Bett. „Deinem Bruder geht es gut, er liegt direkt hier neben dir." sagte sie ruhig und zog links von mir einen Vorhang zur Seite. „Kazu." flüsterte ich und atmete erleichtert aus. Er hatte ein paar Schrammen im Gesicht, aber sonst sah er gut aus. „Hat er irgendwelche Schäden?" fragte ich die Schwester vor mir und sie schüttelte den Kopf. „Er hat nur ein paar Kratzer abbekommen und vielleicht noch blaue Flecken. Als wir bei euch ankamen hattest du ihn fest im Arm. Du hast ihn geschützt." Sie lächelte mich leicht an und ich atmete wieder erleichtert aus. „Y-Yuna?" ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah meinen Bruder an. „Hallo Kazuya, wie fühlst du dich?" fragte die Schwester als sie zu ihm ging. „Gut, denke ich?" Kurz musste ich schmunzeln, aber hörte abrupt damit auf. Wieder schoss ich in die Höhe und schaute mich panisch im Raum um. „W-Wo ist Mum?" meine Stimme zitterte und als die Krankenschwester nur mit dem Kopf schüttelte, lief es mir kalt den Rücken runter. Die Türe wurde aufgerissen und Dad stand in der Tür. „Dad!" sofort rannte ich zu ihm und riss dabei meinen Zugang aus, aber das war mir egal. Die Schmerzen an meinem Körper versuchte ich gekonnt zu ignorieren. Ich fiel unserem Vater in die Arme und weinte sofort los. Vorsichtig streichelte er mir über den Rücken, dann wurde mir wieder langsam schwarz vor Augen. Vielleicht war das keine so gute Idee. Und schwups wurde ich wieder ohnmächtig.

Als ich meine Augen wieder öffnete lag ich wieder in dem Krankenhausbett. An meinem Finger klebte ein Plättchen und ein Kabel verlief zu einem Gerät, das meinen Puls anzeigte. Der Zugang war wieder an meinem Arm und als ich ihn versuchte zu heben, zuckte ich zusammen. „Autsch!" zischte ich und ließ ihn sofort wieder runter. Eine Hand legte sich auf meine und erst jetzt sah ich zur Seite. „D-Dad." zitterte ich und er versuchte schwach zu lächeln. Er hatte total gerötete Augen und sah total niedergeschlagen aus. Ich drückte seine Hand so gut ich konnte und starrte an die Decke. „Was wird jetzt passieren?" flüsterte ich vor mich hin und schaute rüber zu meinem Bruder. Er war eingeschlafen. „Ich will nicht alleine sein." Langsam merkte ich, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Ich unterdrückte sie und mein Vater fing an zu reden. „Du wirst nicht alleine sein, genauso wenig wie Kazu. Ihr werdet zu mir ziehen und ich werde erstmal zuhause bei euch bleiben." Mein zerbrochenes Herz machte einen kleinen Satz. Bei Dad wird alles okay werden. „Aber deine Firma, deine Arbei-" - „Das ist nicht wichtig Yuna. Ihr steht bei mir an erster Stelle. Du musst dir keine Sorgen machen, ich kann auch von zuhause aus arbeiten, wenn es Probleme geben sollte." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und setzte sich nun neben meinen Bruder.

Kazuya's Sicht
Durch einen leicht stechenden Schmerz am Kopf wachte ich auf. Dad saß neben mir. Er sieht total fertig aus. Augenblicklich fing ich an zu weinen. Mum ist weg. Sofort nahm mich Dad in den Arm. Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und sah zu Yuna. Sie schaute mich an und ihre Augen begannen zu funkeln. Sie sieht schlimm aus. Ihre sonst braunen welligen Haare waren platt und matt. Sie war total blass und hatte überall Kratzer und blaue Flecken. An ihrem einen Knie trug sie eine Schiene und an ihrem Arm hatte sie einen Zugang bekommen. Ich löste mich von Dad und ging rüber zu ihrem Bett. Wir umarmten uns und sie zischte auf. Augenblicklich wollte ich sie loslassen, aber sie hielt mich fest. „Nein. Bitte." flüsterte sie schwach. Ich legte wieder meine Arme richtig um sie und ihr Körper begann zu beben. Leicht drückte ich sie von mir. Ihre Augen glänzten, aber sie weinte nicht. „I-Ich kann nicht. W-Wieso..?" murmelte sie. Ab dem Zeitpunkt wusste ich, Yuna würde sich verändern.

Yuna's Sicht
Mein Bruder legte die Arme um mich. Mein Körper begann zu beben, aber ich weinte nicht. Ich konnte nicht. Ich merkte zwar, dass mir Tränen in den Augen standen, aber sie fanden keinen Ausweg. Ich fühlte mich so leer und meine Hände waren eiskalt. Kazu drückte mich leicht weg und schaute mich an. Seine grünen Augen trafen auf meine Blauen. Ich war die einzige mit Mum die blaue Augen hatte. Mum. Mein Herz zerriss in noch kleinere Einzelteile. Ich wollte weinen, aber es ging nicht. Alles war leer. „I-Ich kann nicht. W-Wieso..?" murmelte ich und ließ mich gegen meinen kleinen Bruder sacken. Zwei starke Arme legten sich um uns Beide. Wir schauten hoch und sahen unseren Vater an. „Ich werde euch niemals alleine lassen. Wir stehen das gemeinsam durch. Zu dritt." er versuchte zu lächeln, aber mit den Tränen, die seine Wangen runterliefen, sah das nicht so gut aus. Als ich meinen Vater so sah zog sich mir wieder die Brust zusammen. Er hat die Liebe seines Lebens verloren. Ich wollte wirklich weinen. Wieso konnte ich nicht? Alles in meiner Brust war leer. Kein Gefühl von Geborgenheit, kein Gefühl von Sicherheit und kein Gefühl von Liebe. Alles war einfach nur schwarz. „Es tut mir leid." zitterte ich und eine einzelne Träne, wirklich nur eine einzelne Träne verließ meine Augen. Ab jetzt würde sich vieles Verändern. Besonders ich.

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