Wiederaufbau

Kapitel 5

„Lach doch mal." hörte ich Atsumu jammern und hob meinen Kopf. Er versuchte Osamu's Mundwinkel hochzudrücken. „'Tsumu. Du. Nervst. Mich." sagte Osamu und verdrehte die Augen. Die beiden waren irgendwie total unterschiedlich. Atsumu lächelte voll oft und redet viel. Osamu hingegen war eher ruhiger. Er sagt aber immer wenn ihn was störte oder sprach ohne Rücksicht und hatte meist einen monotonen Blick. „'Tsumu lass es jetzt!" Ich schaute die beiden Zwillinge an. Sie boxten sich gegenseitig immer wieder gegen die Arme oder in den Bauch. Herrlich. Während sie sich weiter zofften, sprach der schwarzhaarige mich an. „Woher kennst du Osamu?" fragte er und rutschte etwas zu mir rüber damit wir uns besser verstehen konnten und damit er zu den Zwillingen etwas Abstand bekam. „Hab ihn Samstag Abend im Park getroffen." Er zog kurz eine Augenbraue hoch, aber die Geste war so schnell wieder vorbei, dass ich dachte, ich hätte es mir nur eingebildet. Das hier war ein Gespräch unter ruhigen Leuten und es war sehr angenehm. Ich antwortete auf seine Fragen und somit erzählte ich, wie Osamu und ich uns im Park begegnet waren. „Ich bin übrigens Suna Rintarō." Er hielt mir die Hand hin. „Kiriko Yuna." sagte ich und schüttelte kurz seine Hand. „Kennst du die beiden schon lange Suna-san?" - „Nur Suna reicht und ich kenne die beiden seit Anfang der Oberschule. Ich bin mit Osamu in einer Klasse." Ich nickte verstehend und wir schauten zu den immer noch streitenden Zwillingen. „Hört das eigentlich auch mal auf?" fragte ich an Suna gerichtet, schaute aber immer noch wie er auf die beiden. „Eigentlich geht das oft schnell vorbei." erklärte er. Hinter den beiden Zwillingen tauchte ein Junge auf. Er war vielleicht ein oder zwei Zentimeter größer als ich, aber bestimmt ein Jahr älter. Seine Haare waren hellgrau und seine Spitzen schwarz. Er schaute kurz Suna und mich an, dann die streitenden Zwillinge. „Atsumu. Osamu." Die beiden zuckten zusammen und hörten abrupt auf zu streiten, als sie die irgendwie kalte Stimme des Jungen hörten. Das war jetzt schnell. „Oh h-hallo Kita-san." stammelte Atsumu kurz und sah ihm hinterher, als er sich neben Suna setzte. „Hallo Kita-san." grüßte ihn Suna ruhig. Angesprochener drehte sich zu Suna. „Hallo Suna. Alles okay?" Suna nickte kurz, dann sah der kleine grauhaarige mich an. „Bist du neu hier?" Ich nickte. „Wie heißt du?" - „Kiriko Yuna." Er hielt mir die Hand hin und stellte sich vor. „Kita Shinsuke, freut mich." sagte er ruhig und seine Mundwinkel hoben sich kaum merkbar an. Wir fünf aßen alle weiter unser Essen bis jemand die Stille unterbrach. „Warum bist du eigentlich so stark verletzt Yuna-chan?" Chan? „San." verwirrt schaute er mich an. „Für dich, wenn dann Yuna-san." sagte ich mit Nachdruck, blieb aber kalt. „Ha, 'Tsumu du Opfer." Atsumu funkelte Osamu an und wollte gerade gegen Osamu's Arm boxen, aber er stoppte. Kurz schielte er zu Kita rüber, der aber war mit seinem Essen beschäftigt. Atsumu wollte gerade gegen Osamu's Arm hauen, da hob Kita seinen Kopf. Atsumu verharrte in seiner Position und nahm langsam den Arm wieder runter. Als Kita dann wieder mit essen anfing, streckte Osamu Atsumu die Zunge raus. Früher hätte ich gelacht. Aber so war ich nicht. Nicht mehr. Neben mir nahm ich ein leises schmunzeln wahr, das von Suna aus kam. Nach ein paar Minuten klingelte es wieder und wir gingen zurück in unsere Klassen. Auf dem Weg zur Klasse spürte ich viele Blicke auf uns liegen. Atsumu schaute sich um und nach kurzer Zeit hörten die Blicke wieder auf.

„Woher kennst du 'Samu eigentlich?" Fragte mich Atsumu, als wir nach der letzten Stunde rausgingen. Er trug netterweise wieder meine Tasche. „Hab ihn Samstag getroffen." Fragend schaute er mich an. „War mit meiner Hündin unterwegs und dann ist sie zu ihm gelaufen. Als ich sie gesucht habe bin ich dann auf ihn getroffen." erzählte ich. „Deswegen war 'Samu Samstag so spät zuhause." murmelte Atsumu vor sich hin. Wir waren gerade in der Mitte des Schulhofs, als jemand mich rief. „Yuna!" Ich blieb stehen. „Kazu. Alles okay?" Mein Bruder schaute erst mich und dann Atsumu an. „Kennen wir uns?" fragte mein Bruder und Atsumu schüttelte den Kopf. Er wollte gerade was sagen, aber ich redete dazwischen. „Du hast seinen Zwillingsbruder gesehen." sagte ich kurz und zeigte in eine Richtung. Er drehte seinen Kopf nach da und sah, dass Osamu gerade kam. Kazuya formte ein kurzes „Oh." mit seinem Mund. „'Samu guck, Yuna-sans Bruder." - „Kennen uns schon." Osamu nickte kurz meinem Bruder zu, dieser lächelte ihn kurz an. „Wieeeee?" Atsumu war sichtlich verwirrt. Osamu zuckte nur mit den Schultern. „Komm jetzt 'Tsumu, wir müssen zum Training." Der blonde nickte kurz. Mein Bruder nahm ihm meine Tasche ab. „Danke fürs Tragen." sagte er noch zu Atsumu. Dieser lächelte mich an. Hm? Ich schaute ihn nur mit meinem monotonen Blick an, mit dem ich die ganze Zeit schon rumlief. Osamu ging los und gab nur ein kurzes „Bis morgen." von sich. „Hey 'Samu! Warte auf mich!" rief Atsumu hinterher. „Wir sehen uns morgen!" rief er meinem Bruder und mir zu und winkte noch, als er zu Osamu joggte. Mein Bruder rief ihm noch ein „Bis morgen!" zu, dann gingen wir los. Als wir aus dem Tor gingen hupte ein Auto. Wir drehten uns in die Richtung und sahen Smith. Er winkte uns zu und als wir bei ihm ankamen setzten wir uns ins Auto. Die Fahrt war relativ ruhig. Während Kazuya und Smith sich über den ersten Schultag unterhielten, saß ich hinten und beobachtete die Gegend.

Als wir endlich Zuhause waren ging ich in mein Zimmer und zog mir eine kurze Trainingshose und ein lockeres T-Shirt an. Als ich die Verbände sah musste ich kurz nach Luft schnappen. Ein paar Nähte waren anscheinend wieder aufgegangen, denn die beiden Abschnitte an meinen Unterarmen waren leicht blutgetränkt. Ich humpelte mit den nervigen Krücken in den Flur und zum Zimmer gegenüber meines. Die Tür stand halb offen und ich lugte rein. „Kazuya?" fragte ich in das Zimmer rein und mein Bruder kam aus seinem Ankleidezimmer raus. Sein Zimmer war genauso aufgebaut wie meins, nur in anderen Farben. „Oh Gott Yuna!" Er rannte zu mir und beäugte kritisch meine Verbände. „Dad!" rief er in die Villa rein und nach kurzer Zeit hörte man schon schnelle Schritte. „Zum Auto. Sofort!" zischte mein Vater aufgebracht und ich riss die Augen auf. „So kann ich nicht raus!" murrte ich. Mein Bruder rannte wieder in seinen Schrank und zog mir einen Pulli von sich über. „Los jetzt!" scheuchten mich die beiden und wir gingen los zum Auto.

Nun war ich wieder im Krankenhaus. Na toll, dabei war ich erst Samstag noch hier. Wir saßen im Wartebereich und warteten (no shit🤦🏻‍♀️) darauf, dass ich aufgerufen werde. Gerade als ich einen Schmerz am Arm spürte, sah ich einen mir bekannten Grauschopf. Osamu? Ich hievte mich hoch und folgte dem grauhaarigen. „Osamu?" Er drehte sich um. Er müsste doch eigentlich beim Training sein? „Yuna? Was machst du hier?" Fragte er und musterte mich von oben bis unten. Ein leichter rotschimmer legte sich auf seine Wangen und ich schaute an mir unter. Meine Trainingshose war nicht gerade die längste und der zu große Pulli von Kazuya machte es nicht besser. Sofort war es mir peinlich, aber ich versuchte mich zusammenzureißen.