🥊 9

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>> Eli <<

„Er konnte gar nicht sein Augen von dir lassen, obwohl du gar nichts gesagt hast", brabbelte Laney unentwegt während sie sich aus ihren Skinny Jeans schälte. „Dieser Mann ist dir total verfallen, daran besteht kein Zweifel."

„Das ist nicht wahr", murmelte ich und zog mir den Sweater über den Kopf. „Ich war bis zum Kopf verhüllt, da gab es nichts zu gucken."

„Eli, Eli, Eli...", tadelte sie mich. „Es geht nicht immer nur um das Äußere. Seine Augen waren ausschließlich auf dein bildhübsches Gesicht fixiert. Du siehst eben aus wie ein Engel, da ist es eben kein Wunder, dass Männer kaum die Augen von dir lassen können."

Ich rollte mit den Augen und streifte mir ein neon-oranges Tanktop über den schwarzen Sport-BH. In weiser Voraussicht hatte ich mir bereits zu Hause die Leggins angezogen. „Wenn du das sagst!"

„Ja, das sage ich. Ich kenne die Männer und Rasmus scheint mir nicht einer von diesen schwanzgesteuerten Idioten zu sein. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war aufrichtig. Ich wette, dass er wirklich an dir interessiert ist und nicht nur an deinem Körper."

Konnte sie recht haben? Wollte ich, dass er wirklich an mir interessiert war? Ein Teil von mir schrie JA. Der andere Teil war unsicher. Er war eine große, düstere Maschine. All die Tattoos gaben ihm diesen extra Hauch Gefahr. Ich wusste, dass mein Vater und meine Brüder aus der Haut fahren würden, wenn sie ihn sahen. Auch wenn mein Vater auf du und du mit dubiosen Leuten war, so wollte er doch nicht, dass seine Tochter mit solchen Typen in Kontakt kam. Okay, Rasmus war ein Käfigkämpfer, aber das bedeutete nicht, dass er zu diesen dubiosen Gestalten gehörte, richtig? Ich bezweifelte, dass er in irgendwelche gefährlichen oder illegalen Geschäfte verwickelt war, egal wie gefährlich er auch aussehen mochte.

„Bereit", fragte ich und ließ meinen Blick über meine Freundin wandern.

Sie trug ein hellblaues Tanktop, welches an ihrem Oberkörper klebte wie eine zweite Haut, so dass man ihre vollen Brüste nicht übersehen konnte. Die langen schlanken Beine steckten in grauen Leggins, die ihren wohlgeformten Po betonten. Zu schade, dass der Kurs nur für Frauen war, denn Männer hätten bei ihrem Anblick sicher sofort zu Sabbern angefangen. Hoffentlich war Rasmus nicht zu empfänglich für ihre Reize. Auf der anderen Seite wusste ich, dass meine Freundin mir niemals in den Rücken fallen und sich den Mann, den ich mochte, schnappen würde. Ich konnte es nicht mehr abstreiten: ich mochte ihn sehr! Ich wollte mehr über ihn wissen, ihn öfter sehen. Vielleicht hatte das Schicksal ja etwas für uns geplant.

„Yep!"

Zusammen verließen wir den Raum genau in dem Moment, als Deacon und Max auf den kleinen Flur traten. Beide Männer trugen schwarze Achselshirts und schwarze Shorts. Wie dunkle Zwillinge! Viele von Max' Tattoos waren so sichtbar. Egal wie oft ich ihn so sah, ich musste immer wieder seine Arme scannen, denn es konnte ja durchaus sein, dass ein neues Tattoo hinzugekommen war. Die Männer hatten sogar schwarze Handtücher und eine Wasserflasche in ihren Händen. Max versuchte die ernste und düstere Miene aufrecht zu erhalten, aber ich sah das Funkeln in seinen Augen, als sein Blick über Laney wanderte. Oh ja, da ging definitiv etwas vor sich!!! Das war kein Blick eines Bodyguards. Dieser Blick gehörte zu einem interessierten Mann. Warum war mir das nicht schon früher aufgefallen? Oder war dieses Interesse neu? Und wusste Laney, dass ihr Bodyguard an ihr interessiert war? Ihr Radar schlug doch immer an, wenn ein interessierter Mann in der Nähe war. Laney nannte es Fluch und Segen zusammen. Ich musste sie dringend später danach fragen. Nun war es erst einmal Zeit sich auf den Selbstverteidigungskurs zu konzentrieren...und Rasmus!!!

Die Männer stoppten an der Treppe und sahen uns zu, wie wir die einzelnen Stufen hinaufstiegen und schließlich in dem verglasten Raum verschwanden, ehe sie ihr eigenes Workout starteten. Es befanden sich acht Frauen in dem Raum. Fünf standen zusammen und unterhielten sich, zwei andere dehnten sich vor einen Holzbank und die letzte Frau sprach mit Rasmus. Als er plötzlich herzhaft loslachte beschleunigte sich mein Herzschlag. Sein Lachen war so ehrlich und real und der Klang wärmte mein Herz. Ich wollte dieses Lachen wieder und wieder hören. Rasmus warf den Kopf in den Nacken und legte sich die linke Hand auf den Bauch. Man konnte deutlich sehen, wie sich die Muskeln und Sehnen an seinem Hals und den Armen dehnten. Bisher war er immer ernst und sogar ein wenig verschlossen gewesen, mal von einem frechen Grinsen und belustigten Lächeln abgesehen, aber nun zeigte er seine humorvolle Seite. Zu gern hätte ich gewusst, was die Frau gesagt hatte, was so lustig war. Sie musste in ihren Vierzigern sein und schien keineswegs in sexueller Hinsicht Interesse an ihm zu haben, was mich irgendwie beruhigte. Geistig schüttelte ich den Kopf, denn dieser Gedanke war wirklich lächerlich. Ich hatte keinerlei Recht irgendwelche Ansprüche auf ihn zu erheben.

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt