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>>Rasmus <<


Himmel! Warum hatte ich dieses Haus noch gleich gekauft? Warum hatte ich nicht gesehen, wie viel hier noch gemacht werden musste? Ich stand in der Mitte des Wohnzimmers, fuhr mir mit der rechten Hand durchs Haar und sah von einer Wand zur anderen. In den letzten drei Stunden war ich damit beschäftigt gewesen, die alten Tapeten zu entfernen. Ein paar Löcher waren darunter aufgetaucht, die erst geschlossen werden mussten, ehe ich neue Tapere darüber kleben konnte. Ich musste eine Liste mit den Dingen machen, die ich noch dringend brauchte, denn ich war mir sicher, dass Silikon nicht das Einzige bleiben würde, das noch fehlte.

Gestern, nachdem wir mein Bike eingesammelt hatten, hatte ich eine eingehende Inspektion des Hauses gemacht und bemerkt, dass ich es komplett renovieren musste. Ein Raum nach dem anderen. Im Wohnzimmer würde ich beginnen. Danach das Bad, das Schlafzimmer, die Küche, das kleine Gästezimmer, den Abstellraum und den Flur. Ein Glück, dass ich in den vergangenen Jahren so viel Geld gespart hatte. Ich hatte immer noch einiges von dem Geld übrig, dass ich während meiner Zeit in der Armee verdient hatte und natürlich auch das meiste von den Mäusen, die mir die Kämpfe eingebrachten. Die Kurse im Fitnesscenter waren nur eine nette zusätzliche Einnahmequelle, mit der ich die einfachen Sachen, wie Lebensmittel oder die Rechnungen für Strom, Wasser und Telefon bezahlte.

Als ich mich dazu entschlossen hatte, die Armee zu verlassen, da brauchte ich ein Dach über dem Kopf, also hatte ich die Anzeigen studiert. Dies war das dritte Haus gewesen, dass ich mir angesehen hatte und meine Entscheidung war eher impulsiv als wirklich durchdacht gewesen. Billig, einige Möbel inklusive, da die Vorbesitzer nach Singapore zogen und nicht alles mitnehmen wollten. Und was besonders wichtig war: es war sofort zu haben! Also hatte ich sofort zugeschlagen. Nun merkte ich allerdings, dass der Immobilienmakler recht gehabt hatte: einige Sachen müssten noch gemacht werden! Ich war mir nicht sicher, was er unter einige Sachen verstand, denn das Haus brauchte eine komplette Überholung. War ich wirklich so blind gewesen, als ich diesen Kauf abgeschlossen hatte? Es half mir nicht, wenn ich im Nachhinein über meine eigene Dummheit meckerte. Nun musste ich eben in den sauren Apfel beißen. Ich machte mir eine mentale Notiz, dass ich einen Experten anrufen musste, der sich mal den Kamin und den Schornstein ansah, denn ich wollte keine weitere Überraschung erleben, wenn es erst einmal richtig kalt wurde und ich dann ein Feuer machen wollte. Wenigstens die Heizung war in einem guten Zustand und auch das Dach war dicht.

Mein Blick wanderte hinab zum Boden. Das braune Parkett war meine nächste Aufgabe. Erst abschleifen, dann versiegeln. Letzte Nacht hatte ich mir einige hilfreiche Videos auf YouTube angesehen und ich war mir sicher, dass ich diese Aufgabe allein hinbekommen würde. So schwer hatte es nicht ausgesehen. Aber zuerst brauchte ich mehr Koffein. Ich lief in die Küche und nahm eine saubere Tasse aus dem Schrank über der Spüle. Dann folgten zwei gehäufte Löffel Kaffeepulver, ehe ich den Wasserkocher anstellte. Während das Wasser kochte sah ich mich in dem quadratischen Raum um. Der kleine Tisch, der in der Ecke stand, mit den drei Stühlen, war akzeptabel, den würde ich behalten. Die fünf Schränke und Regale waren ebenfalls okay, aber die beige Farbe war nicht wirklich mein Geschmack, daher würde sie neu streichen. Ein Blick zur Spüle, wo ich einige benutzte Teller, Tassen und Besteck sah, zeigte mir, dass nichts wirklich zusammen passte. Mein Geschirr war ein farbenfroher wilder Mix. Noch ein Zeichen dafür, dass das Leben in den letzten sechs Monaten irgendwie an mir vorübergezogen war. Es wurde ich Zeit, dass ich das jetzt mal auf die Reihe bekam.

Das Klicken des Wasserkochers ließ mich zusammenzucken und ich goss heißes Wasser in die Tasse. Nicht die Art, wie ich sonst meinen Kaffee trank, aber so ging es schneller in den Genuss des heißen braunen Elixirs zu kommen. Eines der Dinge, die ich bei der Armee gelernt hatte. Wie hatte es der deutsche Soldat André noch gleich genannt? Türkisch, ja genau! Keine Ahnung, warum man es so nannte. Wer weiß, vielleicht nutzen türkische Menschen keine Kaffeemaschine oder keinen Filter, aber das spielte auch keine Rolle so lange das Getränk genießbar war. Ich nahm den ersten Schluck des Kaffees und schloss meine Augen. Wie viele Tassen hatte ich schon getrunken, seit ich am Morgen um kurz nach fünf Uhr aufgestanden war? Keinen Schimmer! Fünf oder sechs?! Nach dem Aufstehen hatte ich mir eine Jogginghose, ein Tanktop, einen Sweater, Socken und meine Schuhe angezogen, um meine Runde durch die Umgebung zu drehen. Die eiskalte Luft war erfrischend gewesen und hatte all meine Lebensgeister geweckt. Sobald mein Körper auch den letzten Rest vom Schlaf abgeschüttelt hatte, waren meine Gedanken zu Elisabeth gewandert. Ein neue Welle der Erleichterung rauschte durch meine Adern, als ich an den Abend zuvor gedacht hatte. Xavier, der Besitzer des Fitnessstudios, der in den letzten eineinhalb Jahren ein guter Freund geworden war, hatte mir gesagt, dass eine Frau namens Elisabeth angerufen hatte und das sie Danke sagte.

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt