>> Rasmus <<
„Du hast gute Vorarbeit geleistet", sagte Rodney und rollte die weiße Tapete auf dem Tapeziertisch aus, „da sollten wir den Raum doch in null komma nichts fertig bekommen."
Sein Optimismus in allen Ehren. Grummelnd stand ich an die gegenüberliegende Wand gelehnt, hatte die Arme leicht vor der Brust verschränkt und beobachtete meine Freunde dabei, wie sie meine Arbeit erledigten. Einen Umstand, den ich nicht wirklich guthieß, aber hatte ich denn eine andere Wahl, wenn ich nicht länger in diesem Chaos leben wollte? Eher nicht, also biss ich die Zähne zusammen und spiele, so gut es mir möglich war, die Bedienung für die Jungs und brachte ihnen in regelmäßigen Abständen Kaffee und schmierte ihnen Sandwiches. Irgendwie fühlte ich mich wie so ein Hausmütterchen.
„Willst du die Wände dann noch streichen", erkundigte sich Xavier, der gerade den Tapetenkleister anrührte, „oder lässt du es in dem beschaulichen weiß?"
Kopfschüttelnd stieß ich mich von den Wand ab und deutete auf einen Eimer Wandfarbe, der in der Ecke stand. „Nein, ich will zwei Wände in einem hellen Grauton streichen, was ganz gut zu dem breiten Sofa passt."
Er nickte und rührte weiter mit einem Holzstab in dem gelben Eimer herum, damit der Kleister auch nicht klumpte.
Sam, der gerade aus dem Bad kam, blieb neben mir stehen und musterte mich eingehend. „Du siehst echt scheiße aus, Ras."
„Danke für die Blumen", murmelte ich und seufzte theatralisch auf. Dasselbe hatte ich mir am Morgen auch gedacht, als ich mich im Spiegel sah. Der Bluterguss an meiner Schläfe sah wirklich übel aus. Wenn ich eine Frau gewesen wäre, dann hätte ich wohl eine Stunde nur damit zugebracht, diesen bunten Fleck ordentlich abzudecken.
„Wie geht es deinen Rippen?"
Wie sollte es denen schon gehen? Sie taten natürlich weh. „Die Pillen helfen", erwiderte ich und verzog das Gesicht, als ich eben genannte Rippen kurz abtastete. „Ich versuche mich nicht zu bücken oder meinen Oberkörper zu drehen, dann geht es schon."
In Sams Augen erschien ein Ausdruck, der sich nur als Sorge beschreiben ließ. „Halte den Ball flach, Mann, damit es schnell heilt."
Mir ist klar, dass er auch die bevorstehenden Kämpfe anspielt, bei denen ich unmöglich angeschlagen antreten konnte. Auch wenn ich hart ihm Nehmen war, so lebensmüde oder schmerzpervers war ich dann doch nicht.
„Keine Sorge, dass mache ich", versicherte ich ihm und schlurfte dann in die Küche, denn ich brauchte einen neuen Kaffee. Dank der Schmerzen hatte ich in den letzten beiden Nächten nicht wirklich gut geschlafen, was ich überdeutlich spürte.
„Hast du eine Leiter", rief mir Sam hinterher und ich runzelte die Stirn. „Ja, die steht im Schlafzimmer."
Wozu brauchte er denn eine Leiter? Xavier hatte doch seine eigene Leiter mitgebracht, als er am morgen zusammen mit seinem Schwager hier aufgekreuzt war.
„Okay, dann guck ich mir das Haus von außen an. Hast du nicht gesagt, dass eventuell etwas am Dach gemacht werden muss?"
„Oh Gott, bitte klettere nicht auf das Dach", rief ich aus und wandte mich ruckartig um, was ich sogleich bereute, als meine Rippen protestierten. „Ich kann gerade niemanden gebrauchen, der von meinem Dach fällt und sich schwer verletzt."
Sein Lachen hallte zu mir herüber und ich kniff argwöhnisch die Augen zusammen. Was war bitteschön so lustig?
„Keine Sorge, ich will nicht aufs Dach klettern sondern nur einen Blick drauf werfen, um abschätzen zu können, was gemacht werden muss. Mein Cousin ist Dachdecker und der könnte dir dann ein Angebot machen. Für Freunde der Familie gibt es einen Rabatt."
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Kiss of Darkness
RomansaEli ist die Tochter eines reichen mächtigen Geschäftsmannes, der niemals ein NEIN als Antwort akzeptiert. Er kontrolliert wen immer er will, auch seine Kinder. Dies ist ein Grund, warum sie so schüchtern und zurückhaltend ist. Ein weiterer Grund ist...