🥊 20

1.1K 61 10
                                    

>>Eli <<

"STRIKE!"

Marshall riss die Arme in die Luft und wackelte mit den Augenbrauen. Ich hatte geahnt, dass die Männer unseren Bowling Abend zu einem Wettkampf nutzen würden. Nach der Hälfte, der ersten Runde führte Team Morgan, daher war es kein Wunder, dass ihr Bruder so ein Theater veranstaltete. Deacon und Bryce malten mit fest aufeinandergepressten Kiefern, um nicht zu zeigen, wie angepisst sie waren. Laney und mich störte das kein bisschen, wir nahmen es sportlich. Wir sahen es nicht so verbissen. Es sollte Spaß machen und niemanden herunterziehen.

Janet war weise genug diesem Abend auszuweichen und entging so den bösartigen Sprüchen von Marshall und Max. Im Verlaufe des Abends floss das Bier in Strömen und lockerte die Zungen. Je mehr Bier Marshall trank desto unflätiger wurden seine Kommentare, auch wenn sie nicht böse gemeint waren. Innerlich rollte ich mit den Augen und verkniff mir ein Seufzen, ehe ich mir eine weitere Kugel schnappte.

„Du schaffst es", feuerte mich Deacon an und lächelte. Auch mein Bruder reckte seine Daumen nach oben. Bisher hatte ich es noch nicht ein Mal geschafft alle Pins abzuräumen, zwei oder drei dieser widerspenstigen Dinger blieben immer wieder wie angewurzelt stehen. Spielverderber!

Ich atmete noch einmal tief durch, sammelte all meine Kräfte und ließ die Kugel die Bahn entlang rollen. Dieses Mal war sie genau in der Mitte. Kein Wackeln, kein Abdriften. Ich stand stocksteif da, war gespannt wie ein Bogen, nagte auf meiner Unterlippe und betete stumm darum, dass die Kugel genau so weiterrollte. Und das tat sie dann auch, traf den ersten Pin mit enormer Wucht.

„STRIKE!!!" Laneys Schrei riss mich aus meiner Trance.

„Großartig", rief Bryce und kam sofort zu mir herüber gerannt, um mich hochzuheben und umherzuwirbeln. „Das war wirklich toll, Süße. Du hast unsere Ärsche gerettet."

Erschrocken packte ich seine Schultern während ein kurzer Schrei über meine Lippen kam.

„Was war das denn", fragte Marshall mit weit aufgerissenen Augen. „Das kann nicht wahr sein. Hast du den letzten Pin mit deinem Gepuste zum Umfallen gebracht?"

Laney gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. „Idiot. Als wenn ein Pusten von hier den Pin dort drüben zu Fall bringen könnte."

Er schüttelte seinen Kopf. „Stimmt auch wieder! Wenn Eli das schafft, dann solltest du das doch auch hinbekommen." Sein Blick duldete keine Ausreden.

Sie straffte die Schultern und machte sich auf den Weg. „Träum weiter! Eli hatte Glück. Das passiert niemals zweimal hintereinander."

Da hatte sie recht. Nach ihrem ersten Wurf standen immer noch vier Pins an Ort und Stelle und dann auch noch ziemlich weit auseinander, so dass es unmöglich war, sie alle zu erwischen. Zwei weitere Würfe später standen immer noch zwei Pins an ihrem Platz, aber Laney zuckte nur lässig die Schultern. „Ich habe es versucht!"

Ihr Bruder war nicht zufrieden. Max klopfte ihr trotzdem auf die Schulter. Da sie ihre Beziehung noch nicht bekanntgegeben hatten, mussten sie ihre Berührungen so unschuldig und harmlos aussehen lassen, wie möglich, allerdings beachtete Marshall sie sowieso kaum, da er viel zu sehr damit beschäftig war meinem Bruder fiese Sprüche reinzudrücken, der diese lediglich mit einer lässigen Handbewegung abwinkte. Das war nichts Neues für ihn, immerhin kannten sich beide schon sehr, sehr lange und wussten somit auch, wie sie einander handeln mussten.

Als Nächstes waren Max und Deacon an der Reihe und sie schafften natürlich jeder einen Strike. Sie klatschten sich ab und setzten sich wieder hin.

Der Abend verlief weiterhin ruhig. Wir lachten und neckten einander. Das alles lenkte mich wirklich ab und so dachte ich nicht über Rasmus und seinen Kampf nach. Erst als wir das Bowling-Center wieder verließen, blickte ich besorgt auf mein Telefon. Keine Nachricht von ihm. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und ich fragte mich, ob der Kampf schon zu Ende war, ob er es bisher einfach noch nicht geschafft hatte mir zu schreiben oder ob er ernsthaft verletzt war. Wir hatten uns dazu entschieden noch in eine Bar zu gehen, um den Tag mit ein paar Drinks ausklingen zu lassen, obwohl ich mir sicher war, dass ich nicht einfach ruhig dasitzen und relaxen konnte - jedenfalls nicht so lange bis ich etwas von Rasmus gehört hatte.

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt