🥊 10

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>>Eli <<

Mit einem tiefen Stöhnen erwachte ich am nächsten Morgen und spürte jeden einzelnen Muskel in meinem Körper. Verdammt! Als ich versuchte mich auf die rechte Seite zu drehen, wusste ich nicht was schlimmer war...der Schmerz in meinem Arm oder der rund um meinen Bauch herum. Die Sonne schien durch den kleinen Spalt zwischen den dunkelblauen Vorhängen und zeigte mir, dass es bereits Morgen war. Mein Körper fühlte sich dagegen an, als wäre er gerade erst zu Bett gegangen. Wäre es schlimm, wenn ich den ganzen Tag im Bett bleiben würde? Mein Körper sagte nein, aber mein Kopf erinnerte mich daran, dass ich zur Uni musste. Was für ein Mist! Mit einem weiteren schmerzvollen Stöhnen schloss ich noch einmal meine Augen und versuchte den Muskelkater zu ignorieren, was einfacher gesagt als getan war. Mancher Schmerz kam von Muskeln, von deren Existenz ich bis zu diesem Morgen keine Ahnung gehabt hatte. Das war der eindeutige Beweis dafür, dass ich mehr tun musste. Mein bisschen Joggen war nicht genug. Vielleicht sollte ich wieder mit dem Yoga anfangen, was ich eine zeitlang regelmäßig gemacht hatte, aber im letzten Jahr war ich faul geworden und nun spürte ich die Konsequenzen. Wir hatten doch gar nicht so schwierige Bewegungen gemacht. Ob Laney auch Muskelkater hatte? Ich hoffte es, denn wenn nicht, dann würde ich mich noch mehr wie ein Loser fühlen.

Ein Klopfen an der Tür stoppte mich dabei, mich noch mehr selbst zu bemitleiden. „Komm rein", sagte ich und drehte meinen Kopf zur Tür.

Deacon steckte seinen Kopf ins Zimmer und erklärte mir, dass es Zeit zum Aufstehen war und dass das Frühstück schon auf mich wartete.

„Fünf Minuten", murmelte ich und zog mir die Decke über den Kopf.

„Okay, aber wenn du in fünf Minuten nicht aufkreuzt, dann hole ich dich", versprach er und schloss die Tür wieder.

Urg, ich wusste, dass das kein leeres Versprechen war. Er hielt immer sein Wort und auch wenn er für mich arbeitete - oder für meinen Vater- würde er nicht davor zurückschrecken, etwas Bösartiges zu tun. Mir vielleicht eiskaltes Wasser über den Kopf zu schütten oder mich einfach aus dem Bett zu ziehen. Wenn es um solche Dinge ging, dann hatte Deacon eine sadistische Ader, wie mein Bruder Bryce. Nach einigen weiteren tiefen Atemzügen warf ich die Decke zur Seite und kroch aus dem Bett. Ich schlüpfte in den cremefarbenen Morgenmantel und machte mich langsam auf den Weg in die Küche, wo Deacon am Tresen saß und die Zeitung las. Gott, ich fühlte mich wie eine alte Frau!

„Wie fühlst du dich heute", fragte er ohne von der Seite mit den Lokalnachrichten aufzusehen.

„Scheiße", murmelte ich und steckte ein Pad in die ultra-moderne Kaffeemaschine. „Ich spüre jeden einzelnen Muskel in meinem Körper."

„Dann war es ein gutes Training. Kein Schmerz, kein Erfolg!"

Klugscheißer! Wenn ich es so regelmäßig machen würde, wie er, dann könnte ich auch kluge Sprüche reißen. Ich griff nach dem Löffel und tauchte ihn in mein Müsli. Mir tat nicht nur alles weh, nein, mein Magen war auch nicht wirklich erpicht darauf gefüllt zu werden.

„Ist Irgendwas in der großen weiten Welt passiert", fragte ich in einem gelangweilten Ton und sschob mir den ersten Löffel voll Müsli in den Mund.

„Nicht wirklich, aber die Polizei hat gestern Abend einen Käfigkampf gestürmt", erklärte Deacon und sah von der Zeitung auf, um meine Reaktion zu beobachten.

Innerlich zuckte ich zusammen, versuchte aber einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. Ein Käfigkampf? War Rasmus auch dort gewesen? Wurde er auch verhaftet? Ich wusste, das es illegal war und das die Polizei knallhart in solchen Dingen war. Jeden Kämpfer erwarteten mehrere Jahre Haft. Der Gedanken an Rasmus im Gefängnis ließ mein Herzrasen. Ein Leben im Knast war furchtbar. Okay, er war ein Kämpfer und ich konnte mir vorstellen, wie er sich Respekt erkämpfen würde, aber die Vorstellung davon ihn, nicht mehr wiederzusehen, war wie ein Stich ins Herz. Bitte lass' sie ihn nicht geschnappt haben. Oder das er es rechtzeitig geschafft hatte zu entkommen. Möglicherweise war er auch gar nicht da gewesen, wenn er keinen Kampf hatte. Wie konnte ich an genauere Informationen kommen? Ich konnte ja schlecht die Polizei anrufen und nachfragen, ob sie ihn aufgegriffen hatten. Das wäre komisch und könnte nur unnötig Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Nicht gut! Gar nicht gut! Eine echt schlechte Idee! Und wie war eigentlich sein Nachname? Downey? Nein! Dowell? Nein! Da...Dawson...yeah, das war es. Da es keine Möglichkeit gab an Informationen zu kommen, musste ich abwarten bis zur nächstenStunde des Selbstverteidigungskurses.

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt