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>> Eli <<

Die Spannung zwischen Max und dem Fremden ist beinahe greifbar. Zwei Alphamänner, die ihre Stärke und Macht zeigen wollten. Lächerlich! Ich bin mit einem Mann aufgewachsen, der genau wusste, wie man andere Leute manipulierte und dieses Verhalten nervte mich, denn es war ermüdend dabei zuzusehen. Ich zweifelte nicht daran, dass der Käfigkämpfer Max Paroli bieten konnte. Sie wussten beide, wie man kämpfte und auch mit Worten waren sie sich ebenbürtig.

Mein Blick wanderte wieder hinüber zu dem heißen Kämpfer. Bei Tageslicht sah er nicht mehr ganz so gefährlich aus, wie am Abend zuvor. Okay, in den schwarzen Boots, mit den Stahlkappen, den schwarzen Jeans, mit den Löchern an den Knien, der Jeansjacke, die offen stand und einen Blick auf ein rot-weiß kariertes Hemd gab, plus der schwarzen Wollmütze, sah er nicht gerade wie der nette und hilfsbereite Nachbar von nebenan aus. Eher wie ein Bad Boy, aber ein wirklich heißer Bad Boy. Die Spitzen seiner dunkelblonden Haare schauten unter der Mütze hervor und kitzelten seine Wangen. Der Blick aus seinen grünen Augen bohrte sich in meinen und ich verspürte ein Kribbeln im Bauch. Ein heftiges Kribbeln! Wie tausend Schmetterlinge, die versuchten einen Weg nach draußen zu finden. Mein Herzschlag beschleunigte sich ebenfalls. Sein Blick reichte aus, um meinen gesamten Körper aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken.

„Ist das nicht der Käfigkämpfer von gestern", flüsterte Laney mir ins Ohr und ich nickte leicht. „Wow, er sieht wirklich heiß aus. Schnapp' ihn dir!"

Was?? Ich drehte meinen Kopf herum, um sie ansehen zu können, meine Augen weiteten sich. Sagte sie wirklich, dass ich ihn mir schnappen soll? Normalerweise war sie diejenige, die jede Chance nutzte, um Kerle abzuchecken. Sagte sie nicht eben, dass er heiß ist? Was hielt sie zurück?

„Ich?" Ungläubig sah ich sie an.

„Ja. Er scheint an dir interessiert zu sein. Hast du seinen Blick nicht gesehen?"

Nein! Den hatte ich nicht gesehen, aber ich war auch nicht besonders gut in solchen Dingen. Freunde erzählten mir oft, dass Männer mir hinterher gesehen oder mir eindeutige Blicke zugeworfen hatten, aber mir war das immer entgangen, da ich nicht zu den Frauen gehörte, die auf Aufmerksamkeit aus waren. Und ich war vorsichtig, denn es gab genug Leute, die versuchten ihre Vorteile aus einer Bekanntschaft mit Menschen wir mir zu ziehen. Mein Vater hatte außerdem die Angewohnheit alle neuen Bekanntschaften zu durchleuchten. Echt nervig!

„Du bist verrückt! Warum sollte er an mir interessiert sein", murmelte ich und rollte mit den Augen.

Als ich wieder zu dem Fremden schaute, sah er mich nach wie vor an. Hatte Laney recht? War er wirklich an mir interessiert? Ja, okay, ich sah nicht schlecht aus. Mein Vater sagte oft, dass ich das Abbild meiner Mutter war, was ich selbst nicht so sah. Estefania war eine absolute Schönheit gewesen. Für ein paar Jahre hatte sie sogar gemodelt bis sie mit Bryce schwanger geworden war. Überall in unserem Haus hingen Bilder von ihr von diversen Fotoshootings. Manche in Farbe, andere in schwarz-weiß. Sie war eine Naturschönheit gewesen und hatte privat fast nie Make-up getragen. Ich hatte nicht nur ihre braunen Locken und die rehbraunen Augen geerbt, sondern auch ihre Figur. Schlank aber mit Kurven an genau den richtigen Stellen, wie mein Vater immer sagte. Leider hatte ich nicht ihr Charisma und ihr Selbstbewusstsein geerbt, was ich bevorzugt hätte. Ich liebte es durch das Haus zu wandern und mir all ihre Bilder anzusehen. Das war meine Art ihr nah zu sein. Ich konnte mich nicht mehr an viel von ihr erinnern, da ich noch zu jung war, als sie gestorben ist.

Es muss komisch ausgesehen haben, wie ich da zwischen all den hin und her rennenden Passanten stand und mit offenen Augen träumte. Der Fremde - Rasmus, wie er sich selbst vorgestellt hatte - musterte mich mit einem neugierigen Blick. Und ich spürte, wie mir immer heißer wurde. Genau wie am Abend zuvor. Errötete ich etwa? Meine Wangen fühlten sich plötzlich so warm an. Er zog die linke Augenbraue nach oben, als wollte er fragen, ob alles okay war. Worüber tagträumte ich überhaupt? Ach ja, ob er an mir interessiert war oder nicht. Aber vorher? War da nicht etwas mit Max gewesen? In meinem Kopf arbeitete es auf Hochtouren, wie bei dem Mechanismus eines Uhrwerks, wo ein Zahnrad ins andere greift. Dann blinkte ein Wort hinter meiner Stirn auf: DANKE!!!

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt