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>> Rasmus <<

Dank der Hilfe von meinen Jungs, Elisabeth und ihrer Freundin sowie den beiden Bodyguards war das Wohnzimmer soweit fertig und wartete nur noch auf die neuen Möbel. Ich konnte also getrost mal einen Tag blau machen und meine Süße zu Hause besuchen.

Zum ersten Mal stand ich wirklich unschlüssig vor meinem überschaubar gefüllten Kleiderschrank und wusste nicht recht, was ich für diesen ersten Besuch in ihrem Heim anziehen sollte. Normalerweise machte ich mir klamottentechnisch nie wirklich eine Platte und zog immer etwas Funktionales oder Bequemes an, aber diesmal wollte ich doch einen ganz passablen Eindruck hinterlassen. Wer wusste schon, ob ich wirklich nur auf Elisabeth und ihren Leibwächter Deacon treffen würden?! Es wäre durchaus möglich, dass einer ihrer Brüder – oder vielleicht auch beide – auftauchten, um ihre kleine Schwester zu besuchen. Oder auch der Vater?! Da konnte ich unmöglich aussehen, wie ein dahergelaufener Straßenköter. Schlimm genug, dass meine Schläfe in den schillerndsten Farben leuchtete. Wäre ich eine Frau, dann hätte ich unzählige Hilfsmittelchen parat gehabt, um den blauen Fleck abzudecken, aber ich war ein Mann, der keinerlei Cremes und ähnliches besaß. Wenn jemand wegen des Farbtupfers Fragen stellte, würde ich mir schon etwas Glaubhaftes aus den Fingern saugen.

Letztendlich entschied ich mich für ein einfaches weißes Shirt, über das ich ein weiß-schwarz kariertes Hemd zog und dazu eine helle Jeans. Leger und bequem. Im Bad stylte ich mein Haar mit ein wenig Gel und überlegte kurz, ob ich mich rasieren sollte, aber dann fiel mir wieder ein, wie Elisabeth am Tag zuvor immer wieder mit ihren Fingern meine stoppeligen Kiefer entlang gefahren war. Sie schien nichts gegen ein paar Bartstoppeln zu haben.

Eine halbe Stunde später fuhr ich in die Tiefgarage ihres Wohngebäudes, stellte meinen Wagen auf einen der Besucherparkplätze ab und fuhr dann mit dem Fahrstuhl in die Lobby, wo ich mich bei dem Portier anmeldete. Duke, wie auf dem kleinen weißen Schildchen auf Höhe seiner linken Brust zu lesen war, schnappte sich den Telefonhörer und rief oben an, um sich zu erkundigen, ob er mich hinauflassen durfte.

Sobald das Ja kam, deute er auf den Fahrstuhl. „Zehnte Etage", informierte er mich und ich bedankte mich mit einem Nicken bei ihm.

Zielstrebig marschierte ich los, drückte auf den Knopf für die richtige Etage und lehnte mich dann gegen die verspiegelte Rückwand des kleinen Metallkastens. Tief durchatmend starrte ich auf die sich schließenden Türen und beobachtete dann das Lämpchen, dass sich von eins bis zehn bewegte. Mit einem leichten Ruck kam der Fahrstuhl zum Stehen und die Schiebetüren glitten auseinander.

Kaum hatte ich den Flur betreten, da sah ich auch schon Deacon in der geöffneten Tür eines Apartments auf der linken Seite stehen. Er lehnte im Türrahmen und hatte die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Von Elisabeth war weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte er ihr aufgetragen drinnen zu warten bis er sicher war, dass von mir keinerlei Gefahr drohte. Inzwischen sollte er eigentlich gemerkt haben, dass ich völlig harmlos bin – jedenfalls in Bezug auf seinen Schützling.

„Hallo Deacon. Wie geht's?"

„Hey Rasmus. So schnell sieht man sich wieder." Seine Mundwinkel zuckten und er stieß sich vom Türrahmen ab, um dann zur Seite zu treten und mich hereinzulassen. „Elisabeth ist im Wohnzimmer."

Ich streifte die Boots von den Füßen und ging in die Richtung, in die er zeigte.

„Macht keine Dummheiten. Ich bin in Hörweite."

„Sehen wir so aus?", fragte ich und grinste ihn an.

„Deswegen sage ich es ja." Deacon wandte sich um und ging den Flur hinunter. Vor einer Tür auf der rechten Seite blieb er stehen und sah noch ein Mal zurück. „Bei dem kleinsten Pieps von Elisabeth packe ich dich am Schlafittchen und schleife dich vor die Tür, vergiss das nicht."

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt