🥊 12

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>>Eli <<

Die Gewissheit darüber, dass Rasmus in Sicherheit war, machte mich so glücklich, dass der restliche Tag in Windeseile vorüber ging. Ich schrieb Laney eine Nachricht, um sie wissen zu lassen, dass er mir einen wunderschönen Strauß Blumen geschickt hatte. Und wieder sagte sie mir, dass kein Zweifel daran bestand, dass er Interesse an mir hatte. Blumen sind der beste Beweis, waren ihre Worte. Langsam begann ich auch daran zu glauben und die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachten aus ihrem Dornröschenschlaf. Ein heftiges Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus, wurde stärker als je zuvor. Ich ließ mich rücklings aufs Bett fallen und schloss die Augen. Er hatte mir Blumen geschickt, ich konnte es immer noch nicht glauben.

Mit einem dümmlichen Grinsen auf den Lippen las ich die kleine Karte noch einmal. Seine Handschrift war nicht die Sauberste, aber sie sah richtig männlich aus. Sie passte zu ihm, denn er war ja auch ein ganzer Mann. Jedenfalls stellte ich ihn mir so. Ein Mann mit Ecken und Kanten. Nicht einer dieser aufgeblasenen Geschäftsleute mit ihren schwarzen Kreditkarten, den exklusiven und überteuerten Autos, dem Zahnpastalächeln und den aufgeblasenen Egos, die mindestens so groß waren wie unsere wunderschöne Mutter Erde. Ich mochte diese Art von Männern nicht auch wenn mein Vater da anders drüber dachte. Er hatte oft versucht mich mit den Söhnen seiner Geschäftspartner bekannt zu machen, aber ich hatte jedes Mal abgelehnt. Okay, nicht jedes Mal, denn ich erinnerte mich an ein Abendessen, wo ich meinen Vater begleiten sollte. Sein Geschäftspartner hatte ebenfalls seinen Sohn mitgebracht. Welch ein Zufall! Cedric Carmichael! Uhh, ein Schauder rann meine Wirbelsäule hinab, wenn ich nur an ihn zurück dachte. Der junge Mann war so schmierig gewesen, dass ich mich von der ersten Sekunde an total unwohl in seiner Nähe gefühlt hatte. Ich hatte nicht nach einem Mann mit einem dicken Portemonnaie gesucht. Auch wenn mein Vater einen Mann für mich wollte, der für mich sorgen und mir ein komfortables Leben bieten konnte, war es nicht das, was ich brauchte. Ich wollte nur einen Mann finden, der mich wirklich liebte. Von ganzem Herzen! Der an meiner Seite sein wollte. Einen Mann an dessen Seite ich mich sicher und geborgen fühlte. Egal wie viel Geld er hatte, denn ich hatte bereits genug, um den Rest meines Lebens damit bestreiten zu können. Ich wollte nicht in einer riesigen Villa leben. Schwer zu glauben, aber ich war durchaus in der Lage selbst die Hausarbeit zu erledigen.

Dann nahm ich mein Telefon und scrollte durch die Kontakte. Ich rief im Fitnesscenter an, denn ich wollte Rasmus eine Nachricht hinterlassen. Leider hatte ich seine Telefonnummer oder Adresse nicht, aber ich wollte ihn trotzdem wissen lassen, dass ich die Blumen erhalten hatte. Der Chef des Fitnesscenters selbst ging ans Telefon und ich fragte, ob er Rasmus eine Nachricht übermitteln könnte. Da ich nicht wollte, dass dieser Fremde erfuhr, dass einer seiner Angestellten mir Blumen geschickt hatte, sagte ich lediglich: „Bitte sagen Sie ihm, dass Elisabeth angerufen hat und das sie Danke sagt. Er weiß dann schon, worum es geht." Hoffentlich hatte ich recht.

Wieder ging mein Blick zum Fensterbrett, wo ich die Vase hingestellt hatte. Sollte ich ihm vielleicht ebenfalls mit einem Geschenk danken? Aber ich wusste ja nicht viel über ihn. Plötzlich tauchte ein Bild vor meinem geistigen Augen auf und ich sprang wie der geölte Blitz vom Bett hinunter und rannte in das kleine Büro, dass ich zum Lernen nutzte. Auf meinem Weg in den kleinen Raum kam ich an Deacon vorbei, der auf dem Sofa saß und sich eine dieser Autoshows im Fernsehen ansah.

„Ist alles okay", fragte er und drehte den Kopf überrascht in meine Richtung, um zu sehen wo ich so schnell hin wollte.

„Ja, ja...ich muss nur schnell was nachsehen", murmelte ich und schloss dann die Bürotür hinter mir.

Ich öffnet den Schrank hinter der Tür und nahm einen der Gitarrenkoffer heraus. Als ich ihn öffnete, sah ich, dass ich genau den Richtigen gegriffen hatte. Drinnen steckte eine hellbraune Gibson Akustikgitarre. Eine Gitarre auf der ich schon seit Jahren nicht mehr gespielt hatte. Sie war vor vielen Jahren ein Geburtstag gewesen. Wer hatte sie mir geschenkt? Großvater Magnini oder Großvater Cruz? Ich nahm die Gitarre heraus und drehte sie nach allen Seiten, um zu checken, ob sie auch nicht kaputt war. Dann setzte ich mich auf den Boden und begann ein wenig darauf zu spielen, um zu hören, ob sie immer noch richtig gestimmt war. Ich testete jede Saite. Der Klang war genu so, wie ich ihn in Erinnerung hatte und ich lächelte. Das wäre ein wirklich angemessenes Geschenk, besonders da ich wusste, dass Rasmus gern Gitarrespielen lernen würde. Schnell legte ich das Instrument zur Seite und stand auf, um im Schrank nach einem Buch für Anfänger zu suchen. Ich dachte, ich habe eins, murmele ich vor mich hin, fand aber nichts.

Kiss of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt