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Saphirian brauchte schier endlose Tage, bis er endlich Spuren auf O-Safts Verbleib fand. Er war der Stadt inzwischen schon recht nah, musste also umso vorsichtiger sein. Er wollte nicht gesehen werden, außer von denen, die er suchte. Er lebte davon, dass niemand wusste, wo man ihn fand, er aber jederzeit die Möglichkeit hatte, jeden zu kontaktieren oder verschwinden zu lassen. Er kannte jeden, jeder wusste von seiner Existenz, aber nur er entschied, wer seinen Aufenthaltsort kannte.
Diese Welt bot optimale Bedingungen, seine Fäden zu spinnen und seine längst überfällige Rache auszuüben. Herr Bergmann hatte nicht mehr viel Zeit, was er vielleicht noch gar nicht wusste, aber in Saphirians Kopf war seine Zeit bereits abgelaufen.
"Herr O-Saft? Seien sie gegrüßt, es ist schon eine Weile, dass wir uns das letzte mal gesehen haben."

Sven drehte sich erschrocken um, atmete dann erleichtert aus, als er erkannte, um wen es sich handelte. "Saphirian. Was machst du hier?"

O-Saft schien wirklich verwirrt zu sein, obwohl der Spielemeister doch angekündigt hatte, dass er vorbeikäme. "Ich habe bald eine Aufgabe für dich, aber wie auch immer. Wo ist denn dein ganzes Team?" Er musste unbedingt wissen, was hier los war, denn auf ihn wirkte O-Saft ziemlich gestresst und schwächer als sonst, was ihn nicht verwunderte. Es musste ja auch einen Grund dafür geben, dass er sich hier allein versteckt hielt.
"Ähm also Sven holt etwas zu essen", erwiderte Sven zurückhaltend. Nach Wintercrackers Ansprache war er doch etwas skeptisch dem Spielemeister gegenüber, denn grundlos hatte Wintercracker ihn sicher nicht gewarnt. Da musste mehr dahinter stecken und er war ja auch nicht blöd, denn er hatte die Ereignisse in Leben nie vergessen, auch wenn er sie weitaus weniger dramatisch in Erinnerung hatte, als es bei den anderen der Fall zu sein schien.
"Wieso begleitest du ihn nicht einfach?", hinterfragte Saphirian äußerst neugierig und Fabian zuckte nichtssagend mit den Schultern. Er hatte absolut keine Lust mit Saphirian darüber zu reden, dass er kurz vor dem Verhungern stand, denn irgendwie ging es den Spielemeister ja nichts an, oder?

Wintercracker eilte gemeinsam mit Paluten in Richtung O-Saft, doch ihre Reise gestaltete sich als wesentlich schwieriger als anfangs angenommen, denn sie erreichten vor Nachteinbruch keinen geeigneten Unterschlupf.
"Wir müssen uns eingraben! Ansonsten werden wir noch draufgehen!", verlangte Paluten, während er gegen ein Skelett und eine aggressive Fledermaus kämpfte.
"Wir haben keine Zeit dafür, wir müssen unbedingt zu Fabian! Er wird es nicht mehr lange aushalten!", warf Wintercracker ein, Paluten widersprach nicht mehr und sie sezten ihren Weg trotz zunehmenden Schwierigkeiten fort.
"Au, Mist!", rief Paluten erschrocken, als ihn eine Spinne aus den Bäumen heraus ansprang und zu Boden riss. Er konnte sich befreien, doch die Zähne der Spinne hatten Spuren hinterlassen und er fühlte, wie sich das Gift des Tieres in seinen Blutbahnen ausbreitete. Wintercracker stützte ihn so gut es ging und übernahm ihrer beider Verteidigung, bekam dabei einiges ab.
"Sven, wir müssen unter die Erde!", widerholte Palle eindringlich, doch Sven ignorierte ihn einfach und schleifte ihn weiter in Richtung O-Saft, den er unbedingt retten wollte. Aufzugeben kam für ihn gar nicht in Frage, Fabians Rettung war viel wichtiger! Wenn er bei dem Versuch starb, dann war es eben so, aber er würd enichts unversucht lassen! Er würde weitergehen, so lange er es irgendwie hinbekam!

"Da vorne! Wir gehen da jetzt rein!", Patrick packt eihn und zerrte ihn in eine enge, unbeleuchtete Jägershütte, deren Fenster undicht und die Wände löchrig waren. Dennoch bot sie Schutz vor den Monstern, die sich vor der Tür sammelten.

"Palle, wir haben keine Zeit! Fabian…"
"Es bringt O-Saft auch nichts, wenn wir beide auf dem Weg zu ihm sterben! Wir warten den Rest der Nacht an", beschloss Patrick nun einfach für die beide und Wintercracker erleuchtete widerwillig die Hütte mit Fackeln. Irgendwo musste er Paluten recht geben, keine Frage, aber er konnte einfach nicht rumsitzen und warten!

"Das hier ist einer dieser Dungeons, lass uns reingehen", schlug er deshalb vor.
"Auf keinen Fall, wir können hier nicht rein! Das ist viel zu gefährlich."
"Aber dort unten könnte es Heilung geben, das braucht O-Saft bestimmt auch. Lass es uns wenigstens versuchen!"

Paluten ließ sich nicht umstimmen, Wintercracker war aber ebenso stur und so ging er eben allein. Wenn Palle zu feige war, musse er es eben allein regeln!
Ganz langsam schlich er vorwärts durch einen der langen Gänge. In der Hütte hatte es mehrere gleichartige Türen gegeben und jede führte zu einer Treppe, die steil ins Erdreich hinab ging.
Er nahm eine Fackel in der Hand, eine zweite hing er an die Wand, ging dann weiter nach unten, bis er vor einer massiveren Tür stehen blieb. Vorsichtig öffnete er die Holztür, das Knarren hallte laut an den feuchten Steinmauern des dahinterliegenden Raumes wieder und die muffige Kellerluft schlug ihm entgegen.
Schluckend tastete er sich an der Wand entlang und zuckte zusammen, als dicht neben ihm ein Zombie stöhnte. Er schnellte herum, schlug unkoordiniert zu und nur das tiefe Brummen des Zombies sagte ihm, dass er getroffen hatte. Energisch widerholte er die Bewegung, bis es nichts mehr zu treffen gab. Sorgfältigte zündete er neue Fackeln an, verteilte sie an den Wänden, bis der gesamte Raum im Flammenlicht hell erschien. Vin heier aus führten mehrere Türen in verschiedenste Richtungen und von allen Seiten drangen ferne Geräusche zu ihm durch, sobald er an den Türen lauschte. Auf jedem Weg musste es von Kreaturen der Dunkelheit wimmeln, er hörte Zombies und Spinnen, dann etwas metallisches, was er keiner Form zuordnen konnte. Es könnten die seltsamen Hunde der Pillager sein oder etwas anderes, was ihm nie zuvor begegnet war. Er wollte es nicht unbedingt herausfinden, doch wenn er an den Loot kommen wollte, führte wohl kein Weg daran vorbei.
Er wählte den Weg ganz links, bewegte sich möglichst leise voran und setzte darauf, dass ihn die Monster nicht hörten, bis er dicht genug dran war, sie zu schlagen. Das gelang zumindest bei den ersten zwei Skeletten und der Spinne, doch dem Wolf, dem er dann begegnete, konnte er nichts vorspielen. Das Tier wandte sich um, fletschte die Zähne und sprang auf ihn zu.
Er schrie erschrocken auf, was die Aufmerksamkeit aller anderen Monster erregte. Die Zähne des Ungetüms gruben sich in die obere Kante seines Schildes, die bösartigen Augen blitzen kampflustig und er srrampelte mit den massigen Hinterbeinen um Halt am Holz zu finden.
Er schleuderte das Schild samt Angreifer von sich und hieb wie wild auf den Wolf ein, doch noch bevor er das Biest töten konnte, traf ihn eine Glasflache mit giftiger Flüssigkeit. Er spürte sofort, dass seine Kraft nachließ und seine Sehkraft stark eingeschränkt wurde.
Hektisch um sich schlagend versuchte er, die Monster irgendwie zu treffen, doch er sah nicht genug, um irgbdetwas wirklich wirksam zu treffen.
Die Monster trafen dafür immer häufiger und er sah bald, dass es für ihn kein Entkommen mehr aus diesem Dungeon gab. Die Hexe hatte dafür gesorgt, dass er beinahe blind orientierungslos durch die Gegend stolperte und sich kaum wehren konnte.
"Es tut mir Leid, O-Saft, ich habe es nicht geschafft", flüsterte er leise, ehe er tot zu Boden sank.

Survivor-EinblickeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt