Kapitel 2

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Langsam kehrte mein Bewusstsein zurück. Ich ließ meine Augen geschlossen, hob jedoch meine Hand an den Kopf um sie dagegen zu pressen und den plötzlichen, stechenden Schmerz zu verdrängen. Als ich mich etwas bewegte, entfuhr mir ein Seufzen. Mein Rücken schien total verkrampft, was mich meine andere Hand in Bewegung bringen und sie in Höhe der Nieren gegen meinen Körper pressen ließ. Nie wieder. Ich würde nie wieder im Leben einen Schluck Alkohol trinken und danach auf einer Couch schlafen. Wer war überhaupt auf die Idee gekommen,Spirituosen in Flaschen zu füllen und Menschen zu trinken zu geben?Warum wurden sie nicht lediglich als Desinfektion benutzt?

Ein kurzer Moment hing mein Gedanke fest, schwirrte um die Antwort, von der ich mir sicher war, dass ich sie kannte. Dann erinnerte mich das Pochen in meinem Kopf daran, dass nachdenken keine gute Idee war und ich entschied mich letztendlich doch dazu, meine Augen zu öffnen. Ganz langsam, nur einen klitzekleinen Spalt weit. Obwohl mir bewusst war, wo ich war, brauchte ich einen Moment um mich zu orientieren. Als endlich alle Sinne ihre Arbeit aufnahmen, konnte ich jemanden hinter mir atmen hören und ich musste nicht lange überlegen, um zu wissen wer es war. Auch wem der Arm gehörte, der sich um meinen Körper geschlungen hatte, wusste ich sofort. Für einen kurzen Augenblick schloss ich erneut meine Augen, genoss es, die Wärme zu spüren, die sein Körper ausstrahlte und die Nähe... obwohl ich mir sicher war, dass es nicht richtig war. Ich sollte nicht neben ihm liegen und mich dabei wohl fühlen. Wir waren Partner, mehr nicht.Also griff ich vorsichtig nach seiner Hand, schob sie von meinem Körper zu seinem, dorthin wo sie hingehörte. Dann setzte ich mich langsam auf, was einen neuerlichen Schmerz durch meinen Kopf schießenließ. Während sich meine Finger gegen meine Schläfe pressten, merkte ich, wie Booth sich auf den Rücken drehte.

"Du verträgst wohl doch nicht so viel."

Es war eine Feststellung, von der er dachte, dass er sie in diesem Moment gemacht hatte. Aber diese Genugtuung gönnte ich ihm nicht. Schnellstmöglich nahm ich meine Hand vom Kopf und sah ihn lächelnd an.

"Doch. Alles okay."

Ich stand auf, hatte den seltsamen Geschmack im Mund, den man grundsätzlich nach einer durchzechten Nacht hatte, und ging unsicher zu meinem Schreibtisch, vermied es, ihn anzusehen. Möglichst lässig versuchte ich mich in meinen Bürostuhl zu setzen und zog dann, so unauffällig wie möglich, die Schublade auf. Irgendwo musste ich Kopfwehtabletten verstaut haben.

"Du solltest nicht versuchen, mich anzuschwindeln, Bones."

Bis ich aufsah, hatte er sich neben meinen Schreibtisch gestellt und mit verschränkten Armen dagegen gelehnt.

"Bitte ?"

Eigentlich sollte es entsetzt klingen, aber es verfehlte wohl seine Wirkung.

"Ich kenn dich besser als du denkst und ich sehe dir an, dass es dir nicht gut geht."

"Mein Kopf, das ist alles."

Wieder begannen meine Hände in der Schublade zu wühlen, vielleicht um die Nervosität zu unterdrücken. Aber warum war ich nervös? Gab es irgendeinen Grund dazu?

"Ich fahr dich nach Hause."

Mein Blick hob sich und ich sah ihn fragend an.

"Es ist früh morgens. Ich hatte eigentlich nicht vor, nach Hause zufahren."

"Du möchtest gleich hier bleiben ? Es ist," er drehte seine Hand und warf einen Blick auf die Uhr, "kurz vor 5 Uhr."

"Tatsächlich?"

Das Gefühl für Zeit hatte ich wohl über Nacht verloren.

Booth nickte.

"Ja. Ich fahr dich nach Hause, du nimmst eine Tablette und dann verrate ich dir ein paar Tricks, die dein Problem bis Arbeitsbeginn in Luftauflösen."

Bones "Just Friends"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt