Kapitel 4

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Es dauerte einige Momente bis er kam und ich fragte mich, was er noch getan hatte. Ich lehnte gegen das Auto und beobachtete ihn dabei, wie er auf mich zu kam, sein Blick auf irgendetwas gerichtet das hinter mir lag. Vielleicht hätten wir alles zulassen sollen. Es war möglicherweise nicht richtig gewesen, diese Empfindungen zu unterdrücken. Aber könnten wir dann noch miteinander arbeiten?

Er betätigte die Schlüsselfernbedienung und ging um das Auto herum.

"Du hast gesagt, ich darf fahren."

"Du stehst auf der Beifahrerseite, also steig auch da ein."

Empört hielt ich die Luft an, stemmte meine Hände in die Hüften und sah ihn gehässig an.

"Was...das ist mein Auto, Booth. Gib mir die Schlüssel, ich fahre, " ich ging auf seine Seite und streckte ihm erwartungsvoll meine Hand entgegen.

"Du riechst immer noch nach Alkohol, es wäre nicht gut, wenn du fährst."

"Ich bin absolut nüchtern. Also her damit."

"Das eben war aber alles andere als eine nüchterne Entscheidung."

Das war eindeutig zu viel. Meine Hand schnellte nach vorn, meine Fingergriffen die Schlüssel und entrissen sie ihm. Dann öffnete ich die Tür so weit es ging, da er ungünstig im Weg stand, und stieg ein.

Was glaubte er eigentlich? Meinte er, dass er das Recht hatte immer zufahren, nur weil er ein Mann war? Dass er so mit mir reden konnte nur weil er mich geküsst hatte und ich mich dazu entschieden hatte, dass es nicht richtig wäre? Die Wut in mir sammelte sich und ich war mir nicht sicher was ich tun würde, wenn er gleich einsteigen und sich neben mich setzen würde. Aber er stand immer noch direkt vor meinem Fenster, machte keine Anstalten dazu sich zu bewegen. Er stand da,die Arme vor dem Körper verschränkt und sah mich an.

Ich würde auch ohne ihn fahren. Wenn er ein Drama daraus machen wollte, konnte er ein Drama bekommen.

Die Schlüssel steckten, ich ließ den Motor an, beide Hände fest um das Lenkrad geschlossen und starrte gerade aus durch die Windschutzscheibe. Trotzdem konnte ich aus dem Augenwinkel heraus sehen, dass er keine Anstalten dazu machte, sich zu bewegen. Seine Gestalt verharrte in ein und derselben Position. Schließlich griff ich nach dem Fensteröffner und sprach mit ihm, ohne ihn eines Blickes zu würdigen:

"Wenn du nicht einsteigst, fahre ich ohne dich."

Er beugte sich nach vorn, stützte sich im offenen Fenster ab und lachte leise vor sich hin, was mich nur noch wütender machte.

"Weißt du Bones, du verhältst dich ziemlich dominant."

"Und das passt nicht in dein perfektes Mann-Frau-Bild?"

"Nein. Aber ich finde es irgendwie süß."

Meine Augen zuckten in seine Richtung und ich war erleichtert, als ich feststellte, dass er sich bereits abgewandt hatte und dabei war, endlich um das Auto herumzugehen um einzusteigen, und nicht mitbekam dass mich seine Aussage von eben kurzzeitig durcheinander gebracht hatte. Bis er schließlich neben mir saß und angeschnallt war, hatte ich mich wieder gefangen und fuhr los.

Irgend wie misslang es mir, mich auf die Straße zu konzentrieren. Meine Gedanken schweiften ständig ab, an den Kuss den ich wegen meinem verdammten Handy abgebrochen hatte. An Booth' Blick, als er nachdem Telefonat nochmals versucht hatte, mich zu küssen. Warum stellte ich mich quer, wenn es um Gefühle ging? Wahrscheinlich hatte das tiefe, psychologische Gründe, die ich im Grunde genommen gar nicht erörtern wollte.

Wir schwiegen, was mich irgendwie nervös werden ließ. Vor allem dann, als ich feststellte, dass Booth immer wieder zu mir herüber sah, ein kaum sichtbares Grinsen im Gesicht. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, sah auf die Straße und war froh, als wir an der letzten Ampel vor dem Jeffersonian ankamen, die jedoch Rot zeigte und mich somit zum Halten zwang.

Bones "Just Friends"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt