Kapitel 41

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Gefühle waren irrational. Etwas, das man weder beeinflussen konnte noch akzeptieren sollte. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich immer gedacht, dass ich davor verschont bleiben würde. Aber nachdem ich Booth getroffen hatte, hatte sich, wie so vieles andere in meinem Leben, auch das verändert. Auch wenn ich es nicht zugeben konnte, hing ich an ihm. Trotz allem, was passiert war und was vielleicht noch passieren würde. Das, was mit mir geschah, trug gewiss seinen Teil dazu bei. Ein weiterer Grund, weswegen ich dringend mit ihm darüber sprechen musste. Aber noch war die Zeit nicht gekommen. Vor allem nicht in diesem Augenblick.

Booth lag auf mir, stützte sich mit seinen Armen neben meinem Körper ab und küsste sich an meinem Hals entlang bis er bei meinen Lippen ankam, flüchtig seine Zunge in meinen Mund schob und mich dann ansah, während sein Zeigefinger über meine Wange strich. Wiederholt nahm mich dieses tiefe Braun seiner Augen gefangen. Sein durchdringender Blick sagte mir immer und immer wieder, dass es ihm alles bedeutete, dass ich hier bei ihm war. 

Auch wenn er wusste – oder ich zumindest hoffte, dass ich ihn das glauben lassen konnte –dass ich aus gänzlich anderen Gründen zu ihm gekommen war. Unsere körperliche Anziehungskraft bestand weiterhin und ich war nicht gewillt, auf den Sex zu verzichten, nur weil er mich verletzt hatte. Immerhin sagte man, dass Zeit alle Wunden heilte und ich stellte fest, dass das tatsächlich so war. Ein kleiner Funke Wut war zurückgeblieben, der hin und wieder aufflackerte. 

Ansonsten hatte ich innerhalb der letzten Tage gelernt, damit umzugehen. Tage, an denen ich bei ihm gewesen war, um mir das zu holen, was mir zustand. Beruflich ging ich jedoch sowohl ihm als auch Summers weiterhin aus dem Weg. Dieser Konfrontation fühlte ich mich noch nicht gewachsen. Wir redeten nicht über sie. Wir schliefen miteinander, das war alles. Hinterher packte ich meine Sachen und verschwand zurück in meine eigene Wohnung, in der mich alles an ihn und unsere gemeinsame Zeit erinnerte.

„Meinst du nicht, dass du heute Nacht hier bleiben..."

Ich unterbrach ihn, indem ich meine Finger auf seine Lippen legte und einen leisen Laut von mir gab, bevor ich mich mit ihm zusammen ruckartig zur Seite drehte, so dass ich auf ihm zum Liegen kam.

„Shhh. Nicht. Wir haben gesagt, dass wir nicht mehr darüber sprechen."

Seine Schultern zuckten, als wäre ihm diese Vereinbarung plötzlich egal. Es entsprach einem unerfüllbaren Wunsch, dass Booth einfach akzeptierte, dass ich wegen dem Sex zu ihm kam, anstatt weiterhin darauf zu hoffen, dass sich die Sache legte und ich ihm sagte, dass ich wieder mit ihm zusammen sein wollte. Natürlich war das der Fall. Ich liebte ihn, auch wenn ich mir wünschte, dass es nicht so war. Mein Vorhaben durchzuziehen und nicht bei ihm zu bleiben, fiel mir von Mal zu Mal schwerer. Noch war ich aber nicht bereit dazu, über meinen Schatten zu springen. Ihm zu vergeben entspräche einem unvergänglichen Liebesgeständnis.

„Ja", es klang enttäuscht und als wäre der Moment erreicht, an dem er dagegen vorgehen würde. Und genau das tat er, wie seine nächsten Worte bewiesen.

„Ich würde einfach nur gerne wissen, wie es weitergeht. Das hier ist nicht das, was ich möchte. Wir bewegen uns zurück in unsere Anfangsposition. Aber ich will dich ganz."

„Ich weiß."

Mein Blick wich seinem aus, kurz bevor ich mich von ihm herunter drehte und das Bett verließ, um meine Sachen zusammen zu suchen. Booth blieb regungslos liegen, rieb sich mit einer Hand über die Augen und seufzte, um mich auf die Schwere unserer derzeitigen Situation hinzuweisen. Mir war bewusst, dass mir all das leichter fiel als ihm und dass ich ihn verletzte, wenn ich verschwand, nachdem wir sexuell aktiv gewesen waren. Aber das war, was ich ihm zu diesem Zeitpunktgeben konnte. Mehr nicht.

„Kannst du dich dem Gespräch nicht einfach mal stellen, anstatt immer davon zu laufen", Booth klang gelangweilt, als hätten wir das alles schon zig Mal durchgekaut. Er setzte sich auf, zog seine Shorts über und erinnerte mich an eine Woche zuvor, als ich das erste Mal nach unserer Trennung zu ihm gefahren war. Beinahe dieselbe Situation, abgesehen davon, dass ich mich etwas beruhigt hatte und er mit dem Moment besser umgehen konnte.

Bones "Just Friends"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt