Kapitel 42

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Mein Blick war stur auf den Monitor gerichtet. Meine Finger lagen bewegungslos auf der Tastatur. Ich hatte keine Ahnung, was genau ich in diesen Bericht schreiben sollte. Nicht, weil mir das fachliche Hintergrundwissen fehlte, sondern weil sich meine Gedanken ununterbrochen um den vergangen Abend und die letzten Wochen drehten. Booth war hier. Eine knappe Stunde zuvor hatte ich gesehen, wie er an der Arbeitsplattform vorbei geschlichen war, verstohlene Blicke in meine Richtung werfend. Ob es deswegen war, weil er mich verfluchte oder eher, weil ihm leid tat, was passiert war, wusste ich nicht. 

Und wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch gar nicht wissen. Noch knapp zwei Tage, dann konnte es mir egal sein, dann würde ich den Abstand haben, den ich brauchte, um Booth – oder zumindest unsere Beziehung zueinander – vergessen zu können. Auch wenn sich in diesem Moment ein illusorischer, schwerer Stein auf meine Brust legte und mir das Atmen erschwerte.

Warum wurde mein Leben immer wieder von Verlusten dieser Art geprägt? Erging es anderen Menschen auch so oder war ich die einzige, die all das als extrem belastend empfand? Vermutlich trugen meine Eltern eine gewisse Mitschuld an diesen Emotionen. Hätten sie Russ und mich damals nicht einfach zurückgelassen, oder besser noch ein anständiges Leben geführt wie alle anderen, wäre ich bezüglich Gefühlen gewiss um einiges offener. 

Andere Frauen hätten Booth womöglich längst verziehen. Ich veranstaltete eine riesen Show, nur weil er sich von seiner Partnerin – Ex-Partnerin –hatte küssten lassen. Dies bezüglich sollte ich lockerer sein. Nur weil er mit mir schlief und mit mir zusammen war, hieß das nicht automatisch, dass er auch mir gehörte. Allerdings war Booth ein Perfektionist was Beziehungen anging. 

Wenn er sich auf jemanden einließ, lebte er für diese Person. Etwas, das mir plötzlich so klar erschien, als sei dieses Wissen immer schon da gewesen. Vielleicht hatte ich es verdrängt. Vielleicht hatte ich einfach nach einem Grund gesucht, wieder eine gewisse Barrikade zwischen uns aufzubauen, um unverletzlicher zu wirken. Dieses unterbewusste Handeln, das ich immer an den Tag legte, wenn mir irgendetwas zu fest wurde.

Ich schnaubte leise und stellte fest, dass ich versuchte, mich selbst in ein psychologisches Schema einzuordnen. Etwas, das mir gar nicht gleich sah. Allerdings war ich verzweifelt und Verzweiflung führte einen manchmal in Richtungen, die man im Normalfall niemals einschlagen würde.

„Hey."

Die Stimme drang von der Tür meines Büros zu mir durch. Da ich wusste, zu wem sie gehörte, setzte ich meine Finger in Bewegung und tat, als wäre ich schwer beschäftigt. An diesem Abend war ich für eine weitere Auseinandersetzung nicht gewappnet. Meine Psyche litt aufgrund der Vorkommnisse der letzten Zeit und weitere Streitereien würden alles nur noch verschlimmern.

Ich wollte meine Ruhe, wollte den letzten Tag im Jeffersonian gelassen ausklingen lassen und mich von meinem gewohnten Arbeitsumfeld verabschieden, wenn niemand mehr hier war. Das konnte noch eine Weile dauern. Immerhin hatte Summers auch ihren letzten Tag hinter sich gebracht und anschließend mein gesamtes Team, inklusive Booth, auf einen Umtrunk oben auf der Empore eingeladen, mich ausgeschlossen. 

Wobei ich ihre Einladung ohne darüber nachzudenken ausgeschlagen hätte. Sie war schließlich diejenige, die alles zerstört hatte, die mir denjenigen genommen hatte, der mir mehr bedeutete als alles andere und der sich in diesem Moment langsam auf meinen Schreibtisch zubewegte, um kurz davor inne zu halten.

„Es tut mir leid."

Das was er sagte, zog an mir vorbei, als hätten diese Worte niemals seinen Mund verlassen. Ich wollte nicht hören, was er zu sagen hatte. Weitere Vorwürfe konnte er sich sparen. Ebenso weitere Versuche, mich davon zu überzeugen, hier zu bleiben und ihm eine neue Chance zu geben. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 17 ⏰

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