Kapitel 39

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All das erinnerte mich zu gut an die Geschehnisse vor drei Monaten. Wie sich meine Finger verzweifelt an der Toilette festhielten, während ich mich übergab und mein Körper rebellierte. Auch wenn sich dieser Moment gravierend von allen anderen unterschied. Mir war übel und ich zitterte, weil mir kalt war – mehr nicht. Die erwartete Schwäche blieb aus. Und ich war beinahe überrascht, als ich mich aufrichtete, meinen Mund mit einem Papiertaschentusch abwischte, jenes in die Toilette warf und dann mühelos aufstehen konnte, um die Spülung zu drücken und die Kabine zu verlassen.

„Sprich mit ihm."

Angela stand mit verschränkten Armen gegen die Wand gelehnt da und sah mich besorgt an. Sie war immer noch die einzige, die wirklich Bescheid wusste.

„Mir geht's gut."

Eigenartiger Weise entsprach das in diesem Augenblick der Wahrheit. Auch wenn Angela wohl davon ausging, dass es nicht so sein konnte. Sie folgte mir unverzüglich zu den Waschbecken, beobachtete jede Bewegung von mir und räusperte sich schließlich.

„Das hast du damals auch gesagt und kurz darauf lagst du im Krankenhaus, hingst am Dauertropf und keiner wusste, ob du wirklich durchkommst."

Ich hielt einen Moment lang meine Hände unter das kalte Wasser, bückte mich schließlich, nahm einen Mund voll davon und spie es dann zurück in das Keramikbecken.

„Das hier ist anders. Ich... weiß nicht warum, aber ich fühle mich gut. Wirklich. Mir war einfach nur schlecht. Das ist alles."

Kurz fragte ich mich, ob ich mir selbst glaubte. War ich wirklich so naiv, davon auszugehen, dass das hier einen anderen Verlauf nehmen würde als damals? Vermutlich war es eine Frage der Zeit, bis ich wieder zusammenbrach und man mich ins Krankenhaus einliefern musste. Es war leichtsinnig, so mit meiner Gesundheit umzugehen. Aber als ich die Entscheidung getroffen hatte, mich quasi selbst zu entlassen, hatte ich an erster Stelle an Booth gedacht. Ich wusste, wie sehr er darunter litt und wie besorgt er war. Ein Grund mit, warum ich ihm all das vorenthielt.

„Und wie lange wird das so sein? Hat es damals nicht auch so angefangen? Und wurdest du nicht mit jeder Attacke schwächer und schwächer? Es ist Booth gegenüber nicht fair. Ich meine, wie wird er sich fühlen, wenn du wieder zusammenbrichst?"

„Kannst du damit aufhören?", ich wandte mich in Angelas Richtung und sah sie an, „ich denke jeden Tag darüber nach. Aber ich möchte nicht, dass er sich wieder Sorgen macht."

Angela grinste breit und lehnte sich etwas näher an mich heran.

„Eigentlich geht es doch nur um Summers, oder? Du willst ihn ihr nicht kampflos überlassen."

„Ich will ihn ihr überhaupt nicht überlassen", gab ich beinahe lautlos zurück und lehnte mich gegen den Rand des Waschbeckens. Allein beim Gedanken an Nora Summers keimte erneut eine Welle der Eifersucht in mir hoch. So sehr ich auch versuchte, es zu unterdrücken, es funktionierte nicht. Selbst das vergangene Wochenende und unser Rückfall bezüglich häufigen Sexes innerhalb eines Tages hatte daran nichts geändert. Ich fürchtete diese Konkurrenz und konnte es mir selbst nicht erklären. Normal strotzte ich nur so vor Selbstbewusstsein. In diesem Fall war jenes quasi nicht vorhanden.

„Das wirst du auch nicht müssen. Du bedeutest Booth alles. Oder hat er dir jemals Grund dazu gegeben, an ihm zu zweifeln?"

Nein, das hatte er definitiv nicht. Er war einer der wenigen Menschen, die mich nie enttäuscht hatten. Dennoch durchzog mich dieses Angstgefühl, ihn an Summers verlieren zu können. Aber konnte eine Beziehung ohne Vertrauen funktionieren? Immerhin hatte ich dadurch mehr als nur eine Auseinandersetzung ausgelöst. Vermutlich würde ich ihn eher durch meine Eifersuchtsattacken verlieren als durch Nora.

Bones "Just Friends"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt