Kapitel 26

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Ein Tag wie viele andere. Man gewöhnte sich an bestimmte Dinge und man verfiel dabei in eine Art Trott. Ich ging arbeiten, fuhr danach kurz in meine Wohnung um zu duschen und mir anschließend ein Sandwich zuschnappen und jenes zu essen, während ich auf dem Weg ins Krankenhaus war. Beinahe jeden Tag. Es war immer dasselbe und ich hoffte darauf, dass es irgendwann ein Ende haben würde. Ein gutes Ende, natürlich. 

Am Liebsten hätte ich sie einfach wieder mit nach Hause genommen, um neben ihr einschlafen zu können, sie im Arm zuhalten, mit dem Wissen, dass alles okay war. Dieser innere Druck sollte verschwinden, dieses Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren konnte gegen dass wir Beide nichts tun konnten. Es war die Panik vordem Moment, in dem ich im Krankenhaus ankam und man mir sagte, dass man nichts mehr tun konnte. 

Selbst in den Träumen durchlebte ich diese Szene. Ich sah mich selbst, wie ich durch den Krankenhausflur rannte und verzweifelt jede Tür öffnete, nur weil ich sie in ihrem Zimmer nicht hatte finden können. Doch egal wo ich nachsah und egal wie lange ich suchte, ich fand sie einfach nicht. Diese Träume führten mich so weit, dass ich an ihrem Grab stand, umzingelt von ihren Blinzlern die versuchten mich zu trösten, und die Inschrift in ihrem Stein las.

Ich konnte nicht mehr vernünftig schlafen, ich konnte mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren und egal was ich sonst versuchte zu tun -es gelang mir nicht. Sehnsüchtig erinnerte ich mich an die Zeit, in der alles okay war und in der wir unsere sexuelle Energie bis zur Erschöpfung entladen hatten. Warum hatten wir so lange gebraucht um uns auf diese Beziehung einzulassen? 

War es wirklich nur die Angst gewesen, etwas zum Einsturz zu bringen? Furcht davor, dass wir nicht wieder auf die alte Ebene zurückkehren konnten, wenn es nicht funktionierte? Es war eigenartig, aber ich kannte die Antwort darauf selbst nicht. Es war mir ein Rätsel, weswegen ich ihre Gefühle nicht gleich erwidert hatte. Warum ich versucht hatte, sie ihr auszureden und sie davon zu überzeugen, dass es reine Einbildung war. 

Doch das war jetzt egal. Wir hatten ein Hindernis zu bewältigen und erst wenn wir das geschafft hatten, konnten wir an dem Punkt weitermachen, an dem wir stehen geblieben waren.

"Agent Booth?"

Die Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah unsicher auf. Das Gesicht war mir nicht mehr ganz unbekannt und trotzdem fühlte ich mich bei dessen Anblick vollkommen unsicher - als würde ich Bones dadurch hintergehen.

"Tut mir leid, ich war... in Gedanken."

"Ja, das hab ich bemerkt."

Ein seichtes Nicken, als ich aufstand und auf den Schreibtisch zuging, der eigentlich ihrer war. Ich konnte nicht verstehen, dass man ihr Büro einfach so weiterreichte, als hätten bereits alle die Hoffnung aufgegeben, dass sie jemals wieder im Jeffersonian arbeiten würde.

"Sollen wir diesen Bericht jetzt noch verfassen?"

"Nein", ein kurzer Blick auf die Uhr, "es ist spät. Ich sollte langsam los. Meine Freundin wartet."

"Okay. Dann fange ich bereits damit an und Sie können sich den Rest morgen vornehmen."

"Ja, in Ordnung. Dann... bis morgen."

Nora Summers lächelte mich schüchtern an und entledigte sich ihres blauen Laborkittels, um dann an Bones Schreibtisch Platz zu nehmen und in der Akte zu blättern. Vielleicht war sie ihr ein wenig ähnlich. Allerdings nur vom Optischen her. Ihre braunen Haare fielen wellig auf ihre Schultern, während ihre dunklen Augen nervös die Sätze lasen, die wir bereits in der Akte festgehalten hatten.

 Sie war beinahe so groß wie Brennan, aber weniger starrsinnig und nicht ganz so überheblich. Außerdem war sie definitiv nicht auf demselben Level, was Intelligenz und die forensische Anthropologie anging. Aber es wurde Ersatz benötigt, also hatte man das genommen, was man schnellstmöglich hatte kriegen können. 

Bones "Just Friends"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt