Three

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Bitte entschuldigt die Verspätung, aber ich hatte in den letzten zwei Stunden weder Netz noch WLAN🙈 jetzt geht's aber los mit der Lesenacht!



Verschlafen rieb ich mir die Augen und öffnete sie schließlich. Sofort erkannte ich, dass das nicht mein Zimmer war, in dem ich mich befand und schaute zur Seite. Sobald ich den schlafenden Mann neben mir erkannte, kamen alle Erinnerungen an die letzte Nacht zurück und ich riss erschrocken die Augen auf. Schnell hob ich die Hand und starrte den Ring an, der meinen Finger zierte. Wir hatten es wirklich getan. Wir hatten tatsächlich geheiratet. Ich sah mich suchend im Raum um und entdeckte das weiße Sommerkleid, das Kai vergangene Nacht einer fremden Frau abgekauft hatte, damit ich in einem weißen Kleid heiraten konnte. Auch seinen Anzug, sein Hemd und die Krawatte konnte ich auf dem Boden entdecken, wobei mir direkt wieder einfiel, wie unsere Hochzeit mit der Hochzeitsnacht in Kais Hotelzimmer endete. Sicherheitshalber schaute ich unter die Decke und als ich meinen völlig nackten Körper entdeckte, bestand kein Zweifel mehr daran, dass ich mit Kai geschlafen hatte. Verzweifelt seufzte ich und raufte mir die Haare, dann sah ich wieder neben mich. Der Dunkelhaarige schlief noch immer seelenruhig und ich überlegte kurz, einfach zu verschwinden, aber dann erinnerte ich mich daran, dass seine Exfreundin ihn betrogen hatte und es sicher furchtbar für ihn wäre, wenn ich ihn jetzt einfach zurücklassen würde. Als lehnte ich mich leicht in seine Richtung und strich ihm sanft über die Wange. Es kratzte leicht, weil er noch nicht rasiert war, aber das störte mich nicht. Ein schwaches Zucken seiner Augen zeigte mir, dass er langsam wach wurde und schließlich erblickte ich wieder das tiefe Blau, dem ich letzte Nacht verfallen war. „Guten Morgen, Ehemann", flüsterte ich und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Situation war grotesk, aber irgendwie war es auch ein schönes Gefühl neben der Person aufzuwachen, mit der man verheiratet war. Kurz riss Kai entsetzt die Augen auf, dann schien er sich an alles zu erinnern und grinste verschmitzt. „Ich schätze, wir haben zu viel getrunken." „Jap, sieht ganz so aus. Aber keine Sorge, in Las Vegas kann man sich genauso schnell scheiden lassen, wie heiraten. In wenigen Stunden bist du ein freier Mann." „Sehr gut. Was hältst du bis dahin von Frühstück? Die liefern hier auch aufs Zimmer." Hungrig leckte ich mir über die Lippen. „Hört sich verlockend an. Aber vorher hätte ich noch Lust auf was anderes." Mit diesen Worten ließ ich meine Hand über Kais nackten Oberkörper fahren und genoss es zu spüren, wie er sich anspannte und hörbar einatmete. Dann grinste er und legte seine Hand auf meine Wange. „Ja, darauf hab ich definitiv auch noch Lust." Sanft legte er seine warmen Lippen auf meine und ich erwiderte den Kuss grinsend, bevor ich mich auf ihn legte und mich an ihn schmiegte. Auf eine groteske Art und Weise war es Scheidungssex, den wir hier hatten und der Gedanke daran ließ mich beinahe kichern, hätte Kai mich kn diesem Moment nicht zum stöhnen gebracht. Eine halbe Stunde später lagen wir erschöpft zwischen den durchgewühlten Laken des Hotelbettes und Kai bestellte uns per Telefon ein Frühstück. 20 Minuten später saßen wir genüsslich kauend nebeneinander, im Bett und Kai fütterte mich ab und zu schmunzelnd mit einer Erdbeere. "Verdammt, das ist köstlich. Ich wünschte ich könnte es mir leisten, jeden Tag so zu frühstücken", entfuhr es mir und im nächsten Moment bereute ich diese Aussage. Was sollte Kai denn jetzt von mir denken? Dass ich mich an ihn rangeschmissen hatte, weil er viel Geld besaß? Ich spürte, wie ich leicht errötete, während Kai mich mit schiefgelegtem Kopf musterte. "Hast du Geldsorgen? Kann ich dir irgendwie helfen?", erkundigte er sich zu meiner Überraschung ein wenig besorgt. Ich zuckte die Schultern. "Ich hab Deutschland total überstürzt verlassen, mein Studium abgebrochen und das Geld, das ich mitgenommen habe, war schnell aufgebraucht. Also hab ich mich mit kleineren Jobs durchgeschlagen, aber gestern Abend wurde ich bei einem davon gefeuert." "Oh, das tut mir Leid. Wenn du willst, kann ich dir gerne Geld geben. Als Scheidungsabfindung sozusagen", murmelte er grinsend, was auch mich grinsen ließ. "Das wäre echt super, danke. Aber jetzt gehe ich erstmal duschen. Kommst du mit?" "Logisch, das lasse ich mir doch nicht entgehen." Mit diesen Worten folgte er mir ins Badezimmer, wo wir unsere Hochzeitsnacht fortsetzten.


"Fuck!" Verwirrt drehte ich mich zu Kai um, der verzweifelt auf sein Handy starrte. "Was ist los?" "Irgendwie sind Fotos von gestern Abend bei der deutschen Presse gelandet." "Und jetzt gibt es Artikel über dich, weil du dich betrunken hast?" "Nein, davon wissen die gar nichts. Aber sie haben Fotos von uns beiden und wissen, dass wir geheiratet haben." "Oh", murmelte ich vorsichtig, unsicher, was jetzt folgen würde. "Mein Berater hat mir geschrieben, was da los war. Ich soll ihn sofort anrufen. So eine Scheiße!" "Soll ich gehen? Wollen wir uns lieber erst heute Nachmittag um die Scheidung kümmern?" "Ja, das wäre denk ich besser. Gibst du mir deine Handynummer? Dann rufe ich dich an und wir treffen uns." Ich nickte und verwuchte mich an einem schwachen Lächeln. "Klingt gut. Gib mir dein Handy." Er reichte mir sein sehr neu aussehendes iPhone und ich tippte rasch meinen Namen und meine Nummer ein, dann gab ich es ihm zurück und schlüpfte in meine Schuhe. Meine Tasche, in der sich noch immer das Geld befand, das ich gestern im Flipper gestohlen hatte, fand ich unter einem Stuhl, dann war ich mir sicher, all meine Sachen zu haben. Unschlüssig sah ich Kai an, der aufstand und mich ähnlich unschlüssig ansah. Schließlich beugte ich mich vor und verschränkte meine Hände in Kais Nacken. Seine wanderten zu meiner Taille, dann legte ich zaghaft meine Lippen auf seine und küsste ihn so sanft, wie ich es bisher noch nie getan hatte. In der vergangenen Nacht waren wir stets leidenschaftlich und fordernd gewesen, jetzt berührten sich unsere Lippen so hauchzart, dass ich beinahe zu zweifeln begann, dass sie sich wirklich berührten. Irgendwann lösten wir uns voneinander und blieben noch einen Augenblick Stirn an Stirn stehen, dann ließ ich Kai los und lächelte sanft. "Wir sehen uns, ja?" "Ich rufe dich an, sobald ich mit meinem Berater alles geklärt hab." Ich nickte, dann verließ ich das Hotel. Draußen auf der Straße holte ich einmal tief Luft, dann machte ich mich auf den Weg zu meiner Wohnung. Wie immer ließen mich die kargen grauen Wände sofort in eine seltsame Tristesse verfallen und ich fühlte mich vom Raum gefangen. Als ich beim Betätigen der Klospülung feststellte, dass das Wasser mal wieder nicht funktionierte, reichte es mir endgültig. Ich würde mir so schnell wie möglich eine neue Wohnung suchen, denn in diesem Loch konnte ich nicht bleiben. Wie viel Geld mir Kai wohl überlassen würde? Ob ich mir damit etwas angenehmeres als das hier zur Miete leisten könnte? Wenigstens für ein paar Monate, bis ich wieder flüssig war? Meine Gedanken wurden unterbrochen, als mein Handy klingelte. Ich zog es aus meiner Hosentasche und sah aufs Display. Eine deutsche Nummer. Kai.

Let's get married!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt