Let's get married!

Fourty-Three

Die Tage zogen ins Land und mittlerweile konnte niemand mehr leugnen, dass wir mit riesigen Schritten auf den Winter zugingen. Die Tage wurden kürzer und kälter und abends ging mir nichts über eine heiße Dusche oder Badewanne und anschließend eine leckere Tasse Tee. Kai hatte eine Woche pausieren müssen, dann war er wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und hatte direkt am letzten Wochenende wieder in der Bundesliga gespielt. Lenas Worte aus dem Tunnel hatte ich nicht vergessen, aber ich verdrängte sie ganz bewusst, weil ich immer noch fest davon überzeugt war, dass wir Gefühle wirklich am wenigsten gebrauchen konnten, wenn das mit uns weiterhin klappen sollte. Allerdings bemerkte ich seit ein paar Tagen, dass sich wieder etwas zwischen Kai und mir änderte. Wie beim letzten Mal, wusste ich nicht, woran es lag, aber es hatte begonnen, nachdem wir vor ein paar Tagen miteinander geschlafen hatten. Direkt danach war Kai total komisch drauf gewesen und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, woran das liegen könnte. Aber wirklich Zeit, um mich damit auseinanderzusetzen, hatte ich nicht, denn die Uni forderte mich ganz schön mit den ersten Hausarbeiten und Klausuren. Mittlerweile hatte ich mich auch mit ein paar meiner Kommilitonen angefreundet, obwohl ich es bei einigen schwierig fand zu unterscheiden, ob sie wirklich mit mir befreundet sein wollten, oder mit der Frau von Kai Havertz. Seufzend versuchte ich mich wieder auf meine Hausarbeit zu konzentrieren, als mein Handy vibrierte, weil Lena mir eine Nachricht geschrieben hatte.

Le: Heute Abend um 19 Uhr bei Julian und mir, es gibt Tee, Kekse und einfach einen Abend unter Freunden🍪☕️ Die Frauenärztin hat mir heute morgen übrigens bestätigt, dass ich schwanger bin, also kann ich es Julian heute Abend endlich sagen🥰

Li: 19 Uhr ist notiert, das wird super!😍

Lächelnd machte ich mein Handy wieder aus und wandte mich meiner Hausarbeit zu, aber wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht mehr, weil ich mich viel zu sehr auf heute Abend freute. Julian würde Augen machen und natürlich freute ich mich auch mal wieder auf einen Abend ohne Lernen. In diesem Moment hallte Kais Stimme durchs Haus, denn er rief mich zum Abendessen und ich sah meine Hausarbeit gespielt bedauernd an. "Tja, ich hab's wirklich versucht, aber es hat heute nicht sollen sein." Grinsend stand ich auf und lief nach unten, wo Kai mich bereits am Esstisch sitzend erwartete. Wir begannen zu essen und ich erzählte ihm von Lenas Einladung, über die er sich sehr freute. "Cool, dann fahren wir am besten so in zehn Minuten los, oder?" "Jap. Ich will mir nur noch eine Jeans statt der Jogginghose anziehen." Gesagt, getan. Zehn Minuten später saßen wir im Auto und ich war wirklich froh, dass Kai das Radio einschaltete, weil wir sonst vollkommen in unangenehme Stille eingehüllt gewesen wären. Sobald wir unser Ziel erreichten, stiegen wir aus und klingelten, woraufhin uns eine breit grinsende Lena die Haustür aufmachte. "Hey, schön, dass ihr da seid! Kommt rein. Braucht ihr Hausschuhe?" Kai und ich verneinten beide und sobald wir uns Jacken und Schuhe ausgezogen haben, folgten wir Lena ins Wohnzimmer, wo auf dem Tisch zwischen den Sofas zwei Schüsseln mit verschiedenen Kekssorten und drei Kannen Tee standen. Dazwischen waren mehrere Teelichter platziert und aus der Box erklang leise Musik. "Heute war es ja wirklich unglaublich kalt, deshalb haben wir den Ofen angemacht", erklärte Julian grinsend, nachdem er uns begrüßt hatte und ich nickte zustimmend. "Ich hatte Deutschland gar nicht mehr so kalt in Erinnerung, obwohl ich nichtmal zwei Jahre in Las Vegas gelebt habe." "Wieso eigentlich ausgerechnet Las Vegas?", erkundigte Lena sich interessiert und wir verfielen in ein angeregtes Gespräch über Amerika und seine Vor- und Nachteile, bis ich Lena irgendwann zuzwinkerte. "Was haltet ihr von einem Foto, um diesen Abend festzuhalten?" "Gute Idee", sagte Lena sofort und grinste verschmitzt. "Okay, dann vielleicht zuerst ein Selfie und dann mache ich noch eins von euch und ihr eins von uns?", schlug ich vor und wir einigten uns darauf. Da Kai einen deutlich längeren Arm hatte als ich, machte er einige Selfies von uns, dann zog Julian sein Handy hervor. "So, jetzt ihr. Wollt ihr aufstehen oder sitzen bleiben?" "Ähm, ich weiß nicht. Beides?" Kai nickte zustimmend und Julian machte zuerst ein Foto von uns, auf dem ich schräg vor Kai saß und mich gegen ihn lehnte, während er mich von hinten umarmte, dann standen wir auf und Julian fotografierte uns neben dem Ofen, wobei Kai seinen Arm um meine Taille schlang und mir damit eine angenehme Gänsehaut verschaffte. "So, jetzt seid ihr dran", sagte ich irgendwann und griff nach meinem Handy, welches ich auf Lena und Julian richtete. "Stellt euch doch genauso hin, wie Kai und ich eben", forderte ich sie auf und sie taten es, dann nickte ich zufrieden und startete das Video. "3,2,1, Lena ist schwanger!" Julian fiel augenblicklich die Kinnlade nach unten und er sah völlig verdattert zu seiner strahlenden Verlobten. "Im Ernst? Bist du wirklich schwanger?" "Ja, bin ich. Du wirst Papa." "Yes!", rief Julian grinsend und hob Lena hoch, um sich mehrere Male mit ihr im Kreis zu drehen. Während die beiden sich freuten, hielt ich weiter mit der Kamera drauf, während Kai mich fragend ansah. "Seit wann weißt du es?" "Seit dem Länderspiel, da hat sie den Test gemacht. Es war echt schwer, nicht vor Freude zu platzen." "Das kann ich mir vorstellen. Die zwei werden tolle Eltern." "Ja, das werden sie ganz bestimmt." "Ich denke, wir wären auch tolle Eltern." "Was?" Völlig verdattert sah ich Kai an und war mir nicht sicher, ob er das gerade wirklich gesagt hatte, aber ich wurde durch Julian und Lena abgelenkt, die erstmal fertig gefeiert hatten, weshalb ich das Video beendete und ihnen sofort per WhatsApp schickte. "Ich würde sagen, darauf stoßen wir an!", rief Kai plötzlich und hob seine Teetasse, was wir ihm lächelnd gleichtaten. "Auf Baby Brandt!", schlug ich vor und wir stießen alle miteinander an. "Auf Baby Brandt!"

Der Abend bei Julian und Lena war noch bis spät in die Nacht weitergegangen und sehr lustig gewesen und als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich fest, dass Lena mir in den frühen Morgenstunden noch eine Nachricht geschrieben hatte.

Le: Danke für deine Idee und Hilfe gestern Abend🙏🏻 hab mir das Video gerade angesehen und es ist soooooooooschön😍😍 Aber was hab ich denn da am Ende gehört? Da hat Kai doch ganz deutlich gesagt, dass ihr zwei tolle Eltern wärt, oder? Deutlicher kann er dir wirklich nicht mehr zeigen, dass er dich liebt!♥️

Seufzend las ich mir ihre Worte wieder und wieder durch und fragte mich, ob sie Recht hatte. Vielleicht hatte Kai das nur so im Affekt gesagt oder weil er wusste, dass ich ein Video aufnahm und er wollte, dass andere, die es vielleicht sehen würden, uns unsere Ehe abkauften. Verwirrt von all dem Chaos in meinem Kopf legte ich mich zurück ins Kissen und sah zur Seite, wo Kai noch tief und fest schlief. Seine dunkelbraunen Haare lagen wirr um seinen Kopf herum, den er zur Hälfte ins Kissen gepresst hatte, weil er auf dem Bauch lag. Eine Weile sah ich ihm einfach nur beim Schlafen zu, dann griff ich nach meinem Handy, um Lena zu antworten.

Li: Immer wieder gerne! Danke, dass wir an diesem besonderen Moment für Julian und dich Teil haben durften😊 Ja, Kai hat das wirklich gesagt, aber ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich so gemeint hat oder ob er das nur gesagt hat, weil er wusste, dass es im Video zu hören sein würde...😔

Neben mir nahm ich Bewegungen wahr und mit einem Blick zur Seite stellte ich fest, dass Kai dabei war, aufzuwachen. So gut wie möglich schob ich meine wirren Gedanken wegen dem, was er gesagt hatte beiseite und rollte mich auf die Seite, sodass ich ihn lächelnd ansehen konnte. "Guten Morgen, Schlafmütze. Na, gut geschlafen?"