Eighteen

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Erschrocken drehte ich mich um und musterte mein Gegenüber. Irgendwoher kam mir das Gesicht bekannt vor, aber ich konnte es nicht zuordnen. Die junge Frau schien mich jedoch zu kennen, denn sie funkelte mich wütend an und ließ keinen Zweifel daran, dass ich ihr Ziel war. "Entschuldigung, kennen wir uns?", erkundigte ich mich unsicher und sie lachte kurz und humorlos, dann schüttelte sie den Kopf. "Nein, du kennst mich nicht. Aber ich kenne dich, du geldgeile Schlampe." Ihre Stimme blieb ruhig, obwohl ihre Augen Feuer spieen und ich zuckte zusammen. Dann durchzuckte mich die Erkenntnis. "Du bist Olivia, richtig? Kais Exfreundin?" "Er glaubt vielleicht, ich sei seine Exfreundin. Aber da täuscht er sich gewaltig und du dich auch!" "Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du ihn betrogen und er hat deshalb Schluss gemacht. Ich glaube also nicht, dass er zu dir zurückkommen wird." "Oh und wie er das tun wird. Spätestens in zwei Wochen wird er merken, was für eine billige Schlampe du bist und dann wird er dich in den Wind schießen und zu mir rennen." Ihr spottender Tonfall und die Art, wie sie über mich und über Kai sprach, löste in mir den Bitch-Modus aus und ich sah sie kühl an. "Dann komm in zwei Wochen wieder und wir werden sehen, ob Kai zu dir zurück will." "Oh, du willst spielen? Dann lass uns spielen." Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich will nicht spielen. Ich will, dass du deine gefakten Fingernägel von meinem Mann lässt. Ist das klar?" "Uh, jetzt hab ich aber Angst", entgegnete Olivia sarkastisch, "Wie willst du mich davon abhalten? Willst du dich mit mir um ihn prügeln?" "Wenn es sein muss, auch das." "Dann komm doch her, du kleine Kampfmaus." Ihr spöttischer Tonfall hätte mich beinahe dazu gebracht, tatsächlich zuzuschlagen, wenn ich in diesem Moment nicht die Stimme von Kais Berater im Ohr gehabt hätte. Kein Aufsehen erregen, kein unnötiges Medienspektakel provozieren. Also ließ ich meine Hand wieder sinken, doch Olivia bekam das zu spät mit. Ihre Handklatschte schallend auf meine Wange und ich schrie vor Schmerz auf. Sofort wanderte meine Hand zu der pochenden Stelle und ich starrte die Brünette sprachlos an. Sie schien beinahe selbst überrascht davon, dass sie zugeschlagen hatte, aber darauf achtete ich in diesem Moment gar nicht. Mit meinem besten Todesblick sah ich sie an, meine Stimme war gefährlich ruhig. "Geh. Renn um dein Leben oder ich schlage zurück und zwar mit der Faust." Zu meiner Überraschung machte Olivia tatsächlich einige Schritte zurück, dann blieb sie jedoch stehen. "Ich werde wiederkommen und mir Kai zurückholen. Verlass dich drauf." "Ich werde verhindern, dass du dir meinen Mann krallst und ihm wieder das Herz brichst. Verlass dich drauf." Sie drehte sich um und ging und ich schaute ihr nach, bis die letzte braune Haarsträhne hinter der Ecke verschwunden war. Erst dann realisierte ich, was gerade passiert war und sah mich paranoid um. Wenn das irgendjemand gefilmt hatte, würde es in spätestens zehn Minuten bei der Presse oder im Netz sein und ich hätte direkt für den nächsten Medienwirbel gesorgt. Seufzend lehnte ich mich gegen das Auto und bemühte mich, mein wild klopfendes Herz und meinen hektischen Atem zu beruhigen. Ich hatte es fast geschafft, als ich Kais Stimme hörte. "Hey, was machst du denn noch hier draußen?" Ich drehte mich zu ihm um und er riss die Augen auf, als er meine Wange sah. "Was ist passiert?" "Ich-", begann ich, stockte jedoch. Kai hatte Olivia geliebt. Sollte ich ihm wirklich erzählen, dass sie mich geschlagen hatte? "Lilli, wer war das? Ich kann von hier aus die Finger auf deiner Wange zählen, also war der Schlag verflucht fest. Was ist hier passiert?" Ich schluckte hart. "Olivia. Sie will dich zurück." "Und deshalb hat sie dich geschlagen?" "Ich- ich hab ihr gesagt, dass ich nicht zulassen werde, dass sie dir wieder das Herz brechen kann und sie hat gefragt, ob ich das verhindern will, indem ich mich mit ihr prügle. Und ich hab gesagt, dass ich das tun würde, wenn es sein muss und dann hat sie zugeschlagen. Sie hat einfach- einfach zugeschlagen." Meine Stimme wurde leiser, während ich fassungslos auf die Stelle starrte, an der die Brünette eben noch gestanden hatte. Eine Hand legte sich unter mein Kinn und zwang mich, den Kopf zu drehen und Kai anzuschauen. Er hob seine andere Hand und stricht mir so sanft über die noch immer pochende Wange, dass ich es kaum spürte. "Du musst dich nicht für mich prügeln. Wir werden einen anderen Weg finden, um Olivia klar zu machen, dass ihr Zug abgefahren ist. Wenn sie nochmal auf dich zukommt, rufst du sofort nach mir, okay? Sie wird dir nicht nochmal weh tun." Hilflos sah ich den Dunkelhaarigen an. "Versprochen?" "Versprochen. Möchtest du jetzt lieber nach Hause oder zurück zur Feier?" "Wärst du sehr böse, wenn ich nach Hause möchte? Das war glaub ich genug für einen Abend und reicht für fünf Kreuze im Kalender." Diese Worte entlockten Kai ein klitzekleines Schmunzeln und er schüttelte den Kopf. "Natürlich wäre ich nicht böse, ich kann es verstehen. Ich müsste nur den anderen Bescheid sagen. Einfach abzuhauen ist nicht meine Art." "Dann komme ich mit rein", murmelte ich, aber Kai schüttelte den Kopf. "Das musst du nicht." "Ich möchte aber nicht alleine hier warten", gab ich zu undKai seufzte leise. "Daran hab ich nicht gedacht. Dann komm, lass uns reingehen und schnell Bescheid sagen." Er griff nach meiner Hand und gemeinsam liefen wir zur BayArena. Wir hatten das Spielfeld noch nicht erreicht, als Julian uns entgegenkam. Im dämmrigen Licht des Ganges konnte er meine vermutlich knallrote Wange wohl nicht erkennen, denn er sprach uns nicht darauf an. Stattdessen grinste er wie immer. "Hey ihr zwei, wo seid ihr denn gewesen?" "Auf dem Parkplatz. Kannst du bitte kurz bei Lilli bleiben? Ich will mich noch schnell von ein paar Leuten verabschieden." "Verabschieden? Wieso das denn?", erkundigte Julian sich verwirrt und Kais Miene wurde grimmig. "Weil Olivia aufgetaucht und ausgerastet ist. Sie hat Lilli geschlagen." "Was?", entfuhr es Julian einige Dezibel lauter, "Ist die verrückt?" "Eher eifersüchtig", murmelte Kai, "Jedenfalls war das genug für einen Abend. Wir fahren jetzt nach Hause und machen uns einen ruhigen Abend auf der Couch." "Dann geh dich abmelden und ich bleib hier", sagte Julian entschlossen und Kai ließ uns stehen. Prüfend schaute der Blonde mich an. "Wie geht's dir?" "Keine Ahnung. Ich hab glaub ich noch nicht so ganz realisiert, was gerade passiert ist. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so ausrasten kann." "Sie hatte schon immer eine Neigung zu extremen Emotionen. Euphorie, Hysterie, da hast du nichtmal blinzeln können und sie war am Limit. Aber genauso stark hat sie eben auch geliebt. Na ja, dachte ich jedenfalls." "Das dachte Kai auch. Manchmal vergesse ich es fast, aber er wollte sie tatsächlich heiraten. Er wollte den Rest seines Lebens mit Olivia verbringen, wollte eine Familie mit ihr gründen, mit ihr alt werden. Und jetzt muss er so tun, als ob er sich das alles mit mir wünschen würde. Denkst du, das kann gut gehen?" Zweifelnd sah ich Julian an, der meinen Blick unsicher erwiderte. "Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich hab das Gefühl, dass ihr euch gut versteht und unter dieser Voraussetzung könnt ihr das wahrscheinlich eine Weile durchziehen, aber das mit Olivia heute hat ziemlich offensichtlich gezeigt, dass an einer gefakten Ehe mit Kai so einiges dranhängt, womit man vielleicht nicht rechnet. Erinnerst du dich noch, was ich dir gesagt habe, als ich euch bei eurer Ankunft in Deutschland nach Hause gebracht habe?" Ich nickte. "Dass ich rechtzeitig die Reißleine ziehen soll, wenn es mir zu viel wird." "Genau. Und bei dieser Aussage bleibe ich. Du bist die Einzige, die weiß, wann es dir zu viel wird. Machnicht den Fehler, dich verbiegen zu lassen bis du brichst. Die Medien sind Geier, fame- und geldgeile Geier, die dich in der Luft vor den Augen der ganzen Welt zerreißen können. Lass das nicht zu, Lilli. Niemals." Ernst wie ich ihn bisher noch nie erlebt hatte, sah Julian mich an und ich nickte, um zu zeigen, dass ich mir seine Worte zu Herzen nehmen würde. In diesem Moment kam Kai zurück, in der Hand eine weiße Tüte, von der einköstlicher Geruch ausging. "Einer der Köche hat mir Essen für uns mitgegeben und ich hab Peter und ein paar von den Jungs Bescheid gesagt. Ab nach Hause." Ich nickte und umarmte Julian zum Abschied, dann legte Kai seinen freien Arm um mich und wir liefen gemeinsam zum Auto. Während der Heimfahrt schwiegen wir und auch den restlichen Abend verbrachten wir nach dem Essen auf dem Sofa, wo ich einfach nur in Kais Armen lag, während er mit seinem Finger Muster auf meinen Arm malte bis ich irgendwann einschlief.

Let's get married!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt