Ich saß in meinen eigenen Klamotten in Annis Zimmer und band gerade meine Schuhe zu, sie stand mir gegenüber und lehnte sich gegen die Wand.
"Was hast du jetzt vor?" fragte sie ohne mich anzuschauen. Ich zuckte mit den Schultern, realisierte dann aber, dass sie das gar nicht sehen konnte.
"Keine Ahnung...Eine Nacht darüber schlafen und dann wird sich schon alles ergeben oder?" fragte ich sie ängstlich. Sie seufzte und schaute auf. Sie schaute mich mitleidig an, während ich aufstand und zum Fenster ging.
"Wie komme ich am besten raus?" fragte ich sie und schaute nach draußen. Alles war voll mit Wachen und Menschen, die gerade den Ball verlassen wollten.
"Komm mit." meinte Anni und nickte Richtung Tür."Da vorne ist ein Fenster, das relativ leicht aufgeht. Mach es auf, steig durch und verschwinde." Ich nickte und lächelte Anni dankbar an.
"Danke, für alles."
"Jetzt verschwinde schon." lachte sie und boxte mir gegen die Schulter. Ich war gerade um die nächste Ecke verschwunden, als ein lauter Knall, der wie ein Schuss klang, durch das Schloss halte und mich zum stehen bleiben bewegte. Sofort drehte ich um und ging zu Anni zurück, die wie angewurzelt dastand und in Richtung des Ballsaals starrte.
"Anni?" fragte ich vorsichtig und kam näher.
"Verschwinde, sofort!" wies sie mich an und zog eine Pistole unter dem Tüll ihres Kleides hervor. Ich versteckte mich hinter der Ecke, um welche ich vorher gegangen war und beobachtete die Situation. Anni ging mit gehobener Waffe in den Saal, ich hörte Leute schreien und Panik war ausgebrochen. Eigentlich sollte ich verschwinden, aber ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn Tim etwas passieren würde. Sogar Anni mochte ich mittlerweile zu sehr, um zuzulassen, dass ihr irgendwas passiert.
Vorsichtig näherte ich mich dem Ballsaal. Anni stand ruhig da, ihre Waffe auf jemanden gerichtet, den ich nicht sehen konnte.
"Fass ihn nur einmal dumm an und ich schwöre dir, ich mache dich kalt!" fauchte Anni. Unbemerkt schlich ich mich unter die Tische, welche direkt neben der Tür standen und konnte nun den ganzen Saal sehen. Die Gäste, die noch im Saal waren saßen verängstigt auf dem Boden. Ich sah, dass Anni ihre Waffe auf jemanden gerichtet hatte, vor dem Tim kniete, der an einem Arm festgehalten wurde. Dieser jemand, der von Anni bedroht wurde, war mir leider nicht unbekannt. Es war Aaron, der Tim ein Messer an die Kehle hielt.
"Was willst du machen? Mich erschießen? Das traust du dich nicht Kleine." forderte Aaron sie heraus.
"Willst du es herausfinden?" konterte sie, ich konnte die Anspannung, welche in der Luft lag, förmlich spüren. Vorsichtig wanderte ich unter den Tischen entlang, bis ich hinter Aaron und seiner Gefolgschaft war. Keiner schaute nach hinten, jedoch erkannte ich Veni, der direkt neben Aaron stand und Tim festhielt.
"Das hier muss nicht so enden! Zwing mich nicht dazu!" versuchte Paul die Situation zu entschärfen, jedoch ohne Erfolg.
"Ihr hört mir jetzt alle mal zu! Ihr verdammten Bonzen habt doch keine Ahnung, wie es außerhalb dieser verdammten Mauern aussieht, wir verrecken! Und wir werden hier und jetzt ein Exempel statuieren! Vielleicht ändert sich ja etwas, wenn die Leute hier merken, wie es ist, jemanden zu verlieren, der einem alles bedeutet!" schrie Aaron und zog einen Revolver, welchen er Tim an die Schläfe hielt. "Eine falsche Bewegung und ich drücke ab." Anni begann zu zittern. Sie hatte wirklich Angst, dass Tim etwas passieren würde.
"Leg die Waffe hin Kleine!" bellte Veni Anni an. Sie zögerte kurz, legte sie dann aber, wie ihr gehießen , die Waffe auf den Boden und kickte sie zu Veni herüber. "Sehr gut, ich wusste gar nicht, dass du auch tun kannst, was man dir sagt." kommentierte Veni und winkte sie zu sich. Anni blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor ihrem Körper.
"Du wärst wirklich niedlich, wenn du nicht so eine verdammte Schlampe wärst." entgegnete Aaron ihr, gab dem neben ihm den Revolver und packte Anni an der Schulter. Er zog ein Messer mit breiter Klinge und rammte es mit voller Wucht in Annis Schlüsselbein, sie schrie auf vor Schmerz. Paul rannte zu ihr und wollte ihr helfen, kassierte dafür aber einen ordentlichen Schlag und taumelte kurzzeitig rückwärts. Aaron nickte mit dem Kopf nach oben und sowohl Anni als auch Paul wurden gezwungen, vor ihm zu knien. Genau in diesem Moment sah Paul mich, kurz bevor er an den Haaren gezogen wurde, damit er Aaron anschaute.
"Sowas machen wir hier nicht! Noch eine Aktion in der Art und euer lieber Prinz endet mit einer Kugel im Kopf!" bellte er in die Runde.
"Glaubst du wirklich, dass die Majestäten im Schloss sind?" fragte Anni und funkelte ihn finster an. "Die wären doch schon lange hier! Alles was du heute tust, wird nichts ändern!" Aaron griff nach dem Messer in Annis Wunde und drehte es, sie stöhnte schmerzerfüllt auf und keuchte.
Aaron ging wieder zurück zu Tim und nahm den Revolver wieder an sich. Paul schaute mich an. Ich legte einen Finger auf meine Lippen und zog ein Messer. Ich versuchte ihm zu signalisieren, dass er mit Anni und Tim verschwinden sollte, wenn ich Aaron angreifen würde. Ich wusste, dass das nicht schön für mich enden würde aber ich musste etwas machen. Er nickte unmerklich und bereitete mich darauf vor, Aaron anzuspringen. Ich schloss die Augen, atmete tief durch, öffnete meine Augen wieder, festigte den Griff um das Messer in meiner Hand und dann wurde es ernst. Ich erwischte Aaron perfekt, er drehte sich zu mir um und landete auf dem Rücken, ich auf ihm. Paul packte Anni am Arm, zog sie nach oben und packte dann Tim, den er etwas unsanft hinter sich herzog.
Ich schlug Aaron auf die Nase und hielt ihm das Messer an die Kehle.
"Das traust du dich nicht Stegi. Das hast du dich schon das letzte Mal nicht getraut!" bellte Aaron mich an.
"Das letzte Mal hast du auch niemandem einen Revolver an die Schläfe gehalten!" bellte ich zurück. Aaron tastete nach eben genanntem Revolver, welcher ihm aus der Hand gefallen war. Bevor er diesen erreichte spürte ich einen Pistolenlauf an meinem Hinterkopf.
"Steh auf." drang Venis tiefe Stimme in mein Ohr.
"Was wenn nicht?" provozierte ich ihn. "Verprügelst du mich dann so wie Tobi?!" keifte ich ihn an und merkte dann, wie er den Lauf stärker gegen meinen Hinterkopf drückte.
"Steh. Auf!" wiederholte er seine Worte bestimmt. Ich stand auf, drehte mich schwungvoll um und trat ihm die Pistole gekonnt aus der Hand.
"Leg dich nicht mit mir an Veni." brummte ich und wollte gerade mit meinem Messer ausholen, als ich einen Schuss hörte und Veni an der Schulter getroffen wurde.
"Stegi!" schrie Paul, welcher um eine Ecke stand, Anni neben ihm mit einer Pistole, die sie auf Veni gerichtet hatte. Ich überlegte nicht lange und sprintete zu ihnen. Ich sprang Paul in die Arme, er hielt mich fest und taumelte einen Schritt zurück, sodass wir komplett von der Wand bedeckt waren.
"Gott sei Dank." nuschelte er in meine Haare und ließ mich dann los. Wir hörten einen lauten Knall und es quoll weißer Rauch aus dem Ballsaal. Dieser hielt allerdings nur für dreißig Sekunden, bevor er sich wieder so weit verzogen hatte, dass man ohne Probleme sehen konnte, jedoch waren Aaron, Veni und der ganze Rest verschwunden.
"Das kann doch jetzt nicht wahr sein!" Anni war sichtlich frustriert. "Stegi, du solltest jetzt wirklich gehen, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die Majestäten zurückkommen. Ich regel hier alles."
"Geht es Tim gut?" fragte ich völlig perplex. Paul nickte.
"Komm, ich bring dich nach Hause Stegi." meinte Paul zu mir und nickte mit dem Kopf Richtung Fenster, durch das ich ursprünglich verschwinden sollte.[TO BE CONTINUED]
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Dystopia [Stexpert] [BEENDET]
FanfictionWir schreiben das Jahr 2117 Die Welt wird von einem königlichen Zusammenschluss mit eiserner Hand regiert. Doch der Frieden währt nur, weil alle Gegner des Systems ohne zu zögern "beseitigt" werden. Doch die Rebellen gefährden den Frieden in einig...