Es betrat jemand mein Zimmer, ich schlug die Tür zu und wollte die Person auf den Boden werfen, doch er entwaffnete mich, rang mich zu Boden und hielt mich fest.
"Ganz ruhig, ich tue dir nichts." hörte ich eine tiefe, warme Stimme, dann half er mir aufzustehen. Vor mir stand Henry, er war älter als in den Erinnerungen im Tagebuch aber es war ganz sicher er. Als ich ihn genauer anschaute fiel mir auf, dass er auch der Mann war, der mit mir in der Zelle im Schloss saß. Er war ein Stück größer als ich, hatte grau-braune, etwas längere Haare und grüne Augen, die meinen ziemlich ähnlich sahen. Er trug eine dunkle, dreckige Hose und einen langen Mantel. Er sah ziemlich krank aus.
"Stegi." stellte ich mich vor, er nickte.
"Henry. Hast du das gesucht?" frage er und zog das Tagebuch hervor, ich nickte. "Hier." er gab mir ein Foto, auf welchem Tim und Anni zu sehen waren, Anni hatte noch ihre bunten Haare und beide sahen unfassbar glücklich aus. Ich steckte es in meine Hosentasche.
"Wir sollten hier verschwinden." sagte ich schließlich, Henry nickte."Woher hattest du mein Tagebuch?" fragte Henry auf einmal, während wir durch den Wald liefen, es war mitten in der Nacht und wir waren auf dem Weg zur der Hütte, zu der auch hoffentlich alle anderen gegangen waren.
"Das Mädchen auf dem Foto hat es mir gegeben. Die beiden mussten für eine Weile von hier weg und sie hat es mir gebracht, kurz bevor sie abgereist sind." meinte ich und zuckte mit den Schultern. Henry nickte.
Wir sahen eine kleine Hütte und Licht zwischen den Bäumen, wir waren da, hier sollten die anderen sein. Tatsächlich saßen draußen ein paar Leute, die ich schon ein paar Mal gesehen hatte aber nicht wirklich kannte. Einer von ihnen klopfte unauffällig gegen das Fenster, jedoch schien auch Henry dies zu bemerken, dennoch blieb er ruhig, da ich es auch war. Aaron kam aus dem Haus gelaufen, er sah fertig aus aber wahrscheinlich trotzdem noch besser als ich. Als er mich sah, lächelte er und machte eine Kopfbewegung, als wollte er sagen, dass alles in Ordnung war. Kurz darauf kam meine Mutter aus dem Haus gestürmt. Sie sah aus, als hätte sie bis gerade eben geweint. Als sie Henry und mich sah, rannte sie auf uns zu und schloss mich in die Arme.
"Oh Gott es geht dir gut." schluchzte sie in meine Schulter. Mir liefen ebenfalls Tränen übers Gesicht. Ich war unendlich froh, dass es ihr gut ging. Sie ließ mich los, atmete tief durch und schaute Henry an. Ihr fehlten die Worte, etwas zu sagen, weshalb sie ihn auch einfach nur umarmte. Als Henry sah, wie unangenehm es für mich, war nur daneben zu stehen, zog er mich auch in die Umarmung.
"Ich fass es nicht." murmelte meine Mutter.
"Endlich hab ich euch beide wieder." murmelte Henry und ließ uns beide wieder los.
"Stegi, Henry ist dein-" setzte meine Mutter an.
"Mein Vater." beendete ich ihren Satz. "Ich weiß." Sie schaute mich leicht verwirrt an.
"Du weißt es?" fragte sie verwirrt, ich nickte.
"Wir saßen vielleicht zusammen in einer Zelle im Schloss." lachte Henry.
"Ihr zwei habt bestimmt viel zu besprechen, ich lass euch mal allein." sagte ich schließlich und vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen.
"Tobi ist drinnen." sagte meine Mutter noch, ich nickte und ging in die Hütte, welche recht voll war. In einer Ecke saßen Tobi und Veni zusammen und redeten, neben ihnen saß Paul, der sich nicht an ihrem Gespräch beteiligte, sondern aus dem Fenster in den Wald schaute. Trotz dessen, dass Veni sich wie ein Arsch verhalten hatte, wirkte Tobi so glücklich wie schon lange nicht mehr. Als Tobi mich sah, hob ich meine Hand und machte eine kurze Bewegung mit dieser. Tobi und Paul standen gleichzeitig auf und kamen auf mich zu. Tobi war etwas schneller und schloss mich wortlos in die Arme. Er atmete erleichtert aus und ließ mich dann wieder los. Paul sah ebenfalls erleichtert aus, mich wieder zu sehen. Ich umarmte ihn, er fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare und strich mir beruhigend über den Rücken.
"Ich hatte wirklich Angst um dich Stegi." murmelte er
"Ich hab doch gesagt, ich komme bald nach." nuschelte ich gegen seine Brust.
"Stegi?" hörte ich Aaron fragen. Etwas widerwillig löste ich mich von Paul und drehte mich zu Aaron um. "Ich kann verstehen, dass du erstmal sehen willst, dass es allen gut geht aber wir müssen reden. Kommst du raus, wenn du fertig bist?" fragte er mich, ich nickte. "Wasch dich vorher vielleicht noch." sagte er mit einem Grinsen, bevor er nach draußen ging. Veni war mittlerweile auch zu uns gekommen und lächelte mich an. Paul wies mir mit einer Kopfbewegung an ihm zu folgen, was ich auch tat. Im Vorbeigehen legte ich Veni eine Hand auf die Schulter.
"Danke man." sagte ich, er nickte.
"Auch wenn du mir vielleicht nicht glaubst, ich bin froh, dass du es hierher geschafft hast." Diesmal nickte ich und folgte dann Paul, wir gingen durch eine Tür und waren in einem Zimmer, in welchem deutlich weniger Leute waren. Ein paar Leute lagen auf Matratzen, alle sahen ziemlich schlimm aus.
"Gott Stegi, was ist denn mit dir passiert?!" fragte Freddy, sobald er mich sah.
"Das ist zum Großteil nicht mein Blut." versuchte ich ihn zu beruhigen, doch das klappte nicht sonderlich gut. Er schob mich zu einem Stuhl, gab Paul eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen. Dieser kniete vor mich und fing an, mir das Blut vom Gesicht zu waschen.
Nach einer Weile kam eine Frau zu mir, welche ich schon ein paar Mal gesehen hatte. In unserer Siedlung hatte sie sich immer wieder um Verletzte gekümmert.
"Ich bin Poppy." meinte sie freundlich und lächelte Paul und mich an, wir beide lächelten zurück. "Ich wollte mir deinen Arm anschauen." erklärte sie, Paul half mir, mein Oberteil auszuziehen, welches komplett blutig war.
"War nur ein Streifschuss." meinte ich, doch Poppy ließ sich nicht beirren, desinfizierte die Wunde und schaute mich dann etwas mitleidig an. Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Das muss leider genäht werden." Ich verdrehte die Augen.
"War ja klar." seufzte ich. Poppy holte Nadel und Faden und fing an, meinen Arm zu verarzten. Es tat höllisch weh, doch mir blieb nichts anderes übrig als es über mich ergehen zu lassen. Paul wich mir die ganze Zeit nicht von der Seite und streichelte mir über den Rücken.[TO BE CONTINUED]

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Dystopia [Stexpert] [BEENDET]
FanfictionWir schreiben das Jahr 2117 Die Welt wird von einem königlichen Zusammenschluss mit eiserner Hand regiert. Doch der Frieden währt nur, weil alle Gegner des Systems ohne zu zögern "beseitigt" werden. Doch die Rebellen gefährden den Frieden in einig...