Wiedersehen macht Freude

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"In meiner Abwesenheit wird Simon euer Ansprechpartner sein. Bitte bringt ihm genauso viel Vertrauen und Respekt entgegen, wie mir. Ich vertraue ihm und seinen Fähigkeiten, mein Volk anzuführen, bis ich mit meinem Bruder wieder zurückkehre. Ihm liegt euer Wohl genauso sehr am Herzen wie mir und, genauso wie ich und mein Bruder, würde er alles tun, um euch und unser Erbe zu schützen. Wir werden bald zurück sein, bis dahin verhaltet euch bitte ruhig und geht kein Risiko ein." Alle standen wie gebannt vor Mazikeen und hörten ihr zu. Wir hatten Tim in den Plan eingeweiht, jedoch wusste er nichts, von Annis und meinem Plan und auch Mazikeen dachte, dass wir ihn nicht mehr in die Tat umsetzten wollten, doch das wollten wir nach wie vor.
Mazikeen sah ganz anders aus, als sonst. Ihre langen, silbernen Haare waren in einen kunstvollen, Zopf zusammengebunden, der mich an Wikinger erinnerte, auch trug sie kein Kleid, sondern eine dunkle Hose und einen dicken, viel zu großen Kapuzenpullover, in welchem sie fast verschwand, dazu schwere Stiefel. 
"Kommt bald wieder, und bringt Jace mit." sagte Simon, bevor er Mazikeen umarmte. Tim, Anni und ich warteten am Tor auf Mazikeen, als Simon zu uns kam.
"Was willst du?" fragte Anni leicht verwundert.
"Hier, beschützt Mazikeen mit allem was ihr habt." Er hob uns einen Seesack hin, welchen Anni vorsichtig nahm, danach verschwand er wortlos. Anni öffnete den Sack, es kamen Waffen zum Vorschein.
"Na das nehme ich doch gerne mit. Stegi?" Anni griff nach einem edel gearbeiteten Dolch, doch bevorzugte ihre eigene Schusswaffe, welche sie am Gürtel trug. Während ihrer Zeit bei den Formwandlern hatte sie sie abgelegt, da Mazikeen nicht wollte, dass wir Waffen tragen. Sie hielt sie für unnötig und zu gefährlich, außerdem wollte sie nicht, dass wir den Kindern Angst machen. Ich durchwühlte die Tasche und fand ein Messer mit Schlagring-Griff und eine Armbrust.
"Kannst du damit überhaupt umgehen?" fragte Mazikeen lachend, bevor sie selbst ein Messer und einen Metallfächer aus der Tasche zog.
"Ja?" protestierte ich, woraufhin auch Anni lachte.
"Tim, hier." Anni gab ihm ein Messer. "Du kannst dich verteidigen, das weiß ich. Also mach es auch, wenn es nötig ist." Tim nickte und nahm das Messer.
"Den Rest nehmen wir trotzdem mit, wer weiß wofür wir den Spaß noch brauchen." Anni nickte Mazikeen zu und schulterte die Tasche. Henry war schon aufgebrochen, hatte mir aber vorher noch gesagt, dass ich wissen würde, wo wir hinmüssten.

Wir waren fünf Tage unterwegs, bis wir endlich an der Schule ankamen, in die Aaron alle bringen wollte. Die Fenster waren mit Brettern verbarrikadiert, dennoch hörte man von innen keine Geräusche. Wir versteckten uns hinter ein paar Büschen.
"Vielleicht sind eure Freunde nicht mehr hier." bemerkte Mazikeen, doch ich schüttelte bestimmt den Kopf.
"Das würden sie nicht, Henry hätte es uns erzählt, wenn sie hätten gehen wollen und es sieht nicht aus, als wären sie angegriffen worden."
"Dann sollten wir einfach reingehen." entschied Anni, stand auf und ging nach drinnen.
"Warte-" wollte ich sie aufhalten, doch sie ging einfach weiter, Mazikeen folgte ihr bestimmt. Tim und ich schauten uns nur kurz an, folgten den beiden dann aber schnell. 
Anni öffnete die Tür und wir traten ein. Bevor wir etwas sagen konnten, wurden wir wie aus dem Nichts zu Boden gerungen. Die einzige, die es schaffte, ihren Angreifer zu überwältigen war Anni, die Aaron bestimmt festhielt. Ich schaute mich um und sah Tobi auf Mazikeen knien.
"Wer seid ihr und wie habt ihr uns gefunden?!" bellte er uns an.
"Lasst mich sofort los!" knurrte sie zurück. Als Tobis und meine Blicke uns trafen ließ er Mazikeen tatsächlich los und kam auf mich zu.
"Lasst sie los." sagte er, ich wurde ebenfalls losgelassen und Tobi fiel mir noch um den Hals, bevor ich aufstehen konnte. "Da bist du ja endlich!" sagte er erleichtert.
"Es ist auch schön, dich wieder zu sehen Tobi." Mazikeen rappelte sich wieder auf und klopfte sich Staub von ihrer Kleidung. Anni ließ Aaron los und zog Tim wieder auf die Beine.
"Jaja, ich freu mich auch, euch alle wiederzusehen." fauchte sie und verschränkte die Arme. 
"Stegi!" hörte ich meine Mutter rufen, die eine Treppe nach unten stürmte und mich ebenfalls umarmte, noch bevor ich aufstehen konnte. Sie half mir, wieder aufzustehen, wonach mich Henry ebenfalls umarmte.
"Stegi, gut dich wiederzusehen." sagte Aaron und nickte mir zu.

Wir saßen alle zusammen in einem Kreis in dem ehemaligen Lehrerzimmer, in unserer Mitte ein Lagerfeuer. Anni war schon den ganzen Abend verschwunden. Nachdem wir ankamen, hatte sie Paul kurz begrüßt und seitdem hatte sie keiner mehr gesehen.
"Du willst einfach in das Schloss spazieren?" fragte Aaron Mazikeen, die entschlossen nickte.
"Ja!" sagte sie, "Die haben meinen Bruder."
"Das ist doch Wahnsinn." brummte Veni aus einer Ecke.
"Ich kann es verstehen." sagte ich, "Ich wäre durch die Hölle gegangen, um Maddy zu retten."
"Und wer soll bei deinem Selbstmordkommando mitgehen?" fragte Aaron und setzte sich aufrecht hin.
"Stegi." sagte sie ernst, ohne eine Miene zu verziehen.
"Das kannst du ganz schnell wieder vergessen!" knurrte Aaron sie an, danach schaute er mich vielversprechend an, als wollte er dass ich ihm zustimmte, doch ich nickte Mazikeen stumm zu.
"Dann ist es beschlossen." sagte sie, "Je schneller wir Jace befreien, desto schneller könnt ihr euren Krieg weiterführen."
"Ihr werdet uns nicht helfen?" fragte Tobi, der uns die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte, Mazikeen schüttelte den Kopf.
"Nein, ich habe Stegi schon gesagt, dass ist nicht der Krieg mein Krieg, nicht der meines Volkes, sondern eurer." erklärte sie ruhig.
"Das kannst du nicht bringen!" fuhr Aaron sie an und sprang auf, "Du willst Stegi in Gefahr bringen, um deinen Bruder zu retten und dann einfach wieder verschwinden?!" Mazikeen stand ebenfalls auf.
"Ich habe Stegi aufgenommen, um ihn zu trainieren. Es ist mein gutes Recht, eine Gegenleistung zu verlangen!" Ich stand ebenfalls auf und drückte die beiden vorsichtig aber bestimmt auseinander.
"Können wir uns kurz unterhalten?" brummte ich Aaron an und zog ihn dann hinter mir her.
"Ich weiß schon eine Weile, dass du nicht ganz sauber bist Stegi aber-"
"Ich muss das tun. Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass Jace entführt wurde."
"Und deswegen willst du dich umbringen lassen?" 
"Nein, natürlich nicht, aber ich werde Mazikeen helfen. Sie hat Anni trainiert und mich auch, sie wird auf mich aufpassen und mich sicher wieder zurückbringen."
"Sicher, dass nicht du auf sie aufpassen musst?" fragte Aaron und verschränkte seine Arme, ich nickte bestimmt. "Fein, aber wir können euch nicht den Arsch retten. Wenn ihr das durchzieht, dann allein."
"Geht klar." Aaron und ich schlugen ein, als ein Falke auf der Fensterbank landete. Ohne zu zögern öffnete ich das Fenster und der Vogel hüpfte ins Zimmer. Doch statt Vogelkrallen landeten schwere Stiefel auf dem Holzboden.
"Was?" fragte Anni und zuckte mit den Schultern, als sie sah, dass alle sie anstarrten.
"Wo warst du?" fragte ich vorsichtig.
"Unterwegs." sagte sie, während sie zur Tür ging, "Könnten du und Maze mir kurz folgen? Wir haben was zu besprechen." Dann verschwand sie und schlug die Tür hinter sich zu.

[TO BE CONTINUED]

Dystopia [Stexpert] [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt