Mazikeen und ich standen am Hafen und warteten auf die Ankunft des Schiffes. Mittlerweile waren zwei Wochen vergangen und wir hatten immer noch keine Spur von Jace gefunden. Mazikeen war ein nervliches Wrack und konnte nicht mehr klar denken. Ich wusste mittlerweile relativ viel über die Siedlung und auch, wie sie geführt werden musste, sodass ich Mazikeen gut entlasten konnte. In der Ferne sahen wir endlich ein Schiff am Horizont auftauchen.
"Da sind sie!" stieß Mazikeen voller Freunde aus und rüttelte an meinem Arm.
"Ja, da sind sie." Ich konnte es mittlerweile kaum erwarten, Tim endlich wiederzusehen, und er wusste nicht einmal davon, dass ich hier auf ihn wartete. Nach einer gefühlten Ewigkeit legte das Schiff an und alle verließen es fluchtartig, als letztes Anni, jedoch keine Spur von Tim.
"Stegi." sagte sie fast lautlos, als sie mich neben Mazikeen stehen sah. Sie schüttelte leicht den Kopf, dann umarmte sie mich.
"Was machst du denn hier?!" fragte sie ungläubig, ohne mich loszulassen.
"Dich suchen." Sie löste sich von mir und schaute mich fragend an. "Wir brauchen deine Hilfe." Anni nickte.
"Das können wir auch noch besprechen, wenn wir Jace gefunden haben." Ich nickte, sie schaute mich kurz an, dann nahm sie Mazikeen wortlos in den Arm, welche sofort anfing zu weinen.
"Es tut mir alles so leid." hörte ich sie jammern, während Anni sie zu beruhigen versuchte.
"Das muss es nicht, Mace. Wir werden Jace finden, das verspreche ich dir. Stegi, da schmollt noch jemand unter Deck, vielleicht bekommst du ihn ja da raus." meinte sie mit einem Zwinkern. Ich nickte und betrat vorsichtig das Schiff. Ehrlich gesagt war ich noch nie auf einem Schiff und das ganze war mir etwas unheimlich. Vorsichtig pirschte ich unter Deck, wo ich jemanden in seiner Koje liegen sah, welcher sich zur Wand gedreht hatte. Ich blieb stehen, lehnte mich gegen eine Wand und räusperte mich extra laut. Der jemand drehte sich erschrocken um und starrte mich wie versteinert an.
"Stegi?" fragte er ungläubig, während er mich mit aufgerissenen Augen anglotzte. Ich musste schmunzeln und nickte. Er sprang auf, kam auf mich zu und umarmte mich, als hätte er mich schon Jahre nicht mehr gesehen.
"Hallo Tim." murmelte ich und kuschelte mich an ihn.
"Ich bin so froh, dich zu sehen." murmelte er und drückte mich noch fester an sich."Also, was genau ist passiert?" fragte Anni, nachdem sie mich beim Training mal wieder auf den Boden geworfen hatte und mir ihre Hand entgegenstreckte, um mir zu helfen, aufzustehen.
"Könntest du ein bisschen genauer werden?" fragte ich, während ich mich an ihrer Hand nach oben zog.
"Ich gehe davon aus, dass ihr keine Ahnung habt was mit Jace passiert ist, sonst wäre Mace nicht mehr hier, deswegen, warum brauchst du meine Hilfe?"
"Sie haben unser Zuhause zerstört, uns vertrieben. Der König plant irgendwas und du weißt wie er denkt."
"Stegi, ich kann euch nicht helfen. Sobald sie mich sehen, wissen sie, dass irgendwas nicht stimmt." sagte sie und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
"Seit wann bist du denn so?" fragte ich und zog eine Augenbraue hoch, Anni schaute mich fragend an und schüttelte leicht den Kopf.
"Ich lass euch beide allein. Ich wollte sowieso noch mit Maze reden." meinte sie mit einem Zwinkern, leicht verwirrt drehte ich mich um, nur um zu sehen, dass Tim hinter mir stand.
"Hilfst du uns?" rief ich Anni hinterher, als sie schon am gehen war.
"Jap!" rief sie zurück, bevor sie um eine Ecke verschwand.
"Hallo." lachte Tim mir ins Ohr, was mir einen Schauder über den Rücken jagte.
"Es ist schön, dass du wieder da bist." sagte ich lächelnd und lehnte mich gegen Tim, welcher seinen Kopf auf meine Schulter legte.
"Ja, ich bin auch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben." Ich wand mich aus Tims Umarmung und schaute ihn an.
"Dann willst du mir erzählen, dass es dir auf dem Boot nicht gefallen hat?" kicherte ich, woraufhin Tim lachend den Kopf schüttelte.
"Ich meine, es war schon ganz interessant und so aber ich bin doch lieber-"
"Yo Tim! Jetzt küss ihn doch einfach!" rief ihm jemand zu, ich drehte mich um und sah einen Typen, der ebenfalls auf dem Schiff war.
"Was?! Nein! Ich würde ihn doch nie küssen..." Dieser Satz traf mich mitten ins Herz, ich hörte danach gar nicht mehr zu, was Tim sagte. Ich wollte einfach nur noch weg und meine Ruhe haben. "Stegi? Wo willst du denn hin?" hörte ich ihn mir hinterherrufen, doch ich reagierte nicht. "Warte!" Tim packte mich an der Schulter, doch ich löste mich aus seinem Griff.
"Ich hab noch zu tun." mit diesen Worten verschwand ich und ließ Tim einfach stehen. Meine anfängliche Freude, ihn wiederzusehen, war komplett verflogen.Ich saß auf der Burgmauer und schleifte mein Messer, als ich im Augenwinkel sah, wie sich jemand neben mich setzte. Mazikeen legte wortlos ihren Kopf auf meine Schulter und seufzte.
"Hat Anni dich gefunden?" fragte ich, während ich weiter mein Messer schärfte.
"Ja, hat sie." meinte sie monoton "Ich hab echt Mist gebaut Stegi." fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu. Ich legte mein Messer weg und legte meinen Arm um sie.
"Du?" fragte ich ungläubig und lachte leicht.
"Ja?!" meinte Mazikeen empört. Sie wand sich aus meiner Umarmung und boxte mir gegen den Oberarm.
"Aua!" Ich rieb mir den Arm, während sie lachte. "Was hast du denn so schlimmes angestellt?"
"Bevor das Schiff abgelegt hat, hat Anni mir gesagt, dass sie Gefühle für mich hat." sagte sie und schaute auf den Boden.
"Und was hast du geantwortet?"
"Dass ich keine Beziehung führen kann und dass all meine Aufmerksamkeit meinem Volk gelten muss. Ich wollte sie doch gar nicht verletzten."
"Hast du ihr das auch gesagt?" Mazikeen nickte.
"Ja, aber es ist jetzt zu spät."
"Hat sie das gesagt?" Wieder nickte sie.
"Mazikeen!" hörten wir einen von den Wachen rufen. Sofort standen wir beide auf und schauten nach unten. Mit einer Handbewegung wies uns die Wache an, nach unten zu kommen, was wir auch sofort taten.
"Was ist los?" Mazikeen war wie ausgewechselt. Es machte mir fast Angst, wie gut sie ihre Emotionen verstecken konnte, wenn sie wollte.
"Ich muss ganz dringend mit euch sprechen." Ich starrte ungläubig zu der Person, die schwer atmend vor dem Tor stand.
"Was willst du hier? Du wurdest verbannt!" Mazikeen war zwar mit der Verbannung nie einverstanden, aber sie wollte nicht, dass jeder es wusste.
"Bitte, es ist wichtig." beteuerte Henry. "Es geht um Jace."
"Wer versichert mir, dass du uns nicht anlügst?"
"Ich." sagte ich selbstsicher und legte meine Hand auf Mazikeens Schulter. "Er wird nicht lügen." Mazikeen ging zum Tor, sodass sie direkt vor Henry stand. Sie sagte irgendetwas zu ihm, was ich aber nicht hören konnte.
"Was ist los?" fragte Anni, die direkt zu mir kam. Als sie Henry sah, blieb sie wie angewurzelt stehen.
"Bringst du Henry bitte in den Besprechungsraum Stegi?" fragte Mazikeen, die nun direkt hinter mir stand. Ich nickte. "Komm mit." sagte sie Anni und zog sie hinter sich her.
"Hallo Stegi." hörte ich Henry hinter mir. Ich drehte mich um und umarmte ihn.
"Es kann nichts gutes bedeuten, wenn du hier bist." murmelte ich und löste mich aus der Umarmung.
"Tut es auch nicht." seufzte Henry.[TO BE CONTINUED]
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Dystopia [Stexpert] [BEENDET]
Hayran KurguWir schreiben das Jahr 2117 Die Welt wird von einem königlichen Zusammenschluss mit eiserner Hand regiert. Doch der Frieden währt nur, weil alle Gegner des Systems ohne zu zögern "beseitigt" werden. Doch die Rebellen gefährden den Frieden in einig...